Schönberg
Daumen hoch für das Bausatzauto

02.12.2020 | Stand 20.09.2023, 5:13 Uhr

Manfred (r.) und Thomas Artinger haben den gelben VW Buggy aus seinem Winterschlaf geholt – mit nur 680 Kilogramm auch kein Problem, ihn aus der Garage zu schieben. −Fotos: Königseder

"Da kann man na alles selber machen!", erklärt der 25-Jährige Thomas Artinger zu seinem VW Buggy. Aus Neufahrn bei München kommt das gute Stück im März 2014 nach Schönberg.

"Der Vorbesitzer hat ihn ungern vom Hof fahren sehen", sagt Vater Manfred Artinger (61), der mit seinem Sohn die Leidenschaft zum Oldtimer teilt. Er habe ihn dann spaßeshalber gefragt, ob die Lautsprecher auch wasserdicht seien, wobei der Verkäufer fast einen Herzinfarkt bekommen habe.

Bei der ersten Fahrt nach Hause sei es dann sehr kalt gewesen, so ganz ohne Verdeck und Heizung. "Der Vorbesitzer hat noch eine kleine Heizung eingebaut, den kleinsten Föhn der Welt wenn man so will – die bringt gar nix", lacht Thomas Artinger.

Der Volkswagen Buggy ist im Grunde ein VW Käfer, der in den frühen 60er Jahren zu einem offenen Freizeitwagen umgebaut wurde. Die meisten der offenen Wagen wurden mit dem gekürzten "Boden" des VW Käfers und den Aufbauten zusammengestellt. Sie gehörten somit zu den Varianten der Kit Cars, also Bausatzautos. Grundgerüst für den Buggy der Marke Volkswagen war die große Kunststoffkarosserie, sowie die breiten Reifen und oft ein leistungsgesteigerte Motor.

Das Cabrio aus Schönberg mit Baujahr 1984 wurde nicht gekürzt und hat dadurch die gleiche Länge wie ein "normaler" VW Käfer. Vier Personen können mitfahren, wobei die hinteren Plätze nicht viel Platz bieten.

Leider könne man laut dem Vater-Sohn-Gespann, jedoch nicht mehr nachvollziehen, von welchem Hersteller die Karosserie gebaut wurde. Original sei aber der VW-Käfer-Motor der sich hinten befindet. Natürlich sei hier und da mal die Elektrik ausgetauscht worden, genauso wie die Gurte ersetzt wurden. "Da waren nur Bauchgurte dran und das war uns dann doch zu gefährlich", sagt Manfred Artinger. Sein Sohn fügt hinzu: "Das was man hier sieht, also der Rahmen der Scheibe auf Kopfhöhe, ist sozusagen der Airbag".

Die Gangschaltung sei beim Fahren am Schwierigsten, was laut Markus Artinger eine alte "Käfer-Krankheit" sei. Er selbst habe in jungen Jahren einen Käfer besessen und unterstützte nicht zuletzt deswegen seinen Sohn beim Cabrio-Kauf. "Über ein Jahr lang hat sich das gezogen und zu einer immer ernsteren Idee entwickelt. Er ist durch Zufall auf die VW Buggys aufmerksam geworden und hat sich das in den Kopf gesetzt. Da haben wir dann im Internet nach entsprechenden Modellen geschaut. Leider waren die meisten davon im Norden Deutschlands und dann auch schnell vom Markt. Plötzlich war dann einer in Neufahrn bei München drin und den haben wir bei der Besichtigung gleich gekauft", so Artinger.

Mit 44 PS liegt die Höchstgeschwindigkeit des Buggys bei 120 km/h, bei 80 bis 100 km/h sei aber in der Regel Schluss. "Da fährt man dann gerne ein bisschen langsamer, das ist schon Hardcore Cabriofahren", lacht Thomas Artinger. Mit 680 Kilogramm sei das Cabrio zwar ein Leichtgewicht, so ganz einfach zu fahren sei es aber nicht. "Neben der Gangschaltung, wo man mit Glück den richtigen Gang trifft, braucht man auch gute Hände und Füße – so ganz ohne Servolenkung", sagt Artinger.

Trotzdem mache das Buggy-Fahren Spaß. "Das schöne dabei ist, dass die Leute begeistert sind und auch mal stehen bleiben, schauen, winken und viele den Daumen nach oben strecken. Man überlegt sich aber auch zwei- oder dreimal, ob man damit beispielsweise in die Arbeit fährt, man hat ja kein Verdeck und wie der Vorbesitzer schon sagte, hat der Buggy noch nie Wasser gesehen", sagte Manfred Artinger.

"Wir haben schon einmal überlegt, ob wir den Buggy verkaufen, uns aber dann dagegen entschieden", erzählt das Vater-Sohn-Gespann. Während der Saison im Sommer stehe er bei ihnen zu Hause, im Winter sei es aber immer schwierig einen geeigneten Platz zu finden. Deshalb steht er jetzt auch in Kirchdorf i. Wald. in einer angemieteten Garage zum überwintern. Man müsse sich auch immer die Zeit nehmen, um was herzurichten und ihn regelmäßig auszuführen, das sei nicht einfach.

Trotz Zeitmangel haben sie ihn nicht wieder verkauft, denn sie sind sich sicher, so was bekäme man nicht wieder . Es mache Spaß, das sei das Wichtigste dabei.
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