Passau
Donaupegel steigt - Eventuell Sperrung von B12 und B388

Stadtbrandrat: "Anstieg der Donau von knapp 60 cm in der Stunde hatten wir noch nicht"

04.08.2020 | Stand 21.09.2023, 4:33 Uhr

An der Ortspitze kann man deutlich verfolgen, wie schnell die Donau steigt. Ein Auto musste schon abgeschleppt werden, weil seine Vorderreifen schon im Wasser standen und die Polizei den Halter nicht mehr rechtzeitig ausfindig machen konnte. −Foto: zema-medien

Sprunghaft steigen die Flusspegel in Passau an, vor allem der Inn rauscht mit aller Macht aus den Alpen nach Passau und staut hier wieder einmal die Donau zurück.

Für die prognostizierte der Hochwassernachrichtendienst (HND) Bayern am Dienstag einen Scheitel von 8,50 Metern. Die Vorhersagen über den Zeitpunkt des Höchststands schwanken von Mitternacht bis Mittwochvormittag.

Weitere Bilder aus Passau sehen Sie hier in unserer Fotostrecke.

"Sollte dieser Pegel eintreffen, muss die B12 auf Höhe Freyunger Straße sowie die B388 auf Höhe Löwmühle für den gesamten Verkehr gesperrt werden", teilte die Stadt Passau am Dienstagabend mit. "Wir bitten deshalb, von einer Fahrt ins Stadtgebiet Passau über diese Strecken abzusehen, bzw. den Bereich großräumig zu umfahren." Eine Umleitung werde beschildert.

Die Stadtbusse verkehren im Fall dieser Sperre folgendermaßen: Linie 1/2 und 3/4 Richtung Grubweg/Hals: Umleitung über B388, Schulbergstraße und Abteistraße Linie 4 bis Lindau. Es wird ein Pendelbus von Lindau nach Hals über die Alte Straße eingerichtet. Der Oberhaus-Bus wird eingestellt.

Die Fritz-Schäffer-Promenade ist für den gesamten Verkehr gesperrt, die Umleitung ausgewiesen. Auch die Unterführung Sulzsteg ist weiterhin ist nicht befahrbar, ebenso die Stromlänge. Die Parkplätze unter der Schanzlbrücke und im Ort sind gesperrt, ebenso die Wohnmobil-Stellplätze in der Racklau.

2500 Sandsäcke vorbereitet

"Wir haben das Glück, dass die Donau relativ wenig Wasser hatte", analysierte am Dienstagmittag Stadtbrandrat Andreas Dittlmann die Lage. "Aber sie ist innerhalb einer Stunde um 61 Zentimeter gestiegen." Er meinte damit den Anstieg der Donau zwischen 9 Uhr (6,26 Meter) und 10 Uhr (6,87 Meter). "In der Form haben wir das noch nicht gehabt! Wir sind bislang von maximal 40 Zentimetern in der Stunde ausgegangen."

Das Phänomen hänge mit dem Inn zusammen: "Es ist schon brutal, was da im Alpenraum runterkommt. Jeder Tropfen, der nördlich des Chiemgaus runterfällt, kommt irgendwann nach Passau." Die Einsatzpläne stünden parat: Der Bauhof habe laut Dittlmann bereits vormittags 2500 Sandsäcke vorbereitet, für die Erstmaßnahmen genügend. Sollte mehr nötig sein, werden mehr befüllt. "Die Scheitelwelle wird in der Nacht kommen, gegen Mitternacht oder in den frühen Morgenstunden", sagte Dittlmann. "Bis dahin haben wir noch genug Vorlauf und können uns darauf einstellen."

Autos teils im Wasser

Nicht nur für die Feuerwehr und den Bauhof bedeutete ein derart sprunghaft steigendes Wasser Stress, sondern zum Beispiel auch für die Polizei. So musste sie auf die Schnelle Besitzer von Autos informieren, deren Fahrzeuge zu nahe an Inn oder Donau stehen. Dienstagvormittag wurde an der Ortspitze ein Wagen versetzt, weil er bereits mit den Vorderreifen im Wasser stand, "der Fahrzeughalter konnte nicht mehr rechtzeitig erreicht werden", meldet die Passauer Polizei. Ebenfalls bedroht ist die Tiefgarage in der Höllgasse. Hier wurden die betroffenen Fahrzeughalter informiert.

Gegen 11.30 Uhr schlug auch die Warn-App "Achtung.Passau!" Alarm. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Pegel der Donau um die sieben Meter erreicht. Noch nicht genug für eine Meldestufe, doch die Stadt warnte in der App-Mitteilung, dass der Pegel "im Verlauf des morgigen Vormittags" Meldestufe 4 und damit 8,50 Meter erreichen könnte. Zum Vergleich: Beim Jahrhunderthochwasser 2013 erreichte die Donau eine Höhe von 12,89 Metern. Meldestufe 4 ist ganz oben auf der Treppe des staatlichen Hochwasser-Nachrichtendienstes. Der definiert sie so: "Bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet oder Einsatz der Wasser- oder Dammwehr in großem Umfang erforderlich."

Ab 13 Uhr sperrte die Stadt die Fritz-Schäffer-Promenade, Busse von und nach Grubweg/Hals und in den nördlichen Landkreis mussten über den Anger umgeleitet werden. Die Feuerwehren konzentrierten sich laut Dittlmann auf die "typischen Hochwassergebiete im Altstadtbereich, also Ort, Höllgasse und Bereiche der oberen Donaulände". Ab 18 Uhr befüllte die Feuerwehr weitere Sandsäcke.