London. Seine Stimme prägte die größten Hits der Bee Gees. "Staying Alive" oder "Night Fever" wären ohne den Falsettgesang von Barry Gibb undenkbar. Mittlerweile ist der letzte überlebende Bee Gee, der heute 75 Jahre alt wird, nachdenklich geworden. Maurice starb 2003, Robin 2012. Der jüngste Bruder Andy, der nie offizielles Mitglied der Band war, war bereits 1988 gestorben.
Geboren in Douglas auf der Isle of Man, lebte Barry Gibb mit seiner Familie einige Jahre in Manchester, wo er mit den drei Jahre jüngeren Zwillingen Robin und Maurice die Skiffle-Band The Rattlesnakes gründet. Als er zwölf ist, wandert die Familie nach Australien aus. Aus den Rattlesnakes werden die Bee Gees. Für die Karriere der Söhne siedelt die Familie 1967 zurück nach Großbritannien. Noch im selben Jahr erscheint "Bee Gees’ 1st" mit dem Megahit "To Love Somebody".
Doch der Ruhm hat Schattenseiten. Die Harmonie existiert bald nur noch im Gesang der Bee Gees. Für kurze Zeit verlässt Robin sogar die Gruppe. Barry und er kommunizieren zeitweise nur durch Maurice miteinander – oder sprechen in der Presse übereinander. In den 70ern kämpft das Trio mit Alkohol- und Drogenproblemen. Kommerziell geht es auch bergab. Bis sich die Bee Gees 1975 neu erfinden. Ihr 13. Album "Main Course" enthält moderne Elemente – Funk, Soul und R&B. "Nights On Broadway" und "Jive Talkin" markieren nicht nur die Geburt von Barrys Falsettgesang, sondern sind auch Wegweiser für den Discosound.
Mit ihrem Beitrag zum Kultfilm "Saturday Night Fever" werden die Bee Gees zu Ikonen der Disco-Bewegung. In nur wenigen Wochen produzieren sie die Nummer-eins-Hits "Stayin’ Alive", "How Deep Is Your Love" und "Night Fever", dazu "More Than A Woman" und "If I Can’t Have You". Doch wieder hat der Erfolg eine Kehrseite. Die Bee Gees werden zum Hasssymbol der "Disco Sucks"-Bewegung.
Die Band zieht sich zurück. Die Brüder schreiben für andere Künstler. "Das half uns zu überleben. Außerdem war es ein Statement: Wir sind Songwriter, und zwar gute!" Barry bringt erstmals ein Soloalbum heraus.
Ein gutes Händchen hat Barry auch als Produzent. Für Barbra Streisand schreibt und produziert er 1980 ihr erfolgreichstes Album "Guilty" mit Evergreens wie "Woman In Love" oder dem Titelsong, einem Duett der beiden. 2005 nehmen sie "Guilty Pleasures" auf. Der Bee-Gees-Stil ist stets erkennbar, so auch bei Dionne Warwicks "Heartbreaker" oder Diana Ross’ "Chain Reaction".
Mit seiner zweiten Frau Linda ist Gibb seit 1970 verheiratet. Das Paar lebt überwiegend in Miami und gelegentlich in Großbritannien. Die beiden haben fünf Kinder. Sohn Steve (47) ist Gitarrist in der Band seines Vaters.
− dpa
