Chris erfüllt sich seinen Traum

Einmal rund um Deutschland – nach einer schweren Krankheit ist der Passauer derzeit auf Wanderschaft

08.07.2021 | Stand 22.09.2023, 2:08 Uhr

Mit eigens zusammengezimmertem Wägelchen hat sich Chris aufgemacht, um die deutsche Grenze abzuwandern. In 200 Tagen möchte er zurück in Passau sein. −Foto: Stabl

Nach der OP, als es wieder bergauf ging, hatte Chris den Plan gefasst, von Donaueschingen ans Schwarze Meer zu reisen. "Ich bin Passauer, daher liebe ich die Donau", sagt der 57-Jährige. "Deshalb wollte ich ihr durch 16 Länder folgen". Doch leichter gesagt als getan: Nach der schweren Erkrankung musste erst einmal die physische Verfassung wiederhergestellt werden. "Ich hatte damals ganz viel abgenommen", erzählt Chris, "da musste ich erst mal wieder aufbauen." Drei Jahre hatte er sich darauf vorbereitet: Liegestützen, Kniebeugen, mindestens 15 Kilometer Laufen am Tag. Dann kam die Pandemie. Eine Reise in andere Länder war nicht möglich, also war dieser Plan nicht mehr zu realisieren.

Doch schon bald hatte Chris einen neuen Plan: Einmal rund um Deutschland. Die ganze Grenzlinie abwandern, im Uhrzeigersinn. Gestartet wird natürlich in der Heimatstadt Passau. Dort soll die Reise auch enden. "Ich bin am 1. Juli in Passau losmarschiert und möchte dort in etwa 200 Tagen wieder ankommen."

Seit einer Woche ist der Wanderer also unterwegs und ist jetzt in Oberbayern unterwegs. "Jetzt kommen der Chiemsee und der Bodensee. Da kann man schon mal eine Zeit lang verbringen", erzählt Chris und lacht. Für seine Reise hat er sich eigens ein Vehikel zusammengezimmert. Das erleichtert ihm nicht nur den Weg, sondern bringt ihm auch viele neue Bekanntschaften ein. "Meistens sehen die Leute meinen Wagen und fragen mich, was ich damit vorhabe", erzählt er. "Dann kommt man ins Gespräch." Überhaupt ist ihm auf seinem bisherigen Weg sehr viel Herzlichkeit begegnet. "Ich habe zwar alles dabei, was man zum Schlafen und Essen braucht. Aber bis jetzt habe ich es noch nie benutzt", erzählt Chris. "Die Menschen, die ich bisher getroffen habe, sind so herzlich, ich bin richtig begeistert." Einer seiner Freunde hat eine Facebook-Gruppe gegründet, auf der Chris seinen Weg mit anderen Leuten teilt. Dadurch erfährt man immer, wo er gerade ist. "Chris erfüllt sich seinen Traum", heißt die Gruppe und zählt schon nach einer Woche über 3500 Mitglieder. "Die Leute laden mich ständig ein. Ich darf übernachten, bei ihnen essen. Ich finde gar keinen Ausdruck dafür, wie die Leute einem entgegenkommen." Sogar auf einem Polterabend war er schon eingeladen. Dabei hat Chris damit gar nicht gerechnet. Einladen lassen wollte er sich eigentlich gar nicht. "Unterwegs habe ich meinen Gaskocher dabei", erzählt er. "Da gibt’s mal ein Süppchen oder ich grille was."

Für die 200 Tage, die die Reise dauern soll, hat er sich etwas zusammengespart. Doch noch viel wichtiger, sagt er, ist die seelische Unterstützung seiner Familie und seiner Freunde. "Ohne die hätte ich das nicht geregelt bekommen", sagt er begeistert. "Die unterstützen mich so stark, das ist der pure Wahnsinn. Die liegen mir alle sehr am Herzen."

Dass Chris diese Reise machen darf, dafür ist er dankbar. Und die Reise selbst ist Zeichen seiner Kämpfernatur. "Aufgeben darf man niemals, auch nicht bei einer Krankheit", sagt er.
Chris hat die Redaktion gebeten, seinen vollen Namen nicht zu veröffentlichen.