Berchtesgadener Land
Ehrenring in Gold für Altlandrat Grabner

Festakt im Alpen Congress: Bernhard Kern ehrt seinen Vorgänger für politisches Lebenswerk

21.05.2021 | Stand 20.09.2023, 5:23 Uhr

Altlandrat Georg Grabner (rechts) mit seiner langjährigen "rechten Hand" Andreas Bratzdrum, damals Büroleiter, heute Bürgermeister in Tittmoning. −Foto: Kilian Pfeiffer

Seit über einem Jahr ist Georg Grabner, ehemaliger Landrat des Berchtesgadener Lands, schon im Ruhestand. Eine offizielle Verabschiedung hat es während der Corona-Pandemie nicht gegeben. Am Freitag verlieh Grabners Nachfolger Bernhard Kern dem 69-Jährigen die Ehrenbezeichnung des Altlandrats und zudem den Ehrenring in Gold, den der Landkreis zur Auszeichnung von Persönlichkeiten gestiftet hat, die sich durch ihr Wirken um den Landkreis "herausragend verdient gemacht" haben.

Seit rund einem Jahr hat man nichts von ihm gehört, kaum etwas gelesen. Er wollte sich nicht einmischen in die Politik, das hatte Grabner bereits angekündigt als er vergangenes Jahr abtrat und schließlich auch durchgezogen. "Meine Zeit in der Politik ist vorbei", sagt Grabner, der sich ganz gut anders zu beschäftigen weiß. "An keinem einzigen Tag war es mir bisher langweilig",berichtet er. Jeden Moment seines Ruhestands genieße er, nach langer politischer Karriere im bayerischen Landtag und 18 Jahren als Chef im Landratsamt.

6500 Tage an der Spitze des Landkreises

Die Rede beim Festakt übernahm der amtierende Landrat Bernhard Kern, der die wesentlichen Stationen der politischen Karriere Grabners nachzeichnete.
Vertrauen müsse man sich erarbeiten, so Kern, es sei die "größte Ehre, die man einem Menschen antun kann". Landrat Georg Grabner habe sich dieses Vertrauen verdient. Zeit dazu hatte der Teisendorfer jede Menge: 6500 Tage leitete er die Geschicke des Landkreises, in drei Amtsperioden hat er viel bewegt, etwa die Zusammenführung des Klinikenverbunds in kommunaler Trägerschaft, wohl eine der nachhaltigsten Errungenschaften, die man Grabner zuschreiben kann. Vertrauen, Respekt im Umgang – all das attestieren Grabner seine Weggefährten uneingeschränkt, parteiübergreifend zur Freude des Altlandrats, wie er sich nun bezeichnen darf.

Im April hatte der Kreistag entschieden, ihm diese Ehrenbezeichnung zuteil werden zu lassen, als "Anerkennung seiner herausragenden Verdienste", so Bernhard Kern. Der politische Werdegang von Georg Grabner begann Anfang der 1980er-Jahre. Er übernahm damals den Vorsitz der Jungen Union, leitete diese vier Jahre lang, saß ab 1984 im Kreistag – insgesamt 36 Jahre lang. Von 1987 bis 2002 war er Kreisvorsitzender der CSU Berchtesgadener Land, saß von 1990 bis 2002 als Stimmkreisabgeordneter im Landtag, war dort wohnungspolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion und Mitglied im Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen. 18 Jahre war er Mitglied im Gemeinderat von Teisendorf. 2002 wurde er Landrat.

"In besonderem Maß zur positiven Entwicklung beigetragen"

Georg Grabner habe alle Jahre über "unermüdlich, sachkundig und couragiert" gearbeitet, sagte Kern. Grabners Einsatz habe "in besonderem Maß zur positiven Entwicklung des Berchtesgadener Landes beigetragen". Grabner hat bereits die Kommunale Verdienstmedaille in Silber, den Bayerischen Verdienstorden, die Medaille des Bundesministeriums der Verteidigung und das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Das Ehrenamt sei dem 69-jährigen Teisendorfer immer ein besonderes Anliegen gewesen. Tatsächlich hatte Landrat Grabner bei jeder Gelegenheit die Notwendigkeit des Ehrenamtes in den Vordergrund gerückt, damit zur "Bereicherung des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens beigetragen", weiß Kern. Ihm zufolge habe Grabner in unterschiedlichen Bereichen Großes geleistet, etwa die erfolgreichen Verhandlungen für den Erhalt der Kreiskliniken Bad Reichenhall, Berchtesgaden und Freilassing in kommunaler Trägerschaft. Trotz teilweise heftigen Widerstands von Teilen der Bevölkerung, persönlichen Beleidigungen und gar Bedrohungen habe Grabner "unbeirrt an dem Ziel festgehalten, unsere Kreiskliniken mit den Kliniken des Landkreises Traunstein zu fusionieren und gemeinsam weiter zu betreiben". Mit der folgenden Fusion und Gründung der Kliniken Südostbayern AG im Jahr 2009 habe sich der Landkreis nachhaltig gut aufgestellt.

Einsatz für das gemeinsame Hospiz

Grabners Zielstrebigkeit sei es auch zu verdanken, dass der Kreistag vor fünf Jahren der Einrichtung der Geschäftsstelle "Gesundheitsregion plus Berchtesgadener Land" zugestimmt habe, die die Prävention sowie die Vernetzung von ambulanter und stationärer Krankenversorgung vorantreibt. Gemeinsam mit den Landkreisen Traunstein und Rosenheim sowie der Stadt Rosenheim wurde im Jahr 2016 das gemeinsame Kommunalunternehmen Chiemseehospiz in Bernau am Chiemsee gegründet, das Ende vergangenen Jahres seinen Betrieb aufnahm. Grabner setzte sich dafür ein, "den letzten Lebensabschnitt schwerstkranker Menschen menschenwürdig zu gestalten". In diesem Bereich zeigt Grabner auch persönlichen Einsatz: "Ich absolviere bis Ende des Jahres eine Ausbildung zum Hospizbegleiter", verriet er der Heimatzeitung. Das Thema ist ihm ein besonderes Anliegen. Er möchte in Zukunft Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten.

Landrat Kern erinnerte an zahlreiche Schulbaumaßnahmen, die unter seinem Vorgänger realisiert wurden: Die Staatliche Knabenrealschule und die Staatliche Berufsschule Freilassing wurden umgebaut, das Karlsgymnasium generalsaniert, Erweiterungen am Rottmayr Gymnasium vorangetrieben. Im Jahr 2019 wurden der Erweiterungsbau und die Sanierung des Sonderpädagogischen Förderzentrums St. Zeno, die Erweiterung des Kompetenzzentrums Schwerpunkt Hochvolt- und Systemtechnik an der Staatlichen Berufsschule Berchtesgadener Land und der Bau einer Aula für das Rottmayr-Gymnasium beschlossen.

Meilenstein in der Bildungspolitik

Ein Meilenstein in der Bildungspolitik des Landkreises sei der Ausbau der Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München und der Gründung des Schülerforschungszentrums gewesen. Er wurde 2009 als Verein gegründet. Grabner war seitdem bis zur Auflösung des Vereins 2013 Vereinsvorsitzender. Dann ging die Trägerschaft auf seine Initiative hin auf den Landkreis über. "Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass im Landkreis eine überregionale Bildungseinrichtung mit wissenschaftlicher Begleitung durch die Technische Universität München vorhanden ist", sagte Kern. Seit 2016 ist der Landkreis zudem Bildungsregion.

Die Erstellung eines Mobilitätskonzeptes 2018 und dessen Umsetzung in den nächsten Jahren sowie der 2019 gefasste Grundsatzbeschluss, mit dem Landkreis Traunstein einen Verkehrsverbund zu gründen, trügen wesentlich die Handschrift von Grabner, so Kern weiter. Mit der Erstellung sowie Umsetzung eines Klimaschutzkonzeptes für das Berchtesgadener Land, der Einstellung eines Klimaschutzmanagers im Jahr 2014 und der Gründung der Energieagentur Südostbayern gemeinsam mit dem Landkreis Traunstein zeige der Landkreis, wie man Maßnahmen vor Ort zum Schutz des Klimas ergreift. Deshalb hat sich die Verwaltung zu Klimaschutzzielen des Landkreises bis 2030 verpflichtet, etwa die CO2-Emissionen im Vergleich zu 2010 um 47 Prozent zu reduzieren.

Eine Vielzahl von Ehrenämtern

Mit der Gründung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Jahr 2002 sowie der Initiierung eines Wirtschaftsleitbildes für den Landkreis habe Grabner Neuland beschritten. Im Kampf gegen wirtschaftliche Folgen zahle sich der Einsatz nun aus: Die inzwischen als Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice bekannte Einrichtung in Freilassing unterstützt Unternehmer rund um Corona-Themen.

Der Weitsicht von Grabner sei es ebenso zu verdanken, dass der Landkreis finanziell gut aufgestellt ist, sagte Kern. "Als du Landrat wurdest, sah dies immerhin ganz anders aus", erinnerte der Landkreis-Chef. Georg Grabner hatte während der vergangenen zwei Jahrzehnte eine Vielzahl von Ehrenämtern und Nebentätigkeiten in Zweckverbänden wie bei der Sparkasse bis hin zu Planungsverbänden in Südostoberbayern: Er war Präsidiumsmitglied des Bob- und Schlittenverbandes, saß im Kuratorium der Fachhochschule Rosenheim, in Tourismusverbänden und begleitete das Biosphärenreservat. Seit 2002 setzte sich Grabner als Vorsitzender des Stiftungsrats dafür ein, dass mit
Unterstützung der Berchtesgadener Landesstiftung die gemeindlichen und kirchlichen Schulen sowie die Kinderbetreuungseinrichtungen modernisiert sowie Behinderteneinrichtungen gefördert werden konnten.

Für all dies überreichte Bernhard Kern Georg Grabner nun den Ehrenring in Gold des Landkreises.