Diktat von ganz oben

Pia Seiler schreibt seit einem Jahr Bücher – Ihr neuestes Werk enthält "Gespräche mit Gott"

28.05.2019 | Stand 28.05.2019, 4:00 Uhr

Mit Laptop am Wohnzimmertisch: Pia Seiler, mit zwei ihrer früheren Werke, schrieb hier auch ihr neuestes Buch. −Fotos: Stanley

Falkenberg. Auf der Suche nach Gott sind viele Menschen. Pia Seiler hat ihn ihrer Ansicht nach gefunden; spricht mit ihm und schreibt darüber. Im März 2018 fing sie mit der Schriftstellerei an. Seitdem hat sie drei Bücher in einem Print-on-Demand-Verlag herausgebracht, bei dem Bücher auf Bestellung gedruckt werden. Ihr neuestes Werk "Im Herzschlag Gottes. Lieber Gott – ganz logisch!" ist ein über 450 Seiten starker Wälzer. Dort legt sie großteils ihre "Gespräche mit Gott" in Frage-und Antwort-Form dar und beschäftigt sich darin mit großen Themen, die die Menschheit seit jeher umgetrieben haben, wie etwa Umwelt und Schöpfung, Macht und Geld, Liebe und Beziehungen.

"Du kommst automatisch dazu", sagt die 52-jährige Seiler zu ihrem Weg zum Schreiben. Vorerfahrungen habe sie keinerlei; nur die schlechte Situation, in der sich die Welt befinde, treibe sie dazu. "Wir haben einige Fehler gemacht", meint Seiler zu jedem einzelnen Menschen und der Menschheit allgemein. Dies sei aber nicht schlimm, so lange der Mensch die Fehler erkenne und nicht mehr begehe. Daran hat Seiler jedoch Zweifel: "Wir müssen die Fehler begreifen und mit ihnen besser umgehen. Ich will das Bewusstsein der Leute wecken. Es kann tatsächlich jeder etwas tun. Darum schreibe ich."

Deshalb will Seiler mit ihren Schriftstücken einen jeden erreichen. "Wir dürfen uns nicht so viel nehmen, dass wir die Erde ausbeuten", sagt Seiler, für die die Gier nach dem Geld einer dieser Fehler ist, die auf Dauer unsere Umwelt zerstörten und Leid verursachten. "Wir müssen umdrehen und das Denken anfangen. Unsere Kinder haben sonst keine Zukunft mehr. Ich muss mich entscheiden: Geld oder Liebe."

Die Themen, über die Seiler schreibt, kommen jedoch laut eigener Aussage nicht von ihr selbst. Sie bezeichnet ihre Eingebungen als ein Diktat – von Gott. Dabei könne sie lediglich ihre Fragen steuern. "Es sind schon seine Antworten, nicht meine", sagt Seiler zu ihren oftmals täglich niedergeschriebenen Texten, die zu großen Teilen nicht ihre eigenen Worte beinhalten würden. "Mit Fantasie hat das nichts zu tun. Ich bin kein fantasiebegabter Mensch." Meist in der Nacht, im Schlaf, führe sie diese "Gespräche". Am Morgen setzt sie sich dann an ihren Tisch und schreibt die Dialoge auf. In ihren Augen betreibt sie Prophetie, wie es jeder mache, der hinter der Schöpfung und Gott stehe und darüber spreche. "Ich bin ein Prophet, weil ich den Mund aufmache", sagt Seiler pragmatisch, sieht aber auch das Geheimnisvolle in ihren Erfahrungen, die sie aber nicht als Erscheinungen bezeichnen würde. "Ich kann es nicht so erklären, dass es jemand versteht. Die Gespräche kommen einfach."

Ihr Buch enthalte aber auch autobiografische Züge. Die freiberufliche Gitarrenlehrerin ist in Halsbach, Landkreis Altötting, aufgewachsen und machte dort im Religionsunterricht negative Erfahrungen mit dem Pfarrer. Damals habe sie mit ihm diskutiert, warum sie das Glaubensbekenntnis auswendig lernen muss. Mit ihrem vor knapp zwei Jahren verstorbenen Mann zog sie nach Falkenberg. Ihre Ehe brachte eine Tochter hervor, hielt jedoch nicht. "Es waren viele Extreme dabei", sagt Seiler zu ihrem bisherigen Leben. Sie selbst bezeichnet sich als "durch und durch Christ". Den institutionellen Religionen steht sie jedoch skeptisch gegenüber. "Schöpfung und Macht gleichzeitig geht nicht", sagt Seiler und kritisiert damit den Machtanspruch der Kirche. "Ich habe etwas gegen das Glauben." Für sie gehe es um Logik, sie wolle alles in Frage stellen.

Logisch ist für Seiler auch der Glaube an die Wiedergeburt der Seele. Eine Lehre, die jedoch mit dem grundlegenden Glauben des Christentums an eine Auferstehung mit Leib und Seele nicht vereinbar ist. "Die Wiedergeburt ist keine Glaubenssache. Ich weiß es für mich. Ohne das hätte ich nicht schreiben können", sagt Seiler für die das Grundübel die Angst der Menschen, vor allem vor dem Tod, sei. Diese Angst könne durch die Wiedergeburt überwunden werden, schließlich sei der Tod nur eine "größere Pause". Ein "Nach-mir-die-Sintflut"-Denken wäre somit ein Schnitt ins eigene Fleisch.

Seiler sieht ihr Buch als spirituelle Lektüre. Die aus christlicher Sicht häretischen Elemente in ihrer Botschaft machen es jedoch zu einem esoterischen Werk. Lesern einschlägiger Literatur kann es Denkanstöße liefern. Durch die Tagebuch-ähnlichen Kapitel, die sich meist nur über ein bis zwei Seiten erstrecken, entsteht der Eindruck von Stückwerk, dem stellenweise der rote Faden fehlt. Unterschiedliche Schriftgrößen verstärken dieses Bild. Seiler, die für das Layout selbst verantwortlich zeichnet, unterstreicht eine Vielzahl ihrer Texte mit oft ansprechenden Bildern. Ihr nächstes Buch soll "Die Prüfung" heißen und eine Krise in ihrem Leben behandeln, über die sie jetzt noch nicht sprechen will. Stoff für mindestens drei Bücher habe sie noch, so die Autorin.

− sta

"Im Herzschlag Gottes. Lieber Gott – ganz logisch!" gibt es im Verlag tredition für 79,50 Euro als Hardcover, ISBN: 978-3-7482-5329-7 und für 14,99 Euro als E-Book, ISBN: 978-3-7482-5330-3.