Heim für Zwangsarbeiterkinder
Der Hof der 90 toten Kinder – Packendes Hörspiel über den Barhof bei Ruhstorf

14.07.2018 | Stand 14.07.2018, 6:00 Uhr

Den Barhof als Gedenkstätte hat Sophie Behr eingerichtet. − Foto: Matthias Hofer

"Der Futtermais wächst hier gut, so wie das Gras, das lange Zeit über ein Unheil gewachsen ist" – Gleich der erste Satz dieses Hörspiels baut Spannung auf und führt in eine ländliche Gegend, in der Schreckliches passiert ist. Emotional ist der Beginn und die ganze traurige Geschichte: Das erste Kind ist hier gestorben Anfang 1944, das letzte im Mai 1945. 90 Kinder sind hier zu Tode gekommen, im Zwangsarbeiterkinderheim. Hier – das ist nicht irgendwo, sondern im Herzen Niederbayerns: im Barhof in der Gemeinde Ruhstorf.

Der 1981 geborene Passauer Hörspiel- und Videojournalist Matthias Hofer hat "Barhof – Worüber man nicht spricht, daran ändert sich nichts" gestaltet. Das zehnminütige Hörspiel hat es in die Endrunde des Wettbewerbs des Leipziger Hörspielsommers geschafft. Am Sonntag, 15. Juli, wird es bei diesem größten deutschen Festival für Hörspielkunst uraufgeführt und dann veröffentlicht. Die PNP hat schon vorab reingehört.

Das Hörspiel ist inhaltlich zweigeteilt. Zum einen erzählt es dokumentarisch die Geschichte, wie die Schriftstellerin Sophie Behr 1984 nach Ruhstorf kommt, sich sofort in den Barhof verliebt – und nichts von dessen Vergangenheit in der düsteren NS-Zeit weiß. Erst in den 90er Jahren erfährt sie vom schrecklichen Geschehen auf dem Hof. Sie will bleiben und "Erinnerungsarbeit" leisten: Täfelchen mit den Namen der Kinder und ihren Lebensdaten. 2015 ist die Schriftstellerin gestorben. Sophie Behrs Erinnerungen im Gespräch mit Matthias Hofer sind ein Teil des Hörbuchs. Zum anderen gibt es die fiktionale Geschichte, eine "Fantasie", die auf ein Essay der Schriftstellerin zurückgeht. Sprecherin ist die Passauer Schauspielerin und Sängerin Barbara Dorsch. Sie kannte Sophie Behr persönlich. "Es war eine gegenseitige Wertschätzung", das sagt Dorsch – und auch, dass ihr die Rolle besonders gelegen hätte.

Das Hörstück "Barhof" ist abrufbar ab Sonntag, 15. Juli, unter www.matthias-hofer.de