Freyung-Grafenau
Die digitale Kartierung des Landkreises – Wie das GIS hilft, Zeit und Geld zu sparen

25.01.2018 | Stand 25.01.2018, 16:00 Uhr

Arbeitserleichterung durch GIS: Der Wirtschaftsinformatiker Michael Burghart (v.l.) und der Neuschönauer Bürgermeister Alfons Schinabeck begrüßen die Digitalisierung von Geodaten. − Foto: jmu

Über einen Beamer wirft Michael Burghart im kleinen Sitzungssaal des Landratsamts eine Karte an die Wand. Auf den ersten Blick eine ganz normale Landkarte von Hinterschmiding. Doch es ist viel mehr als das. Durch einen Klick am PC wird die Landkarte zu einem hochauflösenden Satellitenbild. Noch ein Klick und das Kanalnetz der Gemeinde taucht auf. Dann die Wasserleitungen, dann die Stromleitungen. Burghart ist Wirtschaftsinformatiker und am Landratsamt damit beauftragt, das landkreiseigene Geoinformationssystem auf die Beine zu stellen. Die PNP hat nachgeschaut, wie weit das Projekt gediehen ist.

Geoinformationssysteme, kurz GIS, sind keine neue Erfindung, erklärt Landratsamtssprecher Karl Matschiner. Jede Landkarte, die je gezeichnet wurde, ist im Grunde ein GIS: Ein System, das geographisch verortbare Daten anschaulich macht. So gesehen, sagt Matschiner, waren schon die Höhlenzeichnungen der Steinzeitmenschen ein GIS, wenn unter die Abbildung von Tieren durch Striche und Muster eingezeichnet wurde, wo und wie sich diese Tiere bewegen.

Freilich sind diese Systeme seit damals ungleich komplexer und variabler geworden, nicht zuletzt durch die fortschreitende Digitalisierung. Und die Anwendungsbereiche sind schier grenzenlos, erklärt der GIS-Beauftragte Burghart: "80 Prozent aller Daten haben einen räumlichen Bezug und lassen sich auf einer Karte darstellen."

Er veranschaulicht das anhand des Kanalnetzes von Neuschönau, das er mit wenigen Klicks herbeizaubert. Nicht nur sind die Verläufe der Rohre "auf den Zentimeter genau" erfasst, Burghart kann auch auf einen Blick erkennen, wie tief die Schächte reichen, welches Material verwendet wurde und, durch farbliche Markierung, wie groß der Sanierungsbedarf ist.

Seit 2014 tüftelt der Landkreis an seinem GIS. Der Landkreis und sein Beauftragter Burghart sind dabei dafür zuständig, den Rahmen zu schaffen, in den alle in den Gemeinden erhobenen Daten eingespeist werden können. 23 von 25 Gemeinden sind mittlerweile Teil der Zweckvereinbarung, die für FRG-GIS getroffen wurde. Nur Waldkirchen und St. Oswald-Riedlhütte sind (noch) nicht dabei.

Die teilnehmenden Gemeinden dürfen dabei zu weiten Teilen selbst entscheiden, welche Daten sie einspeisen wollen, mit Ausnahme von Daten zu "Pflichtaufgaben" wie Wasser-, Strom- und Kanalnetz.Alfons Schinabeck, Neuschönauer Bürgermeister ein glühender Anhänger der Digitalisierung und damit auch des GIS, nennt als Beispiel die Wanderwege von Neuschönau: "Wenn da, was ja ab und an passiert, ein Schild abhanden kommt, können wir sofort sehen, welches Schild wo stand." Das wäre für seine Gemeinde wichtig, andere Gemeinden würden stattdessen detaillierte Friedhofskataster anlegen.

Neuschönaus Bürgermeister war es auch, der die Idee dazu hatte, das GIS für den Katastrophenschutz zu verwenden. Auch wenn keiner vor Ort sein sollte, können er und seine Mitarbeiter in Minutenschnelle auf drohende Hochwasser und Ähnliches reagieren: "Wir können nachschauen, wie Hochwasser bisher verlaufen sind, wo Gefahr besteht und wo wir sofort handeln müssen." Das spart Zeit, Geld und rettet im besten Fall Leben.

Fertig sei das GIS noch nicht. Denn theoretisch können immer wieder neue Datensätze verarbeitet werden, sagt Burghart: "Das ist nie ganz abgeschlossen, ein GIS kann immer weiter wachsen."

− jmu