St. Georgen
Die Jagd ist für sie Passion und Lebenseinstellung

11.04.2017 | Stand 11.04.2017, 11:13 Uhr

Zusammen mit ihrer zweijährigen Gebirgsschweißhündin Tinka ist Jungjägerin Lucie Egner ein eingeschworenes Team. − Fotos: ae/privat

Lucie Egner liebt die Verbundenheit mit der Natur. Wenn sie zusammen mit ihrer zweijährigen Gebirgsschweißhündin Tinka durch den Wald streift, sind Alltagsprobleme oder Berufsstress schnell vergessen. "Die Stille und die verschiedenen Stimmungen je nach Jahreszeit, die Gerüche und natürlich die Tiere schärfen die Sinne, machen den Kopf frei und vermitteln dir ein gutes Gefühl."

Die St. Georgenerin ist als Jungjägerin im Revier der Familie in St. Georgen unterwegs. Hochstand bauen, Bäume begutachten, Salzsteine kontrollieren, Fährten lesen und natürlich die Pflege des Wildbestandes gehören zu ihren Aufgaben. Mit einem Anteil von drei bis fünf Prozent der rund 800 Jäger im Kreisverband Traunstein des Bayerischen Jagdverbands sind weibliche Waidmänner aktuell noch stark in der Minderzahl. Seit der Jahrtausendwende ist die Tendenz allerdings deutlich steigend.

Seit Juli letzten Jahres ist die gebürtige Tschechin, die bereits seit 18 Jahren in Deutschland lebt, stolze Inhaberin eines Jagdscheins. "Das war eine sehr intensive Zeit", erinnert sie sich an die neunmonatige Lernphase. Jagdrecht, Naturschutz und Wildkunde, Hundewesen, Waffenkunde und -technik, Munition sowie die jagdliche Praxis im Revier standen drei Mal pro Woche auf dem Programm.

"Von den 44 Teilnehmern waren gerade mal drei Frauen", erinnert sich Lucie Egner, die Mutter einer 13-jährigen Tochter ist. Dass man den Jagdschein nicht geschenkt bekommt, belegen die zwölf Kandidaten, die die Prüfung nicht bestanden haben. Während viele der angehenden Jäger das erste Mal auf der Pirsch waren, verfügte die 40-Jährige allerdings schon über reichlich Praxiserfahrung. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Martin-Michael Mayer war Lucie Egner bereits seit 2011 auf der Jagd unterwegs. Er hat ihre Faszination für die vielen Facetten des Jagdwesens vertieft. Wen wundert’s: In der Familie des Versicherungsfachwirts ist die Jagd bereits seit sieben Generationen Tradition.

Der erste eigene Abschuss war schon ein besonderes Ereignis. "Natürlich ist man sehr aufgeregt, bis die Entscheidung fällt, aber man muss auch einen kühlen Kopf bewahren, um alle Bedingungen genau zu prüfen. Dazu gehört natürlich auch, das Wildbret im Anschluss aufzubrechen und in unserem Kühlraum mit Unterstützung eines Metzgers weiterzuverarbeiten. Alles wird verwertet." Sogar der Aufbruch wird dazu benutzt, ein Greifvogelprojekt im Hochrevier am Hochgern zu unterstützen. Wie wertvoll das Fleisch selbsterlegter Tiere zum Überleben fernab großer Supermarktketten sein kann, hat Lucie 2005 bis 2007 auf einer Farm in Afrika miterlebt, wo sie längere Zeit gelebt hat. "Dort hat die Jagd nochmal einen anderen Stellenwert. Von den erlegten Tieren wird so gut wie alles weiterverwertet."

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie am 12. April in der Heimatzeitung.