Vierteilige Serie
Der Alltag eines Orchestermusikers: Die Blechbläser der Niederbayerischen Philharmonie

04.05.2022 | Stand 25.10.2023, 11:45 Uhr

Die Blechbläser der Niederbayerischen Philharmonie stellen sich vor. −Fotos: Wolf

Sie sitzen im Theater nicht prominent auf der Bühne, ohne sie wäre jedoch kein Stück komplett: Die Musiker des Orchesters. Die PNP hat sich für eine vierteilige Serie mit einzelnen Musikern der Niederbayerischen Philharmonie über die Geschichte des Orchesters, kindliche Prägung für die Musik, das Studium und den Alltag als Berufsmusiker unterhalten. Heute: Hornist Jochen Löflath und Trompeter Franz Tradler über den Alltag als Berufsmusiker.

"Man kann es mit Leistungssport vergleichen." So spricht Jochen Löflath (56) über seinen Beruf. Er spielt Horn und ist seit fast 30 Jahren Teil der Niederbayerischen Philharmonie. Die Herausforderungen als Musiker hören auch mit Aufnahme in ein Orchester nicht auf. "Die Hauptfähigkeit eines jungen Musikers ist es, herauszufinden, was er tun muss, um an Tag X – also dem des Konzertes – fit zu sein", so Löflath, der aus Augsburg stammt. Sein Weg führte ihn vom Hornstudium bei Jack Meredith vom BR am Mozarteum Salzburg über ein Aufbaustudium bei Johannes Ritzkowsky – ebenfalls BR – am Richard-Strauss Konservatorium in München. In dieser Zeit begannen bereits regelmäßige Aushilfstätigkeiten in mehreren bayerischen Orchestern. Auslandserfahrungen sammelte er auf Tourneen durch Japan, Russland, die USA und mehrere europäische Ländern. Seit 1992 ist er Teil der Niederbayerischen Philharmonie.

Noch nicht ganz so lange dabei ist sein Kollege Franz Tradler (30) aus Waging am See im Landkreis Traunstein, der vor zwei Jahren als Trompeter zum Orchester stieß. Auch er hat sich – trotz aller Anstrengung – für den Weg des Berufsmusikers entschieden. "Man hat nicht sehr große Auswahlmöglichkeiten, schließlich spielt man ja nur dieses eine Instrument. Wenn aber in ganz Deutschland gerade niemand einen Trompeter sucht, hat man Pech gehabt", so Tradler. Und das, obwohl er viele Jahre in eine Ausbildung gesteckt hat. Trotzdem sagt er, dass er um nichts in der Welt tauschen würde. "Zuerst war ich gar nicht so sehr darauf gepolt, in einem Orchester anzufangen. Dann habe ich die Stelle bei der Niederbayerischen Philharmonie gefunden, mich beworben und wurde zum Vorspiel eingeladen."

Aus dem Vorspiel ging er unter 20 anderen Teilnehmern – die wiederum bereits von 60 Bewerbern ausgesucht wurden – als Sieger hervor. "Die Energie, die abends bei den Konzerten entsteht, ist einfach magisch. Man bekommt so viel zurück", sagt Tradler. Das entschädige auch für die Tatsache, dass die Arbeitszeiten eines Orchestermusikers nun einmal nicht von 9 Uhr morgens bis 17 Uhr abends gehen. Außerdem müssen Musiker so gut wie immer auf Abruf bereitstehen – falls ein Kollege krankheitsbedingt kurzfristig ausfällt.

"Im Sommer, wenn das Theater Pause macht, haben wir einen großen Jahresurlaub", so Löflath. Er habe früher viele Tourneen als Musiker unternommen, sei aber mittlerweile froh um die Stelle in Niederbayern. "Man muss teamfähig sein, aber auch solistische Qualitäten haben, damit man im Orchester glücklich wird. Wenn man ein Konzert spielt und die Energie so toll ist, dass man Gänsehaut bekommt – das gibt es sicher nicht in vielen Berufen", sagt der Hornist. Er ist sich sicher, seinen Traumberuf gefunden zu haben.

Lena Auzinger