In keinem anderen Land der Welt, sagt Bodo Wartke, gibt es diese Unterscheidung zwischen E-Musik und U-Musik. Weil "ernste Musik" seltener im Radio kommt, zahlt die Musikverwertungsgesellschaft Gema den Musikern mehr Geld aus als den "unterhaltenden" Musiker. "Ernste Musik darf also auf gar keinen Fall unterhaltsam sein, da wird ganz penibel drauf geachtet, dass sich da kein Spaß einschleicht", klärt der Klavierkabarettist bei seinem Auftritt beim Eulenspiegel-Zeltfestival an der Passauer Ortspitze auf. Zudem sei U-Musik leicht an Textbausteinen wie "U Baby" zu erkennen, wohingegen man bei E-Musik den Text in aller Regel "e nicht" verstehe.
Bodo Wartke: "Es wird Zeit"
Und so rüstet sich Wartke zum Zwecke der Profitmaximierung mit Boxhandschuhen und Mundschutz, haut undefiniert in die Tasten und nuschelt, dass es gewiss nicht unterhaltend und verständlich klingt, seinen Hit "Ja, Schatz" und "Eye Of The Tiger". Schon haben die 550 Besucher im fast ausverkauften Zelt ihn lieb gewonnen, diesen 42-jährigen adretten Herrn aus Bad Schwartau ("die Stadt gibt’s wirklich, sie ist nur in einer Marmeladenfabrik untergebracht"), der in Berlin lebt und seit Jahren das Premiumsegment des deutschen Musikkabaretts mitdefiniert.
"Ich bin der Überzeugung, dass jede ernste Musik unterhaltend sein sollte. Und umgekehrt", sagt Bodo Wartke, plädiert statt U und E fürs Konzept einer beides vereinenden "Ü-Musik" – und spielt Papagenos Vogelfängerarie auf der Mundharmonika, rappt den Text und vermengt ihn mit allerhand schwarzhumorig abgewandelten Kindervogelliedern zum "Papagenozid": "Die Eule, die Eule, erleg ich mit der Keule! . . . Alte Liebe rostet nich’, die Amsel, die erdrossel ich!"
Till Hofmanns 25. Eulenspiegel-Festival ist dieses Jahr oft ausverkauft und von hoher Güte. So niveauvoll, ernst und unterhaltsam wie mit Bodo Wartke ist es selten. Schön, wenn ein Künstler seinen Anspruch mit solcher Souveränität und Leichtigkeit einlöst.
Am 16. Juli, im Bürgersaal Ergolding. Am 20. Mai 2020 stellt Bodo Wartke in Linzer Posthof sein neues Programm vor.
Mehr zum Thema lesen Sie am 16. Juli im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.
