Plattling
Den heilenden Kräften der Kräuter auf der Spur

06.05.2022 | Stand 20.09.2023, 5:16 Uhr

Über die Heilkraft von Kräutern ließen sich 33 Teilnehmer bei einem Spaziergang durch die Isarauen von Kräuterpädagogin Josefine Moser-Würfl aufklären. −Foto: Beham

Der 30. April ist ein besonderer Tag – es handelt sich dabei nämlich um die Walpurgisnacht. Vielleicht war es ja Zufall, jedenfalls passte dieser Tag ganz besonders gut für eine Kräuterwanderung. Es waren zwar keine Hexen unterwegs, aber doch viele Männer und Frauen, die sich für die Heilkraft der Kräuter interessierten. In früheren Zeiten nannte man die weiblichen Heilkundigen auch die weisen Frauen.

Und natürlich waren auch viele dieser weisen Frauen und auch Männer am Nachmittag des Walpurgistages zusammengekommen, um ihr Wissen zu vertiefen, oder manche auch, um es ganz neu zu erwerben.

Heidi Koschollek, Stadt- und Kreisrätin der Freien Wähler, die die Veranstaltung organisiert hatte, freute sich, die 33 Teilnehmer bei herrlichem Wetter an der Sepp-Stadler-Halle begrüßen zu können. Darunter waren auch der Landratskandidat der Freien Wähler, Stefan Achatz, die Bundes- und Landesvorsitzende der Freien Wähler Frauen Kerstin Haimerl-Kunze, die Stadträte Monika Beham und Reinhard Leuschner, der FW-Ortsvorsitzende Andreas Möschl sowie die zweite Bürgermeisterin der Gemeinde Winzer, Friederike Sandner.

Löwenzahn, um die Leber zu entgiften

Die Kräuterpädagogin Josefine Moser-Würfl ist den Plattlingern schon gut bekannt, war sie doch schon mehrere Male zu ähnlichen Veranstaltungen vor Ort. Ihr Fachwissen und ihre humorvolle Art wird von den Teilnehmern stets sehr geschätzt.

Gleich ganz am Anfang des eingeschlagenen Weges in den Isarauen zeigte Moser-Würfl auf zwei Pflanzen, die die meisten von uns zwar kennen, aber nicht auf dem täglichen Speiseplan stehen haben. Sie lobte die Heilkraft von Löwenzahn und zeigte auch auf, wie man Gänseblümchen in der Küche verwenden kann. "Löwenzahn ist bestens dazu geeignet, die Leber zu entgiften.", so die Kräuterpädagogin. Man sollte täglich fünf Stängel mitsamt Blüten essen. "Löwenzahn ist nicht giftig, wie oft behauptet wird." Im Gegenteil, er entfalte eine große Heilwirkung. Auch Bitterstoffe, die so wichtig für den Körper sind, enthalte er.

Löwenzahnsalat sollte in der heimischen Küche fest verankert werden, findet Moser-Würfl. "Wir essen zu viel Süßes und zu viel Fettes – da schafft der Löwenzahn einen gesunden Ausgleich!" Als "Viagra des kleinen Mannes" bezeichnete die Referentin den Löwenzahn, was bei den Anwesenden für große Heiterkeit sorgte.

Es gibt vermutlich keine Pflanze, die man häufiger an den unterschiedlichsten Standorten antrifft und die jeder kennt: das Gänseblümchen. Dessen Blüten können, ebenso wie die Blüten des Löwenzahns, dekorativ über Salate gestreut werden. Die auch als Maßliebchen bezeichnete Heilpflanze werde wirkungsvoll bei Husten, Gelenkbeschwerden und Hautproblemen verwendet.

Beim weiteren Spaziergang durch die schönen Plattlinger Isarauen erfuhren die Teilnehmer noch viel Wissenswertes. So lenkte Josefine Moser-Würfl den Blick auf den blau-violetten Gundermann, der in Bayern Gundelrebe genannt wird und ebenfalls sehr häufig vorkommt. Er helfe bei Entzündungen insbesondere Eiterherden und auch bei Bronchitis. Die Expertin erzählte davon, wie sie auch im Privatbereich damit schon Menschen helfen konnte. "Das Wort gund leitet sich vom althochdeutschen Wort für Eiter oder Geschwür ab. Schon vor vielen hundert Jahren wussten die Leute, wie man die Gundelrebe einsetzt und so kam sie zu ihrem Namen."

Schafgarbe und Hirtentäschel wurden bei der Exkursion ebenfalls entdeckt. Beide Pflanzen seien blutstillend. Schafgarbe wird eher als ein Frauenkraut bezeichnet, da die Pflanze etwa bei starken Menstruationsblutungen helfe. Die traditionelle Volks- und Kräuterkunde habe den Hirtentäschel und seine Heilkraft für Mensch und Tier wiederentdeckt. Er werde seit jeher mit einer blutstillenden Wirkung in Verbindung gebracht und gern bei Nasenbluten eingesetzt. "In den Weltkriegen mussten die Frauen und Kinder Hirtentäschel sammeln und die Lazarette damit versorgen", erklärte Moser-Würfl.

Brennnessel als "richtige Wunderpflanze"

Einen ganz besonderen Stellenwert hat die Brennnessel. "Sie ist eine richtige Wunderpflanze!", so die Kräuterkundige. So habe sie viermal so viel Vitamin C wie Zitronen und wirke wahre Wunder bei Eisenmangel. Gekocht mit Giersch und Spinat schmecke sie auch hervorragend, versprach Josefine Moser-Würfl. Zudem seien Brennnesseln enorm wichtig als Kinderstube für Schmetterlinge. Deshalb solle man in jedem Garten zumindest in einer Ecke diese Pflanze stehen lassen.

Die Gruppe war auch sehr angetan von den Taubnesseln, der Knoblauchrauke, dem wilden Schnittlauch. Giersch, den bisher viele nur als lästiges Unkraut bezeichneten, kann als Salat oder Gemüse zubereitet werden. Er ist sehr wohlschmeckend und erinnert im Geschmack etwas an Spinat und Petersilie. Im Mittelalter wurde Giersch, oder auch Podagrakraut genannt, wie eine Heilpflanze eigens angebaut. Mittelalterliche Quellen belegen, dass er zur damaligen Zeit eine Nutzpflanze war.

Monika Beham fragte nach, wie man sich am besten vor der Verwechslung von Giersch und dem Gemeinen Schierling schützen kann, da sich beide doch etwas ähneln. Die Kräuterpädagogin verwies auf die sog. "Dreierregel". "Drei, drei, drei – bist beim Giersch dabei!" Das heißt der Stängel des Giersch ist dreikantig, vom Stängel gehen drei Blattgruppen aus, die Blattgruppen sind wiederum dreifach unterteilt. Mit dieser Info wird die Stadträtin hoffentlich keine giftigen Pflanzen mit dem so gesunden Giersch verwechseln. Großes Gelächter gab es über die Kommentare von Heidi Koschollek und Andreas Möschl, die meinten, nur noch zu Behams Einladungen zu kommen, wenn sie bei den angebotenen Gerichten keine Kräuter verwendet. Beham versprach jedoch, besonders vorsichtig und sorgfältig bei der Herstellung von Speisen zu sein.

− pz