Laut Regierungssprecher
Bund plant keine weitere Freigabe von Astrazeneca-Impfstoff

01.03.2021 | Stand 22.09.2023, 1:20 Uhr

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte sich für eine Freigabe ausgesprochen. −Symbolbild: dpa

Die Bundesregierung plant keine allgemeine Freigabe des Astrazeneca-Impfstoffes für alle.

"Eine grundsätzliche Freigabe zu diesem Zeitpunkt ist nichts, was die Bundesregierung verfolgt", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Es habe zudem mit Blick auf Erzieher und Lehrer bereits eine Flexibilisierung bei der Impfreihenfolge geben, so Seibert weiter.

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Nach Aussage des Bundesgesundheitsministeriums ist eine Nutzung des Impfstoffes für alle erst denkbar, wenn allen priorisierten Personen, etwa Lehrern und Erziehern, ein Impfangebot gemacht worden sei und genügend Impfstoff zur Verfügung stünde.



Zuvor hatten sich mehrere Länder-Chefs für eine Freigabe des Astrazeneca-Impfstoffs für alle Impfwilligen ausgesprochen. Man könne es sich nicht leisten, "dass Impfstoff herumsteht und nicht verimpft wird, weil Teile der Berechtigten ihn ablehnen", sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) der "Welt am Sonntag". In diesem Fall "müssen wir dieses strenge Regiment auflockern und Menschen impfen, die nach der Priorisierung noch nicht an der Reihe wären".

Söder will den Impfstoff freigeben

Auch Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) will den Impfstoff von Astrazeneca freigeben: "Bevor er liegen bleibt, impfen, wer will", sagte Söder der "Bild am Sonntag". Es dürfe keine Dosis übrig bleiben oder weggeworfen werden, und das Impfen müsse schneller gehen. "Es kann nicht sein, dass einerseits zu wenig Impfstoff vorhanden ist, aber andererseits Astrazeneca in hohen Zahlen nicht verimpft wird."

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) unterstützte die Forderungen. "Ich habe viel Sympathie für die Idee, den ungenutzten Impfstoff von Astrazeneca allen Bürgern zur Verfügung zu stellen", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) äußerte sich in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ähnlich.

Kritische Töne

Kritische Töne kamen indes von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU): "Die Priorisierungsreihenfolge aufheben, ist der falsche Weg", sagte er am Sonntagabend in der ARD-Tagesschau.

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums ist bislang nur ein Bruchteil der gelieferten Impfdosen von Astrazeneca verimpft worden. Zugleich wies das Ministerium darauf hin, dass man zwischen den Prioritätsgruppen wechseln könne, ohne die Impfverordnung ändern zu müssen. Sobald alle Menschen in der ersten Gruppe ein Impfangebot bekommen haben, könne man die Menschen in der zweiten Gruppe bedenken. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte die Bundesländer auf, diese Möglichkeit zu nutzen.

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hatte zuvor angekündigt, die Empfehlung des Impfstoffs von Astrazeneca auf Basis neuer Daten überprüfen zu wollen: "Das ist möglich, und das werden wir auch tun." Die Stiko hatte den Impfstoff zunächst mangels ausreichender Daten nicht für Menschen ab 65 Jahren empfohlen. Nun werde es "sehr bald zu einer neuen, aktualisierten Empfehlung kommen" - auch weil im März vermutlich der Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson zugelassen sein werde.

− kna