Antwerpen
Diamant-Museum: Neues Schmuckstück für Antwerpen

21.07.2018 | Stand 21.07.2018, 8:00 Uhr

Diese Pfauenbrosche von Gustave Baugrand (1867-1867) ist eines der Exponate im DIVA-Museum, zu dem sich der Besucher eine Geschichte erzählen lassen kann. − Foto: Frederik Beyens/DIVA

Antwerpen ist seit dem 19. Jahrhundert das Weltzentrum für die Verarbeitung und den Handel von Diamanten. Mit dem DIVA Museum haben die wertvollen Steine in der belgischen Stadt eine neue Heimat.

Antwerpen und Diamanten, das ist eigentlich eine alte Geschichte. Schon seit dem 15. Jahrhundert wird in der belgischen Hafenstadt mit den wertvollen Steinen gehandelt, und als im 19. Jahrhundert die jüdischen Handwerker und Händler kamen, entwickelte sich Antwerpen schnell zum Weltzentrum für Diamanten. Heute kommen mehr als 80 Prozent aller Rohdiamanten durch die Stadt an der Schelde, um hier geschliffen und verkauft zu werden.

Längst haben sich auch Inder, Afrikaner, Armenier und Libanesen ihren Platz neben den alteingesessenen jüdischen Familien erarbeitet. Ihr Können, ihr handwerkliches Geschick und ihre Kreativität lässt sich in den Geschäften innerhalb der vielbesuchten "Diamond Square Mile" nahe des Hauptbahnhofs – schon an sich ein Jugendstiljuwel – bestaunen. Ein eigenes Label, "Antwerp’s Most Brilliant", garantiert Seriosität und Spitzenqualität der Händler wie der Ware.

Seit Mai haben Diamanten in Antwerpen noch eine weitere, neue Heimat: das DIVA. Das von außen recht unscheinbare Museum mit diesem so passenden Namen lässt nicht nur das Herz jeden Liebhabers schöner Dinge höher schlagen, sondern befriedigt auch auf unterhaltsame und anschauliche Art den Wissensdurst eines jeden, der sich für die harten Fakten hinter der glitzernden Oberfläche der 57-Facetten-Steine interessiert: Herkunft, Herstellung, Handel, Verwendung, Wertschöpfung sowie Geschichte und Geschichten einiger besonderer Hochkaräter. Erwachsen aus dem 2012 geschlossenen alten Diamantenmuseum und dem 2014 geschlossenen Silbermuseum Sterckshof, umfängt das DIVA den Besucher mit allem Luxus, aufbereitet mit modernster Technik und eindrucksvoller Inszenierung.

Butler Jérôme führt den Gast via Headset durch die sechs Räume: die Wunderkammer, das Atelier, die Handelskammer, das Esszimmer, den Tresorraum bis ins Boudoir der Dame des Hauses. Er lädt ein, den Tischgesprächen adeliger Antwerpener Familien zu lauschen, im Tresorraum das eigene Wissen zu testen oder im Boudoir auszuprobieren, was für eine Art Diva die Besucherin oder auch der Besucher wohl selber ist – getreu den Devisen anderer Diamanten-Verehrerinnen wie etwa Marylin Monroe ("Diamonds Are A Girl’s Best Friends") oder Elizabeth Taylor ("Big Girls Need Big Diamonds"). Eine zweite Tonspur bedient den eher nüchtern-wissbegierigen Besucher mit allem Wissenswerten. Und ein dritter Erzählstrang unterhält mit (erdachten, aber eben denkbaren) Geschichten über einzelne Exponate.

Wer nach so viel Anregung Lust auf ein glitzerndes Souvenir bekommen hat, kann diese in zwei Museumsshops befriedigen: Der eine bietet kleine, erschwingliche Steine neben all den hübschen Dingen, die man üblicherweise in einem Museumsladen erwartet. Der andere ist jenen vorbehalten, deren Urlaubsbudget noch ein ganz besonderes Mitbringsel für ganz besondere Menschen erlaubt.

DIVA, Suikerrui 17-19, geöffnet täglich außer Mittwoch, 10 bis 18 Uhr. Eintritt 10 Euro, 13- bis 26-Jährige 7 Euro, bis 12 Jahre frei. Begrenzte Besucherzahl. Tickets online: www.divaantwerp.be
Im Jahr 2018 bis Januar 2019 feiert Antwerpen den Maler Peter Paul Rubens (1577-1640) und seine Zeit mit Ausstellungen und Veranstaltungen: www.antwerpbaroque2018.be.
Unter den vielen großartigen Museen und Galerien sei ein Besuch im "MAS" (Museum Aan de Stroom) empfohlen, das auf neun Etagen nicht nur buchstäblich Antwerpen mit der Welt verbindet, sondern neben der sehenswerten Architektur auch über eine kostenlos erreichbare Aussichtsplattform verfügt: www.mas.be.

PNP-Redakteurin Petra Grond besuchte Antwerpen privat. Für Diamanten reichte das Reisebudget zwar nicht, aber für eine Reihe funkelnder Begegnungen und Eindrücke.