Oper
Brittens "Tod in Venedig" am Landestheater Linz

24.05.2018 | Stand 19.09.2023, 5:35 Uhr
Carola Baumann-Moritz

Der alternde Aschenbach (Hans Schöpflin) verfällt der Schönheit des Tadzio (Jonatan Salgado Romero). − Foto: Sakher Almonem

"Wen der Pfeil des Schönen je getroffen, ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe" beschreibt einer von Thomas Manns Hausgötter, August von Platen, den Seelenzustand der Hauptfigur in dessen Novelle "Der Tod in Venedig" von 1912. Erst 1973 vollendet Benjamin Britten seine letzte Oper, von dessen hochkomplexer Partitur er persönlich auf das extremste berührt und, schon krank, an seine Grenzen gegangen ist. Die Produktion von "Death In Venice" am Landestheater Linz verlangt dem Publikum einiges ab.

Das Tabuthema Pädophilie und Homosexualität zeichnet der Regisseur und Intendant Hermann Schneider behutsam und wertungsfrei nach. Er lässt Thomas Manns fiktive Hauptfigur Gustav von Aschenbach in Gestalt des Dichters selbst auftreten, auch das Einheitsbühnenbild (Bernd Franke) samt Mann’scher Bibliothek bedient die biografische Lesart. Hans Schöpflin bringt eine souveräne stimmliche Leistung, wenn auch die Bühnenpräsenz etwas blass bleibt. Der Knabe Tadzio wird von dem Tänzer Jonatan Salgado Romero hinreißend und erotisch dargestellt. Durch seine Aus-strahlung und die ausgefeilte Choreografie wird er zum eigentlichen Hauptdarsteller. Ebenbürtig ist Martin Achrainer, das Multitalent des Landestheaters, in sieben Rollen als jeweiliger Ansprechpartner des Dichters vom Gondoliere bis zum Hotelmanager.

Wieder am 25.5., 1./7./19.6. und 2./6.7. (0043/732/7611400)

Mehr zum Thema lesen Sie am 25. Mai im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.