Plattling
Diese Plattlingerin arbeitet auch an ihrem 88. Geburtstag

23.04.2019 | Stand 25.10.2023, 11:36 Uhr

Täglich sitzt Annemarie Stumpf (88) noch an dem Schreibtisch in ihrem Büro. Dort erledigt sie Telefonate, öffnet die Post und korresponidert mit Kunden. Für die Mitarbeiter der Firma Hefele ist die Seniorchefin beliebte Ansprechpartnerin. Besonders freut sie sich, dass das Geschäft ihrer Eltern bereits in der vierten Generation weitergeführt wird. −Foto: Woipich

Die Plattlingerin Annemarie Stumpf geht jeden Tag zur Arbeit - und das mit 88 Jahren. Der PNP erzählt sie jetzt, warum.

Jeden Morgen um 5.30 Uhr klingelt bei Annemarie Stumpf der Wecker. Auch am Mittwoch, 24. April - ihrem 88. Geburtstag - wird er um diese Zeit gehen. Und auch an diesem besonderen Tag wird die Jubilarin nach dem Aufstehen eine Stunde lang Gymnastik machen, anschließend frühstücken und dann mit ihrem Auto zu ihrem geräumigen Büro fahren. Dort, im ersten Stock des Gebäudes der Firma Hefele in der Plattlinger Robert-Bosch-Straße, arbeitet Annemarie Stumpf – und das seit über 70 Jahren. Beinahe selbstverständlich also für die rüstige Dame, dass so ein "kleiner" Geburtstag nichts an ihrer disziplinierten Morgenroutine und ihrem Arbeitsalltag ändert. Seit Annemarie Stumpf ein junges Mädchen war, genauer seit ihrem 14. Lebensjahr, ist die Plattlingerin in dem Stahlhandelsgeschäft, das ihre Eltern Hans und Franziska Hefele im Jahr 1930 gegründet haben, tätig.

Von Montag bis Freitag kommt Annemarie Stumpf um 8.30 Uhr zur Arbeit, fährt erst abends gegen 18 Uhr wieder nach Hause. Eine ganz normale 40-Stunden Woche eben. An den Samstagen hilft sie im Einzelhandelsgeschäft der Firma am Stadtplatz. Ans Aufhören denkt die 88-Jährige bis heute nicht. Denn den Umgang und Kontakt mir ihren Kunden kann und möchte Annemarie Stumpf auch im Rentenalter nicht missen. Heute befindet sich das Unternehmen Hefele in den Händen der vierten Generation. Stefanie Fertl, die Tochter von Annemarie Stumpfs' Sohn Hans ist inzwischen ebenfalls mit ihrem Mann in den Betrieb eingestiegen. Eine Entwicklung, auf die die Seniorchefin sehr stolz ist: "Mir ist es wichtig, dass es weitergeht mit dem Geschäft und dass sich die Familie verträgt und zusammenhält."

"Ich war die einzige Alternative"

Als sie selbst gerade einmal 24 Jahre alt war, starb der geliebte Vater, der ihr immer auch Vorbild und Mentor war, an Lungenkrebs. Ein Schicksalsschlag, der das Leben der jungen Frau verändert hat: "Ich wusste, dass ich die Verantwortung übernehmen musste. Meine Schwester und ihr Mann hatten keine Kinder. Einen Bruder gab es nicht. Also war ich die einzige Alternative", erinnert sich Annemarie Stumpf. "Mein Vater hätte gerne einen Sohn gehabt. Einen männlichen Erben, der das Unternehmen fortführt. In den Zeiten, in denen ich geboren wurde, waren Geschäftsfrauen eine Seltenheit", sagt Stumpf. Umso mehr wollte sie es ihren Eltern beweisen, dass auch sie das Zeug hat, eine Firma zu leiten.
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