Im Jahr 1895 porträtierte Lovis Corinth seinen besten Freund Carl Strathmann: akkurat gescheitelt das dunkle Haar, hoch gezwirbelt der Bart, elegant die Kleidung, aristokratisch die Pose: ein Dandy. Dabei galt der Maler in der Münchner Künstlerszene jener Jahre als ein versoffener Typ, der mehr Zeit in Kneipen, auf Festivitäten, im Fasching und bei diversen Vereinigungen verbrachte als im Atelier. Doch betrachtet man in der umfangreichen Ausstellung im Münchner Stadtmuseum die Auswahl an knapp 150 Werken unterschiedlichster Technik, Stilart und Motivik, vom Gemälde übers Exlibris bis zum Tapetenmuster, so kommt man zur Überzeugung, dass hier ein extrem vielseitiger, manisch arbeitender Mann am Werke gewesen sein muss.
Tatsächlich war Carl Strathmann (1866–1939) in München bekannt wie ein bunter Hund, doch mit wachsendem Alter polarisierte die schillernde Persönlichkeit zusehends. Das geht auch vielen heutigen Betrachtern so, denn der an der Düsseldorfer Kunstakademie, später an der Weimarer Malschule Ausgebildete wird zwar in kunsthistorischen Betrachtungen stets dem Jugendstil und Symbolismus zugeschlagen. Doch letztlich entzieht sich sein ganzes Œuvre einer klaren Klassifizierung oder Kategorisierung, so dass auch viele Besucher die Schau "Jugendstil skurril" ambivalent in ihrem Urteil verlassen.
Bis 22. September, St. Jakobsplatz 1 in München, geöffnet Di.–So. 10 bis 18 Uhr, Katalog: 29,90 Euro
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