Bad Füssing
Die "Pieta": Zeichen der Frömmigkeit in der Region

04.03.2021 | Stand 21.09.2023, 0:15 Uhr

Die barocke Pieta in der Andreaskirche in Safferstetten.

In den Wochen der Fastenzeit geht der Blick auf die Darstellungen Marias als Schmerzensmutter, wie sie in der Heilig-Geist-Kirche in Bad Füssing, in der Andreaskirche in Safferstetten und in der Bürgermeister-Frankenberger-Kapelle im Kurwald zu finden sind. Dabei handelt es sich um "Pietas" oder auch sogenannte Vesperbilder. Sie zeigen die trauernde Gottesmutter, die ihren Sohn nach der Abnahme vom Kreuz auf ihrem Schoß hält.

Das Wort "Pieta" stammt aus dem Italienischen und bedeutet "Frömmigkeit" und "Mitleid". Die Bezeichnung "Vesperbild" für Maria mit ihrem toten Sohn im Schoß ist darauf zurückzuführen, dass Maria ihren toten Sohn am Karfreitag zur Stunde des Abendgebetes, eben der "Vesper", entgegengenommen haben soll. Die Pieta stellt den Moment zwischen der Kreuzabnahme Jesu und seiner Grablegung dar. Eingang hat die Darstellung der Pieta auch in den Kreuzweg gefunden, wo es in der 13. Station heißt: "Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt."

Zeichen der Volksfrömmigkeit seit dem 14. Jahrhundert

Die Entstehung der gefühlvollen "Pieta"-Darstellungen von Maria mit ihrem Sohn geht zurück auf eine Veränderung von Mystik und Volksfrömmigkeit im 13. Jahrhundert. Christus wird nicht mehr vorrangig als der strahlende Sieger und König gesehen, sondern als der Leidenden betrachtet, zu dem es galt, eine innere Beziehung aufzubauen. Aus der Passionsfrömmigkeit vor allem der dominikanisch geprägten Frauenmystik des Spätmittelalters entstanden die ersten "Pieta"-Darstellungen im deutschen Sprachraum. Früheste "Pieta"-Darstellungen aus der Zeit um 1340 in Deutschland haben sich im Raum Naumburg, Erfurt und Coburg erhalten.

In Niederbayern ist es das auf dem Gartlberg bei Pfarrkirchen 1659 an einem Baum aufgehängte Vesperbild, das wenige Jahre später 1662 zum Bau der bekannten Gartlbergkirche führte. Eine Wallfahrt, die bis heute am Leben ist. Auch in Rotthalmünster entstand um 1644 zunächst in einer Holzkapelle (die heutige Wieskapelle) eine Wallfahrt zu einer aus Holz geschnitzten wundertätigen "Pieta". Ebenso geht die Wallfahrtskapelle "Zur Kreuzsäule" nahe Obernzell auf eine beim Hochwasser von 1501 angeschwemmte hölzerne "Pieta"-Gruppe zurück, die 1618 durch eine "Pieta" aus Stein ersetzt wurde.

Gleich drei "Pietas" in der Pfarrei Bad Füssing

In der Pfarrei Bad Füssing sind drei "Pietas" zu finden. So hängt in der Pfarrkirche Heilig Geist eine spätgotische, ausdrucksstarke "Pieta" zwischen den beiden Eingangstüren auf der linken Kirchenwand. Etwas versteckt in der 1639 errichteten Valentinskapelle in der Andreaskirche im Ortsteil Safferstetten, stößt man auf eine weitere barocke "Pieta". Eine dritte "Pieta" schließlich steht in einer Nische über der Eingangstür der vor einigen Jahren von Maria Frankenberger in Erinnerung an ihren Mann Max Frankenberger, langjähriger Bürgermeister von Bad Füssing, errichteten Frankenbergerkapelle am Rande des Kurwaldes. Weitere kunstgeschichtlich interessante "Pieta"-Darstellungen im Dekanat Pocking haben sich in Bad Höhenstadt (1780), Kößlarn (1898), Malching (1530), Sammarei (1640), Rotthalmünster (um 1600) und Eholfing (18. Jahrhundert) erhalten.

− di