Die Männer von der Zeltbühne gekickt

Die Siegerinnen im 5. Eulenspiegel Poetry Slam heißen Eva Karl und Teresa Reichl

18.07.2019 | Stand 20.09.2023, 3:05 Uhr
Christine Pierach

Applaus auch von den Männern: Teresa Lechl (l.) und Eva Karl. −Foto: Pierach

Der 5. Eulenspiegel Poetry Slam endete, wie auch schon letztes Jahr, am Dienstag mit einem Patt der Finalisten: Als Siegerinnen 2019 stehen per Publikumskür Teresa Lechl und Eva Karl fest.
Bumillo, der bewährte Slam-Moderator, vermehrt sich. Zum einen im Wortsinn, er feiert gerade die Geburt seines zweiten Kindes, zum anderen im übertragenen Sinn, stellte sein Statthalter sich doch als "Bumillos kleiner Bruder" vor. Eigentlich hatte Philipp Herold mitstreiten wollen im Wortdrechslergefecht an der Ortspitze. Sein Kumpel Bumi bat ihn aber wegen des Babyalarms den Moderator zu geben. Und das tat Slampoet Herold bravourös. Neben den sechs Kandidaten holte er auch den Mundart-Musiker Christoph Theussl in beiden Vorrunden auf die Bühne.
Im Poetry Slam sind Kostüme, Musik und Requisiten verboten. Jeder Akteur durfte diesmal sieben Minuten lang nur Selbstverfasstes vortragen, gereimt, gerappt, gesungen, abgelesen oder auswendig rezitiert. Jury ist das Publikum, per Applausometer.
Und da hatten vier mitstreitenden Männer durchaus ihre Fans, aber gegen die beiden sehr selbstironischen, sehr souveränen und sehr gescheiten Frauen leider komplett verloren. Eva Maria Karl, zweifache Mutter mit Phobie vor den anderen Kindergarten-Müttern, schickte im ersten Dreier-Wettbewerb Daniel Wagner und Rapper Kevin Neugebauer von der Bühne. Nach der Pause eröffnete Pascal Simon mit einer rhetorisch ausgefuchsten, kernigen Publikumsbeschimpfung und dem Rat, in eine Zitrone zu beißen. Hans Schwarzmayr berichtete gereimt von den wenigen Stunden seines Nichtraucher-Daseins. Die Regensburger Studentin Eva Lechl landete bei den vorwiegend jungen Zuschauern sogleich einen Volltreffer mit der Begründung an die Urenkel fordernde Oma, warum eine 23-Jährige heutzutage noch nicht unbedingt Kinder kriegen muss.
Das finale Match also lieferten sich die beiden Frauen. Eva Karl legte stark vor mit soziokritischen Gedanken, die sie in Martina Schwarzmann-Manier am eigenen, leicht chaotischen Familienleben aufhing. Ihr Credo: Die letzte Hoffnung sind die Vengaboys. Teresa Reichl gab eine Germanistik-Lektion eigener Art, indem sie Liebesgedichte aus drei Epochen rezitierte, allerdings von ihr geschrieben, von einer Frau an den Mann. Das Ergebnis blieb, auch beim Stechapplaus, unentschieden, was in diesen Kreisen, pardon, "Hippiescheiße" heißt. Das Patt war weise von Philipp Herold und einen eigenen Applaus wert, zu unterschiedlich und auf die jeweils besondere Art großartig waren beide Finalistinnen aufgetreten. Die Siegerinnen fielen sich überrascht in die Arme. Den obligaten Preis, eine Flasche Schnaps, überließ die Reichl großzügig der Karl: "Du hast zwei Kinder, du brauchst den."
Heute Abend gibt Frank-Markus Barwasser den Erwin Pelzig mit "Weg von hier".