Viele Intensivpatienten
Dritte Welle bereits in Landshuter Kliniken angekommen

22.03.2021 | Stand 21.09.2023, 22:40 Uhr

In den Augen des Ärztlichen Leiters Krankenhauskoordination, Jürgen Königer (hier bei einer Verlegung eines Covid-Patienten), ist die dritte Corona-Infektionswelle bereits in vollem Gange. −Foto: Landratsamt Landshut

Der Landkreis Landshut ist laut einer Pressemitteilung des Landratsamts bereits mitten in der dritten Welle der Corona-Pandemie angekommen.

"Wir sind bereits mitten in der dritten Welle angekommen. Die Covid-Intensivstationen der regionalen Krankenhäuser laufen wieder voll": Dieses ernüchternde Zwischenfazit zieht der Ärztliche Leiter Krankenhauskoordination im Rettungsdienstbereich Landshut, Jürgen Königer. Das exponentielle Wachstum der Virus-Mutationen, insbesondere der britischen Variante, die jede einzelne Unachtsamkeit bei der Einhaltung der gebotenen Hygieneregeln bestrafen, gehört nach Meinung des Intensivmediziners zu den Hauptursachen für diese Entwicklung.

Dritte Welle als Bewährungsprobe

15 Intensivpatienten mit nachgewiesener Corona-Infektion müssen aktuell in den Krankenhäusern des Rettungsdienstbereiches – zu dem neben Stadt und Landkreis Landshut auch die Landkreise Dingolfing-Landau und Kelheim gehören – behandelt werden, Tendenz weiter steigend. Gerade diese dritte Welle werde noch einmal zu einer Bewährungsprobe für die Kliniken – vielleicht sogar zur härtesten in der gesamten Pandemie. Denn im Covid-Intensivbereich werden die Patienten zusehends jünger, die Liegezeiten länger, die Krankheitsverläufe schwerwiegender, weiß Königer.

"Im Frühjahr vergangenen Jahres und auch im Winter mussten wir vor allem Patienten zwischen 70 und 90 intensivmedizinisch betreuen – jetzt ist das Durchschnittsalter der Corona-Intensivpatienten deutlich gesunken. Die Patienten sind jetzt meist zwischen 50 und 70 Jahre alt, wir mussten aber auch schon um deutlich jüngere Betroffen kämpfen", erzählt Königer, der selbst als Notarzt und Intensivmediziner praktiziert. Er führt diese Entwicklung in erster Linie auf den Impffortschritt in den höchsten Altersgruppen zurück. "Dennoch macht uns diese Situation weiter sehr große Sorgen."

Ein weiteres Problem: Jeder Covid-Intensivpatient muss erst einmal separat isoliert werden, bis klar ist, ob er mit einer Virusmutation infiziert ist: Erst dann dürfen die Intensiv-Doppelboxen auch mit zwei Patienten belegt werden. Das bindet Ressourcen und Zeit, im ohnehin bereits voll durchgetakteten Klinik-Alltag. "Durch interne Umstrukturierungen versuchen wir, noch mehr Covid-Intensivkapazitäten zu schaffen – aber irgendwann sind auch diese Möglichkeiten ausgeschöpft", meint Königer.

Steigende Patientenzahlen auch auf Normalstationen

So kann es zwischendurch auch vorkommen, dass Verlegungen nach außen stattfinden müssen, weil zu einem bestimmten Zeitpunkt kein freies Bett gemeldet ist. "Es kann zwar vorkommen, dass dann ein Patient in ein entfernteres Krankenhaus gebracht werden muss. Aber jeder Notfallpatient erhält die bestmögliche Behandlung", versichert Königer. Auf den Corona-Normalstationen steigen die Patientenzahlen ebenfalls weiter deutlich an, wenn auch nicht im selben Maße wie im ICU-Bereich (47 im gesamten Rettungsdienstbereich, davon entfallen 25 auf die Kliniken in Stadt und Landkreis Landshut).

Auffällig sei, dass auch die Intensivbelegung, die keinen Corona-Hintergrund haben, seit mehreren Wochen auf sehr hohem Niveau liegt – also Personen mit Herzinfarkt, nach Unfällen, Schlaganfällen oder anderen akuten Krankheitsbildern. "Viele Operationen können einfach nicht mehr verschoben werden, wenn sich der Zustand des Patienten so drastisch verschlechtert", erklärt Königer. Gerade deshalb brauchen die Intensivstationen derzeit jede helfende Hand. "Wir können nur an jede intensivmedizinisch ausgebildete Fachkraft appellieren, unsere Kliniken für einige Wochen zu unterstützen. Egal warum sie aktuell nicht im Krankenhaus arbeiten, sei es Elternzeit oder aus anderen Gründen: Ihre Kollegen, unsere Kliniken brauchen Sie dringend". Der Ärztliche Leiter Krankenhauskoordination bittet deshalb eindringlich, sich baldmöglichst bei ihm zu melden (E-Mail: kh-koordinator@zrf-landshut.bayern) – egal in welchem zeitlichen Rahmen ein vorübergehender Klinik-Einsatz möglich ist. Königer ist gerne bei der Vermittlung an die einzelnen Häuser behilflich.

− pnp