Passau
Biber bevölkern Passaus Gewässer

21.04.2022 | Stand 21.09.2023, 5:13 Uhr
Sophia Fleck

Seltener Anblick: Ein Biber spaziert in der Dämmerung an der Ilz entlang. Seit den 60er Jahren sind die Nagetiere wieder in Bayern zu finden. −Foto: Kindermann

Eine Stunde lang wanderte ein Biber an der Ilz entlang, suchte Futter, fraß Rinde – und sah putzig dabei aus. Ein Spaziergänger hatte vor kurzem das Glück, einen Biber hautnah zu erleben. Während der kleine Baumeister der Natur seinem Tagesablauf folgte, wurde er aus der Ferne neugierig beobachtet. "An jedem größeren Bach und jedem Fluss in Passau sind die Biber mittlerweile zu finden", sagt Paul Kastner, der erste Vorsitzende vom Bund Naturschutz, Ortsgruppe Passau.

In den 60er Jahren wurden die großen Nagetiere in Bayern ausgesetzt und vermehren sich seitdem stetig. Vor einer Überpopulation müsse man sich dennoch nicht fürchten. "Zwei Jahre lang bleiben die Jungtiere bei ihrer Familie. Danach werden sie von ihnen vertrieben, zur Not auch mit Gewalt", erklärt der Experte. Dann müssten sie sich ein neues Revier suchen. Sei das schon besetzt, werde darum gekämpft.

Menschen kommen sie dabei selten zu nahe, so Kastner. Im Stadtgebiet halten sie sich meist von bebauten Gebieten fern. Nur wenn ihnen die Nahrung durch die stark von Menschenhand gestalteten Ufer ausgehe, würden sie sich auch mal an Vorgärten heranwagen und sich über Bäume hermachen. Welche sie dort finden, sei ihnen egal. Das könne ein frisch Gepflanzter sein oder zum Beispiel ein Apfelbaum.

"Auch in der Landwirtschaft machen sie den Menschen nur selten Probleme", sagt Kastner. Die meisten Probleme seien jedoch darauf zurückführen, dass die Menschen zu kleine Uferlandstreifen lassen: "Felder grenzen zu nahe an die Flüsse und Bäche". Die benötigte Auenlandschaft fehle und die von den Bibern bevorzugte Nahrung -– Pappeln und Weiden – wachse nicht mehr ausreichend. Die Tiere müssten sich deshalb weiter in menschlichen Gebiete hineinwagen.

Weil Biber unterirdische Tunnelsysteme graben, könne es auch vorkommen, dass Landwirtschaftsmaschinen einsinken. Der Boden kann ihnen nicht mehr standhalten, erklärt der Naturschutzbundvorsitzende. Bei solchen Schäden gibt es in Passau einen Biberberater, bei dem man den Vorfall melden kann.

Andererseits leisten Biber zahlreiche ökologische Hilfen, führt der Vorsitzende des Bund Naturschutz auf. Durch die gebauten Dämme entstehe wieder neuer Lebensraum für verschiedene Wasserlebewesen. Auch die umgeworfenen oder abgenagten Bäume könnten Zufluchtsorte von Insekten und somit Nahrungsquelle von Vögeln werden. Der Biber erobere sich seit seiner Wiedereinbürgerung seinen Lebensraum zurück und gestalte die Ufer neu.

"Biberbauten sollen grundsätzlich in Ruhe gelassen, und nicht betreten oder zerstört werden", mahnt Paul Kastner. Besonders Hundebesitzer müssten vorsichtig sein. Hunde sollten sich von den Nagern fernhalten, meint er. Ein Biber könne sich durch seine scharfen Zähne verteidigen, am Ende gehe es aber dennoch nicht zwangsläufig gut für beide Tiere aus. Ratsamer sei es, den Baumeister aus der Ferne zu bewundern und in Ruhe seiner Arbeit nachgehen zu lassen – wie er es gerade auch an der Ilz tut. Niedlich ist er auch von Weitem.