Traunstein / Berchtesgadener Land
Dank Stipendium: Medizinischer Nachwuchs für die Region

04.09.2020 | Stand 04.09.2020, 13:22 Uhr

Ex-Stipendiat Viktor Rudt liebt seine Arbeit in der Kreisklinik Bad Reichenhall. −Foto: Berwanger

Medizinischer Nachwuchs ist sehr gefragt, auch in der Kliniken Südostbayern AG (KSOB). Im April 2017 wurde daher ein Stipendium-Angebot für Studenten der Humanmedizin aufgelegt. Diesen bietet das gut angenommene Programm eine finanzielle Grundförderung, viele Möglichkeiten zum Kennenlernen der Arbeit im Klinikalltag sowie nach Studienabschluss eine mindestens dreijährige Anstellung in einer Weiterbildungsstelle an den KSOB.

"Wir brauchen engagierte junge Leute dringend und möchten sie schon frühzeitig für unsere Kliniken gewinnen", sagt KSOB-Vorstand Elisabeth Ulmer.

Für die Auswahl ist nicht die Bestnote im Abitur entscheidend

Vor dem Hintergrund von Ärztemangel und der Sicherung der künftigen regionalen Patientenversorgung in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land haben die Kliniken Südostbayern vor knapp dreieinhalb Jahren das Modell "Klinikstudent" entwickelt. "Wir stellen im April und Oktober jeweils vier Plätze zur Verfügung", erklärt Elisabeth Ulmer. "Erfreulicherweise hatten wir bisher immer genügend Bewerber." In einem strukturierten Verfahren werde unter den Bewerbungen die Auswahl für das Klinik-Stipendium getroffen. Die Interessenten müssen eine Kurzbewerbung mit dem Titel "Klinikstudent" samt Motivationsschreiben, Berufsziel, Lebenslauf, kurzer Darstellung der sozialen Situation, Zeugnissen und Lichtbild einreichen. "Für ihre Auswahl ist nicht die Bestnote im Abitur entscheidend, sondern unter anderem die glaubhafte Vermittlung nachhaltigen Engagements", so Elisabeth Ulmer.

Wer das Bewerbungsverfahren erfolgreich durchlaufen hat und in das Förderprogramm aufgenommen wird, verpflichtet sich, nach Abschluss des Studiums eine von den Kliniken Südostbayern angebotene, mindestens dreijährige Weiterbildungsstelle anzunehmen. Auf diesem Wege hofft der Klinikverbund, den medizinischen Nachwuchs an die Region zu binden. Das Stipendium ermöglicht den Studierenden einen frühen Kontakt mit der medizinischen Arbeit in den klinischen und medizinnahen Fachabteilungen. Sie können bei ihren praktischen Einsätzen Kontakte knüpfen und Netzwerke aufbauen, sie lenen den Klinikverbund als Arbeitgeber kennen und haben nach Studienabschluss eine Weiterbildungsstelle sicher.

Der Förderbeitrag des Klinik-Stipendiums beläuft sich vom ersten bis fünften Fachsemester auf 250 Euro monatlich, vom sechsten bis zum zwölften Fachsemester erhalten die Stipendiaten 400 Euro je Monat.

Die finanzielle Unterstützung ist nicht nur dann eine echte Hilfe, wenn man wie Viktor Rudt und Elisabeth Schuhbeck München als Studienort gewählt hat. "Gerade für eine junge Familie ist das Stipendium hochwillkommen, mir hat es extrem geholfen", sagt Viktor Rudt. Seit Februar dieses Jahres arbeitet er als Assistenzarzt in der Abteilung Innere Medizin an der Kreisklinik Bad Reichenhall. Der 34-jährige Vater von zwei Söhnen, ein und vier Jahre alt, und im ersten Beruf Physiotherapeut, hat sich bewusst für das Medizinstudium entschieden. Und ebenso bewusst die Kliniken Südostbayern als Arbeitgeber gewählt. Denn seine Frau hat er zwar während des Studiums in München kennengelernt, gebürtig ist sie aber aus Berchtesgaden.

Dass der im Münsterland in Nordrhein-Westfalen geborene Rudt dann eher per Zufall im Internet die Möglichkeit des Klinik-Stipendiums der KSOB entdeckt hat, passte für ihn also wunderbar.

Ein Hausarzt für das Berchtesgadener Land – "das passt zu mir"

Er konnte die Kliniken Südostbayern schon während des für Medizinstudierende obligatorischen Praktischen Jahres kennenlernen und geht nun ganz in seiner Arbeit in den verschiedenen Bereichen rund um die Innere Medizin auf. Hier kann der ruhig, besonnen und mit einem Talent zum Zuhören ausgestattet wirkende Assistenzarzt in den nächsten drei Jahren oder auch noch länger Erfahrungen sammeln für den Bereich, der ihn im Studium besonders angesprochen hat und der auch im Berchtesgadener Land gebraucht wird: Hausarzt. "Ich glaube, dass das zu mir passt", so Viktor Rudt mit einem leisen Lächeln.

"Momentan taugt es mir gut, ich kann mir vorstellen, hier zu bleiben", sagt Elisabeth Schuhbeck in dem kleinen Büro, das sie sich gerade mit einer ärztlichen Kollegin in der gastroenterologisch-hepatologischen Abteilung der Inneren Medizin am Klinikum Traunstein teilt. Auch sie hat heuer ihre Assistenzärztinnenzeit bei den KSOB begonnen. Ziel: Fachärztin Innere Medizin.

Von dem Stipendium habe sie über Mundpropaganda und durch die Zeitung erfahren, so die 28-Jährige. Die gebürtige Traunsteinerin ist begeistert von dieser Möglichkeit. "Ich finde es super, dass Kliniken in Bayern tatsächlich Ansässige fördern und hier ansiedeln wollen", sprudelt es aus der temperamentvollen jungen Frau hervor. Und ja, die älteren Patienten würden es schätzen, wenn man ihren Dialekt versteht, fügt sie hinzu. Mit Menschen verschiedener Altersgruppen zusammenzukommen, findet die kontaktfreudige, heimatverbundene Traunsteinerin ebenso interessant wie die an die Arbeit eines Detektivs erinnernde spannende Suche einer Ärztin nach der Art der Erkrankung der Patienten. "Es wird nie langweilig", sagt sie. Elisabeth Schuhbeck ist so begeistert vom Klinik-Stipendium, dass sie es auch einer Freundin empfehlen will, die gerade mit dem Medizinstudium begonnen hat.

Sowohl Viktor Rudt als auch Elisabeth Schuhbeck loben die freundlichen Kollegen im Klinikverbund. "Wir möchten, dass sich unsere Stipendiaten gut aufgehoben fühlen", betont Elisabeth Ulmer. Ihnen würde eine Reihe von Weiterbildungsmöglichkeiten geboten, auch ein Wechsel der Fachrichtung sei kein Problem. "Das sind hochmotivierte junge Leute", ist sie sehr zufrieden mit dem medizinischen Nachwuchs im Klinikverbund, dessen Klinik-Stipendium "nur ein Mosaiksteinchen unter vielen" zur Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen Versorgung der Bürger in beiden Landkreisen sei.

− ib