Aldersbach
Der Dr. Müller-Wohlfahrt des Vilstals

18.10.2019 | Stand 18.10.2019, 19:07 Uhr

Dr. Josef Maydl hat seine Praxis an seine Nachfolgerin übergeben, ab dem Jahreswechsel will er kürzer treten. −Foto: Mühling

Ein Patient ruft Dr. Josef Maydl um 7 Uhr morgens zu sich nach Hause. Er spüre einen komischen Druck auf der Brust. Maydl nimmt ihn in die Praxis, dann ins Krankenhaus. Diagnose: Herzbeutelerguss. "Wenn ich gesagt hätte, wir warten bis Mittag, wie sich das entwickelt, der wäre zwei Stunden später tot gewesen", sagt Maydl heute. Manchmal, da ist es für ihn Alltag, über Leben und Tod zu entscheiden.

Dr. Josef Maydl, 70, wollte eigentlich nie Arzt werden. Über Umwege kam er zum Medizinstudium. Mitte der 1980er Jahre liest er im Ärzteblatt, dass in Aldersbach eine Praxis frei wird. 1985 steht dann folgende Annonce in der Zeitung: "Praxiseröffnung am 2. Januar 1985 in Aldersbach Dr. med. Josef Maydl." Mit 36 ist Josef Maydl angekommen. Heute, 34 Jahre später, ist seine Nachfolgerin, Dr. Julia Mayer-Wick, genauso alt wie er damals. Maydl sagt: "Mit so etwas fängst du an für den Rest deines Lebens."

Die ersten Jahre arbeitet Josef Maydl so, als gäbe es keinen Rest des Lebens. 12-Stunden-Schichten und: "Die ersten 20 Jahre gab es am Wochenende keinen Anrufbeantworter." Sogar bei den Spielen des FC Aunkirchen saß er mit Funkgerät auf der Bank. "Wenn ein Spieler verletzt war, ist er auf das Spielfeld reingespurtet", erzählt Hans Asen, der damalige Vorstand. Ende der 1990er Jahre spielte der FC unter Trainer Alfred Arbinger in der Landesliga. Und mit Dr. Josef Maydl als Mannschaftsarzt. "Der hat die Spieler wieder fit gemacht, sonst wäre das nicht gegangen, dass so ein kleines Dorf in der Landesliga spielt", erzählt Asen. Josef Maydl, der Dr. Müller-Wohlfahrt des FC Aunkirchen.

Günther Rauch, 72, kennt Josef Maydl schon seit der Schulzeit. "Er ist ein sehr gescheiter Mann mit einem guten Humor", sagt Rauch.

Jetzt möchte es Dr. Maydl ruhiger angehen lassen. Seine Praxis hat er zum 1. Oktober übergeben. Bis Jahresende arbeitet er darin noch in Vollzeit weiter, danach reduziert er. "Ich will nicht mit 80 hier am Schreibtisch an einem Herzinfarkt sterben."

− müh



Mehr dazu lesen Sie im Vilshofener Anzeiger vom 19. Oktober.