Circus King gastiert in Traunreut

Vorstellungen von heute 18 Uhr bis Sonntag 14 Uhr – Kleiner Familienzirkus tut sich heutzutage schwer

22.08.2019 | Stand 20.09.2023, 3:57 Uhr
Pia Mix

Circus-Chef Artur Kaiser bei einer waghalsigen Artistik-Nummer auf mehreren Stühlen.

Traunreut. Der Circus King gastiert am Wochenende unter diesem Namen zum ersten Mal in Traunreut auf der Fläche an der Trostberger Straße neben dem Kaufland. Vom heutigen Donnerstag bis Samstag findet täglich ab 18 Uhr und am Sonntag ab 14 Uhr eine Vorstellung im großen Zelt statt. Kartenreservierung unter Tel. 0152/3 6274941, Vorverkauf direkt an der Zirkuskasse.
Die Zirkusleute sind in der Stadt keine Unbekannten. Das Ehepaar Artur und Sandy Kaiser gehörte viele Jahre dem seit 1882 bestehenden "Circus Kaiser" an und gastierte mit diesem schon vor drei Jahren in Traunreut. Damals wurde Leandro, der kleine Sohn der beiden, während ihres Aufenthalts in Traunreut getauft. Nach dem Tod der Eltern machten sich die Kaiser-Söhne mit eigenen Zirkusbetrieben selbstständig. Artur Kaiser tourt nun seit Anfang 2018 mit seinem "Circus King" durch Oberbayern.
Auf der Wiese neben dem Kaufland herrscht dieser Tage reges Treiben. Ein großes Zirkuszelt, das 800 Besuchern Platz bietet, wurde aufgestellt, darum herum sind die Wagen der Zirkusleute aufgereiht. Die vielen Tiere, die Teil des Programms sind, grasen friedlich in ihrem Gehege oder liegen gemütlich in einer Ecke. Immer wieder bleiben Passanten stehen und schauen ihnen dabei zu.
Im Programm, das an vier Tagen gezeigt wird, ist unter anderem "Europas größter Exoten-Zug" mit vielen Tieren zu sehen: mit Kamelen, Yaks, schottischen Hochlandrindern, Bisons, Eseln, Lamas, dem kleinsten Pony mit nur 56 Zentimetern Größe und anderen mehr. Außerdem gibt es Feuerspucker, Seiltänzer, Luftakrobatik und die beiden Clowns "Sheego und Bambino". Die rund zweistündige Vorstellung verspricht viel Abwechslung und Unterhaltung für Groß und Klein.
Die drei Kinder des Ehepaars Kaiser – Leandro (3), Loredana (8) und Luciano (10) – sind von klein auf im Programm mit eingebunden und haben eigene Nummern. "Juniorchef" Leandro zeigt einen Handstand auf der Hand seines Papas und kommt mit "seinen" Tieren, dem Lama Skippy und dem Pferd Mexiko, in die Manege. Loredana ist schon jetzt eine hervorragende Artistin, und ihr älterer Bruder Luciano gibt den Spaßmacher "Klein Bambino".
Für die drei heißt es regelmäßig üben und trainieren. Vor allem Loredana macht ihre akrobatischen Übungen täglich mindestens eine halbe Stunde lang, um biegsam und geschmeidig zu bleiben. Daneben haben die Kinder wie die Erwachsenen feste Aufgaben, bringen den Tieren zum Beispiel Wasser und Futter: "Jeder muss bei uns mit anpacken und weiß genau, was er zu tun hat", erzählt Sandy Kaiser.
"Im Turnunterricht bin ich meistens die Beste"Jetzt sind Sommerferien. Aber sonst , während der Schulzeit, besuchen die Zirkuskinder am jeweiligen Standort die Schule und nehmen dort am Unterricht teil. Ein Schausteller-Lehrer kommt außerdem von Zeit zu Zeit und hilft ihnen, um Versäumtes nachzuholen. "Manchmal sind die Kinder in der Schule im Stoff weiter als wir. Aber manchmal kann ich das auch schon, was sie gerade lernen", berichtet der zehnjährige Luciano. Und seine Schwester Loredana fügt hinzu: "Im Turnunterricht bin ich meistens die Beste, und die anderen staunen, was ich alles kann."
Die Zirkuskinder sind nicht scheu und schließen an jedem Standort schnell Bekanntschaft mit den ansässigen Buben und Mädchen. Sie erleben es immer wieder, dass Kinder aus der Nachbarschaft neugierig herbeikommen, wenn das Zelt und die Wagen drum herum aufgebaut werden. Mit ihnen kommen sie dann ins Gespräch und freunden sich an.
In Traunreut war schon gleich am ersten Tag Daria aus der benachbarten Siedlung da. Sie ist begeistert von allem, was sie hier sieht und gesteht mit sehnsüchtigem Blick, dass ihr das Zirkusleben auch gefallen würde.
Für den Zirkus wird es jedoch heutzutage immer schwieriger, wie Sandy Kaiser zu berichten weiß, die sich um die Werbung und die Aufführungsorte kümmert. Sie ist wie ihr Mann Artur in einer Zirkusfamilie aufgewachsen, hat ihn zum ersten Mal mit sechs Jahren in der Zirkusschule gesehen und dann später mit 16 Jahren wiedergetroffen. Seitdem sind die zwei ein Paar.
Interesse am Zirkus sinkt: Zu viele AngeboteSandy Kaiser erinnert sich an ihre Kindheit: "Wenn wir damals mit dem Zirkus irgendwo ankamen und anfingen aufzubauen, war sofort eine ganze Schar Kinder um uns herum." Heute kämen oft nur noch wenige, die Buben und Mädchen hätten ein zu großes Angebot an Unterhaltungsmöglichkeiten und nicht mehr so viel Interesse am Zirkus.
Auch mit den Standorten ist es laut Sandy Kaiser zunehmend schwerer geworden. In manchen Kommunen, wie auch in Traunreut, steht kein Festplatz zur Verfügung. Der Zirkus muss dann auf Privatflächen ausweichen und ist darauf angewiesen, dass beispielsweise Landwirte sie auf ihren Grund lassen. Von denen erhalten sie dann meist auch das notwendige Futter für ihre Tiere.
Einen festen, langfristig geltenden Tourenplan hat der Circus King nicht. Sandy Kaiser fährt jede Woche in der Gegend herum und sucht nach Plätzen, die sie als nächstes anfahren können. Nach Traunreut geht es für den Zirkus in Grabenstätt weiter, wo er auf dem Sportplatz sein Zelt aufstellen darf.
Auch eine längere Winterpause kann sich der Circus King nicht leisten, da er auf regelmäßige Einnahmen dringend angewiesen ist. Im November und Dezember ist er in Puchheim und bietet Vorführungen im Rahmen eines Weihnachtszirkus an. Nach kurzer Pause geht es dann ab März schon wieder auf Tournee durchs Land.