Hauzenberg
Die Grenzen erkennen zwischen Hass und Spaß in den Medien

Hauzenberger Realschüler befassen sich mit Gefahren im Internet

22.12.2021 | Stand 20.09.2023, 6:54 Uhr

Der Schlag ins Gesicht oder der Tritt mit dem Fuß als Zeichen der Vergeltung, der Rache oder des Hasses sind das eine. Menschen treffen und verletzen kann man auch mit den sozialen Medien. Diese sind zum zerstörenden Werkzeug im Umgang unter den Menschen geworden. "Hate speech" ist die neue Waffe. Diesen Hassreden gingen die Schülerinnen und Schüler die 7. Klasse der Realschule Hauzenberg mit ihrer Lehrerin und Medienpädagogin Sabrina Schiermeier auf den Grund. Sie hielten sich dabei auch den Spiegel vor.

Digitale Plattformen seien hilfreiche Mittel in der Kommunikation und in vielen anderen Lebensbereichen, sagte Schulleiter Andreas Gilg zu Beginn einer Unterrichtsstunde zu diesem Thema in der 7. Klasse. Wenn man damit sinnvoll umgeht.

Oft würden sie aber zum Übel und erzeugten Gewalt und Hass. Deshalb begrüßte er die Initiative von Sabrina Schiermeier und das Interesse der Schüler.

Fast alle sind schon mal Opfer geworden

Die zwei Seiten der sozialen Medien hatte die Lehrerin den Schülern zur genauen Betrachtung als Aufgabe gestellt. "Was liebe ich am Internet und wo habe ich Bedenken?" Darüber durften die Siebtklässler nachdenken und dann ihre Erfahrungen mitteilen. "Love" war die eine Sammlung und "Hate" stand auf der anderen Seite einer Aufzählung. Auf der positiven Seite standen die Pflege von Kontakten auch außerhalb der persönlichen Treffen, das Teilen von Erfahrungen und Erlebnissen sowie Lob und Anerkennung für besondere Leistungen und gutes Verhalten. Viele Beispiele von "Hate speech", also Hassreden in den Medien, fielen den Schülerinnen und Schülern ein. Dazu gehörten die Verbreitung von schlechten Reden über Andere, falsche Behauptungen als getarnte "Fake news" und vor allem die anonyme Verbreitung von Hass und Unwahrheiten. Gefährlich seien hier besonders Chatgruppen als Quelle von Mobbing.
Sabrina Schiermeier hatte Beispiele aus Chats mit Hass und Drohungen gesammelt. Morddrohungen und Aufrufe zu Gewalt oder Diskriminierung füllten täglich die digitalen Seiten. Zielgruppen seien dabei oft Flüchtlinge, Menschen mit anderen persönlichen Eigenschaften oder Politiker. "Jeder Mensch kann Opfer werden", betonte die Medienpädagogin. Hassreden würden sich in Sekunden weit verbreiten. Mit einem "Like" zu solchen Botschaften unterstütze man den Hass und die "Fakes". Schnell gebe es viele "Follower". Oft würden extreme Formen von Hassnachrichten mit Symbolen verschleiert. Die Verfasser versteckten sich hinter anonymen Namen.

Ein kurzer "Check up" brachte ans Licht, dass fast jeder Schüler oder jede Schülerin aus der Klasse schon schlechte Erfahrungen im Internet erlebt hatte. Auf die Frage, ob sie selber im Netz schon beleidigt wurden oder schlecht über sie geredet worden sei, gingen alle Hände in die Höhe. Fast alle Schüler hatten aber auch schon selber die sozialen Medien zur Verbreitung von schlechten Reden oder Unwahrheiten über Mitmenschen genutzt. Diese Offenheit war das Ergebnis einer ganz persönlichen Gewissenserforschung.

Es gibt Möglichkeiten sich zu wehren

Ganz wehrlos sei man gegen Angriffe auf die eigene Person nicht, erklärte Sabrina Schiermeier. Sie verwies auf die Möglichkeiten der Sperrung von Nachrichten und auch auf den Gang zur Polizei, wenn es sich um Beleidigungen oder rechtswidrige Formen der Verbreitung handle.

Die Grenze zwischen Hass und Spaß müsse erkannt werden, war das Fazit nach dem Unterricht, und dass Hass keine Form einer Meinungsäußerung sein könne. Für einen sorgsamen Umgang mit den Medien bekamen die Schüler einen "Medien-Führerschein" ausgehändigt.