Der Teufelsfelsen auf der Häng

Wanderung von Lüftenegg nach Reifberg am Hang des Hollerriegels

29.03.2021 | Stand 29.03.2021, 4:00 Uhr

Dieser gut versteckte Teufel soll sich schon seit 30 Jahren im Lüftenegger Wald herumtreiben. −Fotos: Haller

In der Zeit der Pandemie zieht es die Menschen verstärkt in die Natur, das ist mehr als verständlich. Die Folge sind oft überfüllte Parkplätze und Menschenansammlungen an den bekannten Ausflugszielen. Aber es gibt auch Kleinode und Naturschönheiten an weniger begangenen Wegen, direkt vor der Haustüre. Heute haben wir eine kleine Wanderung von etwa sechs Kilometern ausgewählt, die auch ein wenig Abenteuer und Romantik bietet. Von Lüfteneck in Frauenau geht es zum "Hängerer Teufelsfelsen" und zu Hof-Ruinen in Reifberg.

Ab dem Parkplatz "Langlaufzentrum Lüftenegg" folgen wir der Markierung blau Nr. 2 aufwärts. Nach kurzer Wegstrecke durch den Wald erreicht man eine abgeholzte Fläche und einen Wegweiser, der uns mit Markierung Rundwanderweg roter Kreis Nr. 3 nach links in Richtung Reifberg führen möchte. An dieser Stelle verlassen wir die Markierung und wandern nicht nach links, sondern auf dem nicht markierten Forstweg etwa 350 Meter geradeaus aufwärts weiter. Aufgrund der blattlosen Bäume hat man Aussicht auf den Rachel, Frauenau und Oberfrauenau.

Wenn man die höchste Stelle an diesem Weg erreicht hat, befindet sich rechter Hand erneut eine kleine gerodete Fläche. Aufgeschichtete Baumäste sehen unter dem Schnee wie überdimensionale Ameisenhügel aus. Achtung: Hier ist man nur noch knapp 200 Meter vom Ziel Teufelsfelsen, auch Teufelstritt genannt, entfernt.

Wir bleiben auf dem unmarkierten Waldweg, der geradeaus weiterführt. Nach einem Jungwuchs mit dünnstämmigen Birken, die sich wie ein Dach über den Weg spannen, erreicht man einen gepflegten Fichten-Hochwald. Die mystische Teufelsskulptur befindet sich auf der rechten Seite, etwa 20 Meter oberhalb des Weges. Sie ist etwa einen Meter hoch und auf einem Felsen montiert. Der Teufel muss gekämpft haben, denn eines seiner Hörner liegt abgebrochen auf seinem Schädel. Seine Fußspuren im Felsen sind aktuell noch vom Schnee bedeckt. Laut Egon Joachimsthaler wurde diese Skulptur vor etlichen Jahren von Franz Maurer gefertigt und aufgestellt.

Würde man ab dem Teufelsfelsen den Waldweg abwärts wählen, käme man entlang des Hollerriegels beim Griesbacher Taferlbaum an. Da aber das Auto auf dem Langlaufparkplatz Lüftenegg parkt, wandern wir wieder auf dem gleichen Weg bis zur Markierung zurück und folgen erst jetzt der Markierung roter Kreis Nr. 3 in Richtung Reifberg.

Es sind nur wenige hundert Meter bis zum Ortsteil Reifberg. Man sollte den herrlichen Panoramablick auf Frauenau und Oberfrauenau genießen. Neben dem Wanderweg tauchen unerwartet Ruinen-Häuser auf. Sie gehören zum einst stolzen Maurer-Hof (Hausname "Bowist", abgeleitet von Babtist Maurer). Auffällig ist ein großer Erdkeller. Bewacht werden die bei nebeligem Wetter etwas unheimlich wirkenden Ruinen von einer lustig anzusehenden kleinen Eisenfrau. Will sie vielleicht dem vorbeiziehenden Wanderer die Angst vor diesem Ort nehmen, in dessen Nähe ja offensichtlich der Teufel zu Hause ist?

Der Name Maurer erscheint erstmals in Frauenau am 6. Februar 1708 in der Hochzeitsmatrikel des Thomas Maurer. Er stammte aus Griesbach. Im Jahr 1808 wurde Reifberg als Teil des Steuerdistrikts Lindberg erwähnt. 1821 kam der Ort zur Gemeinde Unterfrauenau, später in Frauenau umbenannt. Der Name Reif wurde in Frauenau schon vor 1690 in Urkunden erwähnt. 1694 war ein Adam Reif Bauer in Dörfl. Franz Poschinger nannte einen Martin Reiff 1695 "den Ortspaurn" (Ortsbauern).

Als im Jahr 1854 im Zwieseler Winkel die "Schwarzen Blattern" (Pocken) grassierten, ließ der damalige Bürgermeister Maurer in Reifberg eine Dankkapelle aus Holz errichten, da seine Familie, wie auch die ganze Siedlung, von dieser Krankheit verschont geblieben waren. Diese alte Kapelle beherbergte einst eine bäuerlich-barocke Josephsfigur aus der alten Zwieseler Kirche. Nach Beschreibung auf der Infotafel wurde die heutige Kapelle 1978 unter der Regie der Wald-Vereinssektion Frauenau und unter Mithilfe der Maurer-Brüder Franz, Alfred und Xaver neu errichtet, da die alte, noch mit Schindeln eingedeckte Kapelle dem Forststraßenbau hatte weichen müssen. Die Reifbergkapelle steht am markierten Wanderweg, unterhalb der Ruinen.

Da diese etwas abenteuerliche Wanderung zwar sehr schön, aber nicht weit war, empfehlen wir noch einen kurzen Abstecher zur Oberlüftenegger Kapelle im Ortsteil Oberlüftenegg. Die Geschichte dieser Kapelle entnehmen wir erneut einer Informationstafel, die neben dem Kirchlein steht. Die sogenannte "Sedlmeier-Kapelle" wurde um 1920 erbaut. Frau Sedlmeier hatte seinerzeit versprochen, eine Kapelle errichten zu lassen, wenn ihre Söhne Joseph und Otto gesund aus dem Krieg kämen.

− mh