Hauzenberg/Oberdiendorf
Die Heiligen mussten improvisieren

Auch Oberdiendorfer Nikoläuse waren unter Corona-Umständen unterwegs

06.12.2020 | Stand 20.09.2023, 3:33 Uhr

Große Laternen sind im Advent in Hauzenberg und in umliegenden Orten aufgestellt, so auch in Oberdiendorf am Kirchplatz. Dort wäre in normalen Jahren der große Einzug gewesen. Einige Heilige der Nikolausgemeinschaft Oberdiendorf schauten am Samstag noch kurz vor 20 Uhr an der Kirche vorbei. Dann machten sie sich auf den Heimweg nach ihren Einsätzen, heuer unter ganz besonderen Umständen. −Fotos: Nikolausgemeinschaft

Es ist kein leichter Einsatz gewesen heuer für die Mitglieder der Nikolausgemeinschaft Oberdiendorf in der Nikolaushauptstadt Hauzenberg. Im Vorfeld standen viele Telefonate mit Behörden und Ämtern an. Absagen wollte man auf keinem Fall, berichtet Obernikolaus Hermann Saxinger. Man durfte diesmal nur im Landkreis Passau Familien besuchen. Die Besuche in der Stadt Passau musste man alle absagen. Auch Kindergärten durften dort nicht besucht werden.

Wo es möglich war, wurde der Nikolaus mit Würde empfangen. Bei den meisten Familien geschah das im Garten, an der Feuertonne oder mit Kerzenschein. Bischof Nikolaus fasste sich kurz bei seiner Ansprache. Er sei heuer alleine da, sagte er den Kindern. Sein Begleiter Knecht Ruprecht sei schon unterwegs zum nächsten Haus. Sie seien in großer Eile, weil so viele Kinder warteten. Die erhofften Geschenke habe der Krampus aber vor der Haustür abgestellt.
Für die Nikoläuse sei es emotional sehr schwierig gewesen, berichtet die Nikolausgemeinschaft. Sie durften die Kinder nicht in den Arm nehmen, sie konnten ihnen nicht die eine oder andere Träne aus dem Gesicht wischen.

Den Heiligen kam angesichts der Umstände die langjährige Erfahrung zugute. Spontanität war gefragt. Kein Besuch war wie der andere, überall musste improvisiert werden.
Selbst wenn Familien kurzfristig in Quarantäne waren und absagen mussten, suchte das Team auch hier nach einer Lösung. Der Nikolaus winkte einfach von weiten durch das Fenster.

Besonders traurig war Obernikolaus Hermann Saxinger, da er selber in dieser schwierigen Zeit nach 31 Jahren nicht zur Verfügung stand. Sein Stellvertreter Matthias Weishäupl übernahm alle Aufgaben des Obernikolauses, nach Absprache mit Saxinger. Weishäupl leitete auch das Nikolausbüro. Dort waren 112 Anmeldungen eingegangen, bilanzierten die Oberdiendorfer Nikoläuse. 209 Kinder wurden zu Hause besucht. Besuche gab und gibt es bei mehreren Kindergärten und Schulen, die vorher ein schriftliches Hygienekonzept vorgelegt hatten. Mehr Besuche waren aber auch nicht möglich. Es standen nicht alle Nikoläuse zur Verfügung. Die Anmeldungen entsprachen in etwa der Hälfte der vergangenen Jahre. In diesem Jahr war der Besuch bei der Tagespflege der Caritas in Wotzdorf nicht möglich. An einen Einzug war nicht zu denken im Jahr 2020. So mussten die Rösser der Familie Anetzberger aus Oberdiendorf nach über 20 Jahren im Stall bleiben. Als Ersatz für den Einzug wurde aber bereits im Vorfeld ein Video gedreht. Alle Hauzenberger Nikolausgemeinschaften, Gilden und Gruppen hatten das gemeinsam beschlossen. Das Video erstellten Imke und Michael Mattes in ihrem Studio "Film- und Schnitt-Mattes". Jede Nikolausgruppe stellte den Film auf ihrer Homepage oder bei Facebook zur Verfügung, selbst auf der Homepage der Stadt Hauzenberg war es zu sehen. Es war ein Nikolausjahr der besonderen Art, darin waren sich alle einig. Jeder Nikolaus im Einsatz musste nach den Corona-Vorgaben bis 20 Uhr zu Hause sein.