"Edison – Ein Leben voller Licht" im Kino
Ein Film wie ein schlechter Wikipedia-Eintrag + Trailer

21.07.2020 | Stand 20.09.2023, 0:14 Uhr

Begegnen sich nur ein einziges Mal im Film: George Westinghouse (Michael Shannon, links) und sein Rivale Thomas Edison (Benedict Cumberbatch). −Foto: Leonine/dpa

Eine echte Erleuchtung zu sein, davon ist "Edison - Ein Leben voller Licht" weit entfernt. Einerseits hält der Film von Alfonso Gomez-Rejon nicht, was der Titel verspricht, und ist eben kein Biopic über den wohl berühmtesten Erfinder der Geschichte: Thomas Alva Edison (Benedict Cumberbatch) ist neben dem Unternehmer George Westinghouse (Michael Shannon) und Nikola Tesla (Nicholas Hoult) nur einer von zweieinhalb Protagonisten. Zum anderen fehlt es dem Elektrodrama schlichtweg an Spannung.



"Ich hoffe, dass Sie ihre Scheckbücher dabei haben", mit diesen Worten begrüßt Edison an einem dunklen Winterabend im Jahr 1880 ein Dutzend Gäste auf einer Wiese in New Jersey. Er kann es sich erlauben, sein Ruhm ist nur unwesentlich kleiner als sein Ego. Außerdem wird es gleich hell: In einer Inszenierung, die in diesem Jahrtausend Steve Jobs oder Elon Musk zur Ehre gereicht hätte, präsentiert Edison die strahlende Zukunft. Er hat die Glühlampe zwar nicht erfunden, aber perfektioniert und – viel wichtiger – patentiert. Nun will er die USA elektrifizieren und das Licht in die Städte bringen.

Das aber hat auch der Industrielle George Westinghouse vor, allerdings mit einer anderen Technik. Statt wie Edison auf Gleichspannung zu setzen, erkennt er die Vorteile von Wechselstrom. Zwischen den beiden entbrennt der Stromkrieg, eine der ersten Formatstreitigkeiten des industriellen Zeitalters.

Die Waffen, mit denen die beiden Kontrahenten im Kampf um die Marktmacht in der aufziehenden Moderne kämpfen, sind auch heute noch zeitgemäß: Verleumdungen, falsche Tatsachenbehauptungen, geschickte Manipulation der Massenmedien, ewig dauernde Patentstreitigkeiten.

Das Potenzial dieses Konfliktes macht sich Regisseur Alfonso Gomez-Rejon allerdings nicht zunutze. Er schließt seinen Film mit einer behäbigen Inszenierung kurz und legt ihn als Erklärstück an: Ereignisse finden – von unsinnigen Alpträumen abgesehen – chronologisch statt, es geht um den elektrischen Stuhl, um den Zwei-Phasen-Motor, um die Weltausstellung Chicago im Jahr 1893. Damit das Publikum den Überblick nicht verliert, werden immer wieder Daten, Orte und Namen eingeblendet.

Das alles wirkt wie ein Wikipedia-Eintrag, wobei der Vergleich hinkt. Bei Wikipedia ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Fakten stimmen. Die Figuren sagen zwar häufiger vollmundige Sätze – "Das nächste Jahrhundert wird heller, wärmer und sicherer" (Edison) –, geben aber sonst nicht viel von sich preis. Interesse weckt man so nicht, da helfen weder die prominenten Darsteller noch die ungewöhnlichen Kameraperspektiven, die exquisite Ausstattung und die ansehnlichen CGI-Effekte.

Andreas Fischer

USA 2018, Regie: Alfonso Gomez-Rejon, mit Benedict Cumberbatch, Michael Shannon, 102 Minuten, ab 6 Jahren