Der "Isarpreiß" als liebstes Spottopfer

Mit seinen Schimpftiraden über Münchens "zuagroaste Gschaftler" wurde Harry G zum Netzphänomen – Bald tritt er in der Region auf

10.10.2014 | Stand 10.10.2014, 5:00 Uhr

Bitterböse, aber nicht verbittert: Harry G spricht mit seinen Granteleien vielen Bayern aus der Seele. − Foto: HARRY G©Christian Brecheis

Ein Münchner Grantler mit Kultfaktor: Seit einem Jahr rechnet Markus Stoll als Harry G mit den "Isarpreißn" ab. In kürzester Zeit baute er sich eine riesige Fangemeinde auf –100000 Likes auf Facebook und fünf Millionen YouTube-Klicks machen Stoll zum momentan angesagtesten Bayern im Netz. Kein Wunder, dass seine erste Tournee nun ebenfalls für Furore sorgt. Auch in Südostbayern macht Harry G mit seinem Programm Station.

Die "Isarpreißn", die Opfer seines Spotts, sind all die "zuagroasten Gschaftler", von denen es in München nur so wimmelt. Egal, ob Yoga-Muttis, Porsche-Fahrer oder Tussis im Disney-Dirndl – kein Klischee lässt Harry G aus, wenn er über die unliebsame Nachbarschaft herzieht.

Freund des Vaters war InspirationsquelleDabei ist Stoll streng genommen selbst "Zuagroaster": Aufgewachsen in Regensburg und am Schliersee, kam er erst 2006 nach München, arbeitete zunächst als Investmentmanager. Vergangenes Jahr startete der 35-Jährige dann als Harry G durch. "Ich hab es immer genossen, ein bisschen im Mittelpunkt zu stehen", erklärt er seine Motivation. Ein Freund seines Vaters war dann die Inspiration, für seine Sketche in die Rolle eines bayerischen Grantlers zu schlüpfen.

Eigentlich ist die Idee nicht so neu: Meckern und blöd daherreden muss schließlich jeder Kabarettist können. Doch anders als ein Gerhard Polt, den Stoll zu seinen Vorbildern zählt, schimpft Harry G zugespitzter und mit höherer Frequenz. Seine Granteleien sind zwar bitterböse, aber nicht verbittert. Der studierte Betriebswirt spricht all jenen Bayern aus der Seele, die die Überheblichkeit und Arroganz der "Zuagroasten" satt haben.

Und zwar nicht nur in München, denn auch anderswo nerven Besserwisser von außerhalb die Einheimischen. Besonders in Passau: "Brutstätte des Isarpreißn" nannte Harry G die Dreiflüssestadt mit ihren Schnösel-Studenten bei seinem Hochwasser-Benefizauftritt letztes Jahr an der Uni. Doch früher oder später würden die "Gschaftler" dann doch alle in der Landeshauptstadt landen. "In München ist das Geld", sagt Stoll. "Wo Geld ist, kommen die Leute, die keines haben, um so zu leben, als hätten sie welches. Und das gibt viel Stoff für meine Figuren!"

Viel Stoff liefert ihm auch das Münchner Oktoberfest. Wenn Harry G über die menschlichen Absurditäten auf der Wiesn palavert, bekommt jeder sein Fett weg. Egal, ob Italiener, die drei Stunden an einer Maß nuckeln, oder Preißn mit Steckerlhaxn in ihrer Lederhose "Made in China". Man könnte glauben, dass der private Markus Stoll da gar keine Lust mehr hätte, das Oktoberfest zu besuchen. Doch ganz im Gegenteil: "Ich geh jeden Tag", sagt er. "Und es würde nur halb so viel Spaß machen, wenn man niemanden hätte, über den man lästern könnte."

Im Internet lästert Stolls Fangemeinde jedenfalls gerne mit. Auf seiner Seite bei Facebook hat er ein augenzwinkerndes Forum für all die geschaffen, die noch wissen, was echte Tradition ist, und was nur Folklore. Für sie ist Harry G ein zeitgemäßes Sprachrohr – wahrscheinlich ist er deshalb im Moment so erfolgreich.

Eineinhalb Stunden Programm auf der BühneJetzt nach der Wiesn nimmt Stoll seine Tournee wieder auf, die er im Mai begonnen hatte. Für sein erstes Programm "Leben mit dem Isarpreiß" tauscht er die Internetbühne mit Kabarettbühnen in ganz Bayern. "Eine andere Dimension als die Clips, die nur ein Ausblick sind", verspricht Stoll. "Auf der Bühne gibt es eineinhalb Stunden Programm mit wechselnden Figuren und ganz vielen neuen Themen."

Auch in der Region stehen demnächst einige Auftritte an, unter anderem in Landau, Pfarrkirchen, Passau und Trostberg. Den größten Erfolg hat Harry G aber offenbar ausgerechnet da, wo der "Isarpreiß" zu Hause ist: Die Auftritte im Münchner Schlachthof waren nach wenigen Stunden ausverkauft.Johannes GeigenbergerAuftritte am 7. Dezember im Brauhaus in Pfarrkirchen, am 21. Januar 2015 im Postsaal in Trostberg, am 22. Januar 2015 in der Redoute in Passau sowie am 23. Januar 2015 im KuKi in Landau; Tickets in allen PNP-Geschäftsstellen und auf www.regioevent.de/tickets.