Altötting
Down-Syndrom-Bluttests: Eltern für Inklusion statt Gesetzesänderung

23.09.2019 | Stand 19.09.2023, 23:44 Uhr

Lea Ruckdeschel geht in die Regelschule in Heldenstein und wird ab dem nächsten Schuljahr zusammen mit ihrem Sozialbetreuer die Mittelschule in Ampfing besuchen. −Foto: S. Kamhuber

Ein kurzer Nadelpiks, der innerhalb von vier Tagen ein Ergebnis liefert - ein routinierter medizinischer Ablauf. In diesem Fall doch nicht ganz. Wenn das Stichwort Pränatale Diagnostik fällt, dann unweigerlich in Begleitung anderer Grundsatzfragen. Polarisierend wirkt nicht die Tatsache, dass eine werdende Mutter Kenntnis über die Gesundheit ihres Kindes gewinnen möchte, sondern was passiert, wenn das Ungeborene nicht gesund sein sollte.

Mehr dazu:
- Down-Syndrom-Bluttest vor Geburt "nur in begründeten Einzelfällen"

Was passiert, wenn ich mich für ein Kind mit Down-Syndrom entscheide? Für eine Antwort auf diese Frage kann Rosi Mittermeier aus einem Erfahrungsschatz von 23 Jahren schöpfen. 1996 hat sie in Garching "Von wegen Down", eine Selbsthilfegruppe für Familien mit einem Kind mit Down-Syndrom gegründet. 40 Familien mit Herkunft aus 50 Kilometern Umkreis stützen sich in dieser Runde gegenseitig durch Erfahrungsaustausch, aber auch Infoveranstaltungen und gemeinsame Feste. Die Gruppe setzt sich für bessere Akzeptanz von Behinderung in der Gesellschaft ein.

Verstärkte Diskriminierung durch Pränatale Diagnostik befürchtet

Schwangere Frauen sollen Bluttests vor der Geburt auf ein Down-Syndrom des Kindes künftig unter engen Voraussetzungen von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt bekommen: Mit diesem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschuss sind sie "natürlich überhaupt nicht zufrieden", so Mittermeier. Sie befürchte eine verstärkte Diskriminierung, geschürt von Vorurteilen und wenig Wissen der Entscheidungsträger.

Für Rolf Ruckdeschel, Vater der 13-jährigen Lea , ist ein solches Gesetz "nicht das Tragische an der Sache". Es reagiere lediglich auf die Haltung der Menschen gegenüber Behinderten. Änderungsbedarf sieht er also nicht auf Gesetzespapieren, sondern in Richtung bessere Inklusion. Lea Ruckdeschel geht in die vierte Klasse der Grundschule Heldenstein. Sie pocht darauf, Noten auf ihre Schulaufgaben zu bekommen - genau wie die anderen Kinder eben auch. Selbst wenn das bedeutet, dass sie am Nachmittag dafür deutlich mehr lernen muss als ihre Mitschüler.

Mehr dazu lesen Sie am Dienstag kostenlos mit PNP Plus und in Ihrer Passauer Neuen Presse (Ausgabe Altötting).