Ein Überblick
Corona-Lollitests: Wie sie funktionieren und wann sie kommen könnten

27.05.2021 | Stand 22.09.2023, 0:01 Uhr

30 Sekunden lutschen und ab ins Labor: Lollitests sind sanfter in der Anwendung als Rachen- und Nasenabstriche und als PCR-Test sogar sicherer. −Fotos: Michael Reichel/dpa

Mit dem Wattestäbchen weit hinauf in die Nasenhöhle oder tief in den Rachen – dass Corona-Tests nicht sehr angenehm sind, haben nach eineinhalb Jahren Pandemie wohl die meisten schon feststellen müssen.

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Ein Testverfahren aber ist deutlich sanfter und dabei sogar zuverlässiger: der sogenannte Lollitest. Er könnte deshalb gerade für Kinder eine gute Alternative zu den bisher üblichen PCR- und Antigen-Selbsttests bieten, wie der Donaukurier schreibt.



In Nordrhein-Westfalen werden die Lollitests seit 10. Mai flächendeckend an allen Grund- und Förderschulen durchgeführt. In Bayern hingegen lassen die Lutschtests auf sich warten – für Grundschul-, aber auch für Kita-Kinder. Warum eigentlich?

Diese Pilotprojekte sind in Bayern im Einsatz

Auf Anfrage des DK teilt eine Sprecherin des Bayerischen Gesundheitsministeriums mit, dass Pilotprojekte zu alternativen Testmethoden in Bayern zwar bereits durchgeführt werden, "die Ergebnisse aber noch abzuwarten sind".

Solche Projekte gibt es zum Beispiel im Rahmen der WICOVIR-Studie in mehreren bayerischen Städten und Landkreisen. Hier sind allerdings vorwiegend die (auch im Handel) bereits etwas mehr verbreiteten Gurgeltests im Einsatz.

Lollitests werden nach Angaben des Gesundheitsministeriums bisher über die WüKiTa-Studie an neun Würzburger Kitas erprobt. Als Variante des Lollitests sind auch sogenannte "Salivetten" an 17 Münchner Grundschulen des Virenwächter 3.0 Programms in Gebrauch. Hier lutschen die Kinder eine kleine Kunstfaserrolle anstelle eines Wattestäbchens.

Tests für Kita-Kinder lassen auf sich warten

Ende April aber hatte Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) die Hoffnung auf Corona-Schnelltests für Kita-Kinder gedämpft und viele Eltern irritiert zurückgelassen. Gerade die Warnungen von Psychologen, welche Auswirkungen soziale Isolation auf Kinder haben könnte, lassen die Kritik an unzureichenden Testkonzepten immer lauter werden.

Zwar gibt es kinderfreundliche Spucktests in der Drogerie zu kaufen und sogar Lollitests sind bereits online erhältlich, das RKI aber empfiehlt die frei verkäuflichen Antigen-Schnelltests nicht für die Testung von Kita-Kindern. Und auch Trautner hält Antigen-Schnelltests bei Kindern im Krippen- und Kindergartenalter nicht für"ausreichend zuverlässig und sicher durchführbar", wie die CSU-Politikerin gegenüber der Deutschen Presseagentur sagte.

Was es also bräuchte, sind die etwas verlässlicheren PCR-Tests. Und deshalb ist es besonders fragwürdig, warum Spuck- oder Lollitests für Kinder nicht zum Einsatz kommen. Diese nämlich eignen sich bestens für das PCR-Testverfahren. Das Sozialministerium verweist – ebenso wie das Gesundheitsministerium – darauf, dass sich die alternativen Verfahren noch in der Testphase befänden. Ein weiteres Problem: Noch fehlt es wohl an Kapazitäten in bayerischen Laboren.

Kritik von der Opposition

Das zögerliche Vorgehen der Staatsregierung stieß auf Kritik bei der Opposition. Die Grünen etwa forderten mindestens einmal wöchentliche Tests für Kinder. SPD-Sozialpolitikerin Doris Rauscher merkte gegenüber der Deutschen Presseagentur an, dass "kindergerechte Testmöglichkeiten" vielerorts längst im Einsatz seien.

Dass es geht, zeigt Nordrhein-Westfalen. Zweimal pro Woche werden hier seit 10. Mai 3700 Grund- und Förderschulen und damit mehr als 700.000 Schülerinnen und Schüler getestet. Die "Lollis" aus einer Klasse wandern in eine sogenannte Pool-Testung, die gesammelt an eines von zwölf Laboren in NRW geschickt wird.

Das neue Testverfahren lässt sich das Bundesland einiges kosten. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) rechnet mit etwa acht Millionen Euro pro Woche, also knapp 65 Millionen Euro bis zum Ende dieses Schuljahres. Für Kindergartenkinder aber sind Lollitests auch in Nordrhein-Westfalen noch nicht flächendeckend möglich. Auch hier fehlt es an Labor-Kapazitäten. Verbreitet Anwendung finden sie bisher nur in Pilotprojekten, wie etwa in Solingen oder Köln.

So ist die Aussicht auf Lolli-Testungen in Bayern

Wann Lollitests in bayerischen Kitas und Grundschulen Usus werden könnten, ist unklar. Bis dahin, so eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums, wolle man die bewährten Antigen-Schnelltests weiterverwenden. Einen Vorteil hätten die Schnelltests gegenüber den PCR-Lollitests: Das Ergebnis ist sofort zu Unterrichtsbeginn da.

Für Kindergartenkinder könnte die Hoffnung auf der Zeit nach Pfingsten liegen. Dann, so heißt es von Seiten des Gesundheitsministeriums, wolle man "allen Kindern in Kinderbetreuungseinrichtungen, heilpädagogischen Tagesstätten und schulvorbereitenden Einrichtungen zwei Antigen-Selbsttests pro Woche anbieten, die zu Hause durchgeführt werden können".

Zwar kommt dies nicht den PCR-Pool-Tests gleich, aber Eltern könnten dann in Apotheken durchaus die kinderfreundlichen Spuck- oder Lollitests erhalten.

So funktionieren Lollitests

Der "Lolli" ist ein Wattestäbchen, an dem die Kinder etwa 30 Sekunden lang lutschen sollen. Die Proben einer Gruppe oder Schulklasse werden dann in ein gemeinsames Behältnis gegeben und als "Pool-Test" in einem Labor untersucht. Wird morgens getestet, ist meist schon am Nachmittag klar, ob ein Pool positiv oder negativ war. Ist ein Pool positiv, müssen die Kinder am nächsten Tag zu Hause bleiben und es muss noch einmal mit Einzelproben getestet werden. Es handelt sich bei den Lollitests um ein PCR-Testverfahren, das als zuverlässiger gilt als Schnelltests beziehungsweise Selbsttests.

Vereinzelt sind neben den für Kinder angenehmeren Gurgel- oder Spucktests auch Lollitests schon als Antigen-Selbsttest für zu Hause verfügbar. Weil Selbsttests in Deutschland eingehend geprüft werden, bevor sie auf den Markt kommen, dauert es, bis diese Tests für Laien verfügbar sind.

− pnp