Tiefenbach
Bürgermeister jetzt auch Standesbeamter

10.08.2020 | Stand 20.09.2023, 21:08 Uhr

Die neuen Mitarbeiter in der Verwaltung Michaela Lenz (2.v.r.) und Christoph Goldschmidt (l.), wurden von Bürgermeister Christian Fürst (r.) und Geschäftsleiter Anton Mayrhofer dem Gemeinderat vorgestellt. −Foto: Schauer

Durch die altersbedingte Personalfluktuation in der Gemeindeverwaltung Tiefenbach (Landkreis Passau) war die Einstellung neuer Mitarbeiter unabdingbar, denn die derzeit in der Verwaltung vorhandenen Auszubildenden sind noch nicht fertig und können daher auf den verantwortungsvollen Arbeitsplätzen nicht eingesetzt werden, berichtete Bürgermeister Christian Fürst (CSU) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Mit der Verrentung der langjährigen und erfahrenen Mitarbeiterin und Leiterin des Standesamts, Gabriela Schneider, musste der Arbeitsplatz kurzfristig besetzt werden, auf die Ausschreibung hin bewarb sich Michaela Lenz vom Landratsamt Freyung und konnte beim Bewerbungsgespräch auch überzeugen. Die 21-jährige Verwaltungsfachangestellte war bei ihrem früheren Arbeitgeber in der Personalabteilung eingesetzt, mittlerweile hat sie ihren Wohnsitz nach Passau verlegt. Ihr Aufgabenbereich in der Gemeinde Tiefenbach ist im Bürgerbüro mit den Schwerpunkten Standesamt, Friedhofsverwaltung, sowie Organisation von Wahlen. Sie hätte bereits die Zusatzausbildung zur Leitung des Standesamts Tiefenbach absolvieren sollen, diese wurde aber wegen der Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben.

Die zweite neue Personalie in der Gemeindeverwaltung ist der 35-jährige Christoph Goldschmidt, er kommt von der Marktgemeindeverwaltung Hutthurm, wo er im Bauamt beschäftigt war. Er wird Nachfolger von Personalsachbearbeiter Max Eibl, der sich im Spätherbst in den Ruhestand verabschieden wird. Derzeit wird Christoph Goldschmidt von seinem Amtsvorgänger noch eingewiesen in den Bereich Personalwesen, Öffentlichkeitsarbeit und Tourismus. In seiner persönlichen Vorstellung berichtete er, dass er seit zwölf Jahren in Boderting wohnt und nach der Schule eine Ausbildung zum Bürokaufmann absolvierte. Dann kam die Bundeswehr, bei der er zwölf Jahre als Soldat auf Zeit diente, anschließend fand er Anstellung bei der Marktgemeinde Hutthurm. Bürgermeister Christian Fürst zeigte sich erleichtert, da nach einer altersbedingten großen Personalrochade die Verwaltung wieder voll besetzt ist. Als äußerst positiv bezeichnete er das gute Betriebsklima, was sich auch durch einen regen Gedanken- und Wissensaustausch unter den Beschäftigten zeigt.

Bürgermeister ist jetzt StandesbeamterDa sich mit Gabriela Schneider als ehemalige Leiterin des Standesamts, auch ihre Vertreterin Diana Bumberger in den Mutterschutz und anschließenden Erziehungsurlaub verabschiedete und Michaela Lenz die Ausbildung zur Standesbeamtin noch nicht absolvieren konnte, schlug Bürgermeister Christian Fürst dem Gemeinderat vor, den einzigen ausgebildeten Standesbeamten in der Gemeindeverwaltung, Florian Reiss, vorübergehend mit der Leitung des Standesamts Tiefenbach zu beauftragen. Nach Rücksprache mit dem Landratsamt Passau und der Gemeinde Ruderting wurde vorübergehend Heidi Mader von der Gemeindeverwaltung Ruderting in die Funktion als Not-Standesbeamtin in der Gemeinde Tiefenbach bestellt. Diesem Beschlussvorschlag folgte der Gemeinderat einstimmig.
Nachdem Bürgermeister Christian Fürst bisher noch nicht berechtigt war, Eheschließungen und die Begründung von Lebenspartnerschaften zu vollziehen, hat er die nach der "Verordnung zur Ausführung des Personenstandsgesetzes" vorgeschriebene Kurzschulung erfolgreich absolviert. Daher schlug 2. Bürgermeister Uwe Urtel (parteilos) dem Gemeinderat vor, Christian Fürst zum Eheschließungsstandesbeamten zu bestellen, was auch durch einstimmigen Beschluss erfolgte.
Auf der Tagesordnung stand auch die Beschlussfassung über die Umwandlung der ARGE "ILE Passauer Oberland" in den Verein "Passauer Oberland". In der seit 2010 bestehenden Arbeitsgemeinschaft "ILE Passauer Oberland" sind die Gemeinden Aicha vorm Wald, Büchlberg, Eging am See, Fürstenstein, Neukirchen vorm Wald, Ruderting, Salzweg, Tiefenbach, Tittling, Witzmannsberg und Windorf nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stärker" zu einem Verbund zusammengeschlossen. Bürgermeister Christian Fürst betonte ausdrücklich, dass der Gemeindeverbund in den vergangenen zehn Jahren viel für die Gestaltung und Entwicklung des Lebensraumes der darin wohnenden Bürgerinnen und Bürger getan hat. Um Projekte zielführend voranbringen zu können, wurden die Handlungsfelder Demografie, Energie und Umwelt, Ortsentwicklung, Tourismus und Freizeit, Vereine und Ehrenamt, Verwaltungskooperation und Wirtschaft ins Leben gerufen. Im Rahmen gemeinsamer Fortbildungen und Veranstaltungen wurden Projekte entwickelt und durchgeführt, und so für alle Mitgliedsgemeinden, sowie der darin bestehenden Vereine, Unternehmen und allen Bürgerinnen und Bürgern ein Mehrwert an Lebensqualität erzielt. Ein weiterer Vorteil für die ILE-Gemeinden bestehe darin, dass bei Projekten mit überkommunaler Kooperation Förderungen des Freistaates Bayern, insbesondere des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) und auch Erhöhungen der Fördersätze leichter generiert werden können, als Beispiel nannte der Bürgermeister das Projekt "Strukturuntersuchung zur Errichtung eines Dorfladens in Haselbach". Den Vorsitz der ILE Passauer Oberland hatte bisher die Gemeinde Fürstenstein inne, wo auch die ganzen Verwaltungstätigkeiten für die ILE abgewickelt und wenn notwendig auch die finanziellen Vorleistungen getätigt wurden. Nachdem dies nach den Worten des vorsitzenden Bürgermeisters Stephan Gawlik aus Fürstenstein von dort aus künftig aber nicht mehr händelbar ist, wird die Umwandlung der ILE in einen Verein angestrebt, wozu die Zustimmung aller Mitgliedsgemeinden erforderlich ist.

"Schwierig, den Mehrwert finanziell darzustellen"Auf die Frage von Josef Fehrer (FWG), ob die von der ILE angestoßenen und durchgeführten Projekte in der Öffentlichkeit auch entsprechend kommuniziert werden, antwortete der Bürgermeister, es ist schwierig, den Mehrwert der Zusammenarbeit in der ILE auch finanziell darzustellen. Er werde aber die Geschäftsführerin der ILE, Gabriele Bergmann, bitten, dies im Gemeinderat einmal ausführlich zu tun. Auf die von Alfred Gimpl (SPD) gestellte Frage, ob sich der ILE auch noch andere Gemeinden anschließen können, antwortete Bürgermeister Fürst, fast alle Gemeinden in nördlichen Landkreis Passau Mitglied in einer ILE sind, wovon es bereits mehrere gibt. Der Gemeinderat votierte einstimmig dafür.