Kößlarn
Bitte um Pandemie-Ende bei der Sebastiani-Prozession

23.01.2022 | Stand 21.09.2023, 0:43 Uhr

Die Mitglieder des Arbeitervereins tragen traditionell die Figur des hl. Sebastian. −Foto: Niedermeier

Bei der traditionellen Sebastiani-Prozession in Kößlarn ist auch um eine Ende der Pandemie gebetet worden.

Nur ein alter, heute nicht mehr verstandener Brauch oder noch immer von höchster Aktualität? Pfarrer Jörg Fleischer schlug in seiner Predigt zum Fest des hl. Sebastian, das in Kößlarn, einem Gelübde aus dem 17. Jahrhundert folgend, traditionell mit einer Prozession gefeiert wird, einen Bogen von der todbringenden Zeit der großen Pestepidemien zur Notzeit der Corona-Pandemie heute.

Wenngleich nicht wie in den Jahren 1649 und 1669 so viele Tote zu beklagen seien, habe Corona nicht nur die Gesundheit vieler Menschen beeinträchtigt, sondern vor allem der Kirche als ganzer und dem Leben in der Pfarrei massive Schäden zugefügt. Überhaupt seien auch in der Gesellschaft tiefe Spaltungen entstanden, eine immer weiter um sich greifende Pest der Feindschaften und des gegenseitigen Missverstehens. Sie könne nicht durch Demonstrationen und Proteste, wohl aber durch die Macht des Gebetes, durch die Macht Gottes also überwunden werden, betonte Pfarrer Fleischer.

Sebastian, ein römischer Offizier der kaiserlichen Garde unter Diokletian, habe der Überlieferung nach als bekennender Christ im Circus Maximus einen gewaltsamen Tod gefunden, nachdem man vorher vergeblich versucht hatte, ihn mit Pfeilen zu durchbohren. Seinen Ruf als Pestheiliger erlangte er im 7. Jahrhundert in Rom, als dort die Pest wütete und man durch eine Prozession mit seinen in den Katakomben an der Via Appia bestatteten Gebeinen diese Geißel der Menschheit beenden konnte. Seit dem Mittelalter, so Pfarrer Fleischer, sehe man in seinen durch die Pfeile gerissenen Wunden ein Symbol für die Wunden der jeweiligen Zeit, für Krieg und Hunger ebenso wie für verheerende Seuchen.

Das Gebet auf die Straße zu tragen, könne auch heute die Not wieder wenden. Aus diesem Grunde ging Fleischers Dank an alle Teilnehmer an der Prozession durch den Ort, namentlich an Bürgermeister Willi Lindner, die Mitglieder des Marktgemeinderates, die Vereine – hier zeichnet sich gerade der Arbeiterverein durch seine Verehrung des hl. Sebastian aus –, die Kößlarner Bläser, die den Gottesdienst musikalisch gestalteten, und an alle, die den Gottesdienst wie auch die Prozession unterstützend möglich gemacht haben.

− mn