Trostberg
Bürgermeister wenden sich in offenem Brief gegen Schließung des Dialysezentrums

Appell zur Schließung des KfH-Nierenzentrums Trostberg: Rein wirtschaftliche Entscheidung überdenken

05.08.2021 | Stand 21.09.2023, 22:27 Uhr

Die Dialysepatienten sind auf die regelmäßigen Behandlungen angewiesen, die sie bisher im KfH-Nierenzentrum Trostberg erhielten. Ende September will der Träger der Einrichtung, ein Verein, den Standort in Trostberg schließen. In den Augen der Bürgermeister widerspricht diese rein wirtschaftliche Entscheidung dem Zweck des gemeinnützigen Vereins, der in ganz Deutschland über 200 Zentren führt. −Foto: M. Falkinger

Das KfH-Nierenzentrum Trostberg, das seit 1999 Patienten mit Nierenerkrankungen in der Region unter anderem mit lebensrettender Dialyse betreut, wird Ende September geschlossen. Das geht aus einer Presseerklärung des Trägers, des gemeinnützigen Vereins KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantationen, hervor. Nach den betroffenen Patienten haben sich am Donnerstagnachmittag auch die Bürgermeister aus der Stadt Trostberg und den umliegenden Gemeinden, Altenmarkt, Obing, Palling und Tacherting, in einem offenen Brief zur geplanten Schließung geäußert. Sie appellieren an den gemeinnützigen Verein, diese Entscheidung nochmals zu überdenken.

Die Bürgermeister Karl Schleid (Trostberg), Stephan Bierschneider (Altenmarkt), Josef Huber (Obing), Franz Ostermaier (Palling) und Werner Disterer (Tacherting) haben in einer Presseerklärung an die Heimatzeitung geschrieben, dass sie zur Kenntnis nehmen mussten, dass das KfH-Nierenzentrum Trostberg geschlossen werden soll. Aus wirtschaftlichen Gründen, wie der Trägerverein in der Presseerklärung informiert hatte.

Die Bürgermeister weisen auf die Internetseite des KfH-Nierenzentrums Trostberg hin, auf der damit geworben wird, dass "die Verbesserung der Lebensqualität unserer Patienten" im Mittelpunkt der Behandlung stehe. Außerdem haben sich die Bürgermeister mit der Organisationsform des KfH auseinandergesetzt und Folgendes gefunden: "Das KfH ist ein gemeinnütziger Verein. Seine Mitglieder sind überwiegend Ärzte aus dem Bereich Nephrologie. Aufsichtsorgan ist das ehrenamtlich tätige Präsidium, welches den Vorstand bestellt und überwacht. Der Vorstand vertritt den Verein nach innen und außen und ist dessen ausführendes Organ. Der Ärztliche Beirat berät das Präsidium und den Vorstand in medizinischen, ärztlichen und ethischen Fragen der Patientenversorgung im Rahmen des Vereinszwecks." Der Verein ist Träger von über 200 Zentren in Deutschland, in denen rund 19000 Dialysepatienten und 70000 Patienten der nephrologischen Sprechstunde behandelt werden. Schleid und seine Kollegen zitieren aus der Satzung unter anderem Paragraf 2: "Gemeinnütziger und mildtätiger Vereinszweck: (1) Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige und mildtätige Zwecke im Sinne des Abschnitts ,Steuerbegünstigte Zwecke‘ der Abgabenordnung. Zweck des Vereins ist die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens und der öffentlichen Gesundheitspflege, der Wohlfahrtspflege sowie die Unterstützung hilfsbedürftiger Personen."

Die Bürgermeister wundern sich: "Für die Schließung des Standorts Trostberg werden ausschließlich wirtschaftliche Gründe benannt. Ob der Vereinszweck, wie in der Satzung angeführt, erfüllt werden kann, wird mit keinem Wort erwähnt." Sie führen aus: "Wir Bürgermeister finden es sehr schade, dass gerade die Patienten, die auf kurze Wege und direkte Verbindungen angewiesen sind, durch diesen Schritt gezwungen werden, längere Anfahrtszeiten auf sich zu nehmen und dadurch auch Lebensqualität einzubüßen. Alleine die Behandlung dauert mehrere Stunden und oftmals sind die Patienten dann entsprechend geschwächt beziehungsweise körperlich beeinträchtigt und deshalb auf Hilfe angewiesen. Hier sind kurze Anfahrtswege von großer Bedeutung. Auch bedarf es oftmals der Unterstützung durch weitere Personen, um überhaupt an den Behandlungsort zu kommen. Wohnortnah ist sicherlich ein dehnbarer Begriff, aber aus unserer Sicht sind die angebotenen Standorte Traunstein, Prien und Altötting nicht unbedingt als wohnortnah zu definieren."

Außerdem führen sie die Arbeitsplätze an, die durch die Schließung verloren gehen. Im letzten Satz ihres offenen Briefes schreiben sie: "Wir Bürgermeister bedauern es sehr, dass das KfH-Kuratorium diesen Schritt geht und möchten eindringlich appellieren, diese Entscheidung nochmals zu überdenken."

− luh