Cornelia Funke setzt Erfolgsroman fort
Der Drachenreiter hebt zum dritten Mal ab

20.10.2021 | Stand 20.09.2023, 4:09 Uhr
Christiane Bosch

Autorin Cornelia Funke am Schreibtisch in ihrem Haus in Malibu. Inzwischen lebt sie in der Toskana. −Foto: Michael Orth/Dressler Verlag/dpa

Neuseeland, Himalaya, Kalifornien und der Pazifische Ozean. Im neuen "Drachenreiter"-Buch nimmt Cornelia Funke ihre Leserinnen und Leser mit auf eine neue Reise rund um die Welt - und damit auch in ihre alte Heimat Malibu. Der dritte Band der Reihe heißt "Der Fluch der Aurelia". Die ist ein gigantisches, leuchtendes Fabelwesen aus der Tiefsee, das sowohl Hoffnung und neues Leben als auch Tod und Verderben in die Welt bringen kann.

Im dritten "Drachenreiter" rücken der Junge Ben und sein Drache Lung ein wenig in den Hintergrund, denn das wichtigste Abenteuer erleben seine Schwester Guinever, seine Mutter Vita und eine verloren geglaubte Freundin der Familie Wiesengrund in den Tiefen des Meeres.

Freundschaft, Gemeinschaft und Zusammenhalt spielen auch diesmal eine große Rolle, und ebenso die Welt mit ihrer schützenswerten Flora und Fauna. Fabelwesen hin oder her: Funkes Bücher öffnen den Lesern die Augen für den achtsamen Blick auf die eigene Lebenswelt.

Die neue Geschichte wechselt immer wieder die Perspektive. Ob aus der Sicht eines Kupfermenschen, des Erzählers und Beobachters, des Homunkulus und treuen Ben-Freundes Fliegenbein, der zu einer Robbe gewordenen Schwester Guinever – die Leserinnen und Leser haben dadurch immer einen kleinen Wissensvorsprung, was das Mitfiebern noch aufregender macht.

Auch an Land müssen von Ben, Lung, Barnabas Wiesengrund und seinen Freunden viele Herausforderungen gemeistert werden. Dafür sorgen allein schon die Begegnungen mit dem Erzfeind der Wiesengrunds – Cadoc Aalstrom. Der will die Ankunft der Aurelia, die die Saat für vier neue Fabelwesen mit sich bringt, für sich nutzen. Er erhofft sich Unsterblichkeit und ist bereit, dafür alle anderen zu opfern. Und das kann – aufgrund der Macht der Aurelia, wenn sie zornig ist – tatsächlich das Ende der Fabelwesen bedeuten.

Die Unterwasser-Welt strahlt eine beeindruckende Ruhe aus. Tiere und Fabelwesen sprechen über Bewegungen, Lichter und ihre Hände oder Flossen miteinander. Man möchte direkt in den Taucheranzug steigen und ihr in die Tiefe unter der Wasseroberfläche folgen und selbst die Wesen und Orte entdecken. "Ich musste sehr viel recherchieren, weil ich so gut wie nichts über das Meer wusste und immer noch bestürzt bin, wie wenig ich über diesen bedeutsamen Teil unseres Planeten weiß", sagt die Autorin.

Doch nicht nur die Fabelwesen, auch die echten Menschen und Orte faszinieren beim Lesen. Die Inspirationen dafür kamen auch aus Funkes jahrelanger Wahlheimat in Kalifornien. Nach dem Vorbild ihres Gärtners Alfonso Fuentes beispielsweise, der 2018 ihre Avocadofarm vor den in Malibu wütenden Waldbränden gerettet hatte, hat Funke eine Figur erschaffen. "Meine Dankeschöns werden niemals genug sein. Seine Gegenwart war immer magisch für mich. Er hat mir so viel über die Natur beigebracht. Natürlich ist er nicht genau die Figur, die im Buch vorkommt. Aber ich glaube, Alfonso wird sich in vielem wiedererkennen." Funke ist im Sommer nach 16 Jahren in den USA nach Italien umgezogen und lebt nun vorerst in der Toskana.

Die deutsche Autorin hat den ersten "Drachenreiter" 1997 im Hamburger Dressler-Verlag veröffentlicht. Es ist Verlagsangaben zufolge mit mehr als 700 000 verkauften Exemplaren eins ihrer erfolgreichsten Kinderbücher.

Besonders sei beim dritten Drachenreiter auch gewesen, dass sie das Buch nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch geschrieben hat. "Ich war sehr überrascht, wie leicht es ging. Bei dem Stoff bietet sich das wirklich an, weil er leichtfüßiger ist. Da kommt das Englische einem entgegen." Gemeinsam mit ihrer Lektorin in Deutschland habe sie das Buch deshalb aber im Grunde dreimal fertig stellen müssen – die englische Version, die Übersetzung und die deutsche Endfassung. "Der Arbeitsprozess war so, als würde man ein kleines Boot über den Ozean rudern." Das Buch ist nun zeitgleich auf Deutsch und Englisch erschienen, Auch das von Rainer Strecker gesprochene Hörbuch ist bereits erhältlich.

Cornelia Funke: Drachenreiter 3, Dressler, 432 Seiten, 20 Euro