Berchtesgadener Land
Den Fokus auf das Gute legen

Nicht jammern – anpacken: Pädagogin gibt Tipps gegen Coronablues

08.11.2020 | Stand 20.09.2023, 2:07 Uhr

Energische Pose: Schon mit der Körperhaltung lässt sich die Stimmung verändern, ist Julia Aschauer überzeugt. −Foto: privat

Die Coronasorgen am heimischen Küchentisch gehen an Kindern und Jugendlichen nicht spurlos vorüber. Der negativen Grundstimmung nicht allzu viel Platz einzuräumen, empfiehlt Julia Aschauer, Pädagogin und Erziehungswissenschaftlerin aus Bischofswiesen. Mit ihrem Online-Vortrag "Superstar(k) durchs Coronachaos – So bringe ich mein Kind sicher durch unsichere Zeiten", der am Donnerstagabend über das Katholische Bildungswerk lief, hat sie Strategien für Eltern erarbeitet, die ihnen und dem Nachwuchs einen positiven Blick in die Zukunft ermöglichen sollen.

Die 32-Jährige sieht auch Eltern in der Pflicht, die heimischen vier Wände als Ort des Krafttankens zu erhalten. Denn wo vor allem Aggression und Stress herrsche, bleibt für glückliche, gerade jetzt dringend nötige Momente kein Raum. Aus fünf Zutaten besteht ihrer Meinung nach das Rezept für positive Energie: Ernährung, Bewegung, Entspannung, Meditation und achtsamer Atmung. Sie nennt das Stichwort Achtsamkeit: Stressigen Situationen lasse sich entspannter gegenübertreten, wenn nicht durch den Alltag gehetzt wird, sondern Probleme mit Bedacht angegangen werden. "Es fängt beim Denken an. Hab ich ein positives oder negatives Kopfkino? Geh ich schon mit gutem oder schlechtem Gefühl an eine Sache heran. Zum Beispiel vor einem Vortrag. Sag ich mir, ich kann es eh nicht so gut vortragen und warte nur auf die negative Reaktion meiner Zuhörer? Oder mache ich mir selbst Mut und geh erhobenen Hauptes an die Sache heran? Wir sollten Kindern und Jugendlichen ein positives Kopfkino vermitteln, sie in gute Gefühle bringen, stärken, ihnen gut zusprechen. Wir können als Erwachsene nicht nachvollziehen, was Kinder und Jugendliche in ihrem Kopfkino haben", sagt die Wissenschaftlerin, die sich ausgiebig mit Resilienzforschung beschäftigt hat, also der Widerstandsfähigkeit im Leben.

Handlungsspielraum muss erhalten bleibenDem Nachwuchs wird grad viel genommen. Die Freunde, jegliches Freizeitvergnügen. "Sie brauchen aber das Gefühl, sie können dennoch etwas bewirken." Kinder und Jugendliche müssen merken, dass sie noch eigenen Handlungsspielraum haben. Eltern können sie darin bestärken. "Sie können zum Beispiel mit ihren Kindern in der Wohnung etwas umbauen, sie können sich Pinsel und Farbe schnappen und etwas streichen. Es bringt niemanden weiter, dem nachzujammern, was wir grad alles nicht machen können", sagt die Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin, die mit ihrem Mann am Götschen die Schneesportschule Bischofswiesen leitet. Positive Emotionen schaffen, lautet die Devise, dazu gehören positive Erfahrungen. "Wir sollten uns selbst, aber auch unseren Kindern und Jugendlichen immer wieder sagen, es ist super, so wie du bist." Sie zitiert den Motivationstrainer Sebastian Schild mit seinem Superhelden ABC: "Das A steht für Aufmerksamkeit. Legt diese auf das Gute, nicht auf den Mangel. B ist die Bewertung. Was ist wichtiger? Der Mangel oder die Fülle? C ist die Chance, auf die Fülle unseres Lebens den Fokus zu legen. Und den Alltag dahingehend zu verändern." Es sei erwiesen, dass Kindern und Erwachsenen zwischen 50000 und 80000 Gedanken pro Tag durch den Kopf schwirren, jeder könnte ein Gefühl auslösen. "Deshalb sollten wir achtsam sein mit unseren Gedanken", empfiehlt Aschauer. In einem Abendritual könne sich die Familie etwa fragen, was war schön an diesem Tag? "Ich vergleiche es mit einem Fotoalbum. Dort klebe ich auch nur Fotos von schönen Erinnerungen ein. Dort möchte ich nichts finden, was ich nicht geschafft habe."

GUTE-LAUNE-TIPPS Mit Tricks lässt sich die innere Haltung ändern. "Zum Beispiel mit dem Powerposing", sagt Aschauer. Das erzeugt gute Laune von außen nach innen. "Ich kann nicht stolz dastehen, wenn ich denke, wie blöd alles ist. Deshalb: Hände in die Hüften, Kopf hoch und selbstbewusst in die Welt blicken", empfiehlt die 32-Jährige. Auch eine gute Methode, wieder fröhlich zu sein: einen Kugelschreiber zwischen die Zähne stecken. Den gleichen Effekt liefert 60 Sekunden breites Grinsen. "Es werden Hormone ausgeschüttet, die dem Körper vorgaukeln, ich bin gut drauf."