Rosenheim/Traunstein/Freilassing
Betrugsoffensive bei Online-Banking: Fast 500000 Euro Beuteschaden in zweieinhalb Monaten

29.01.2021 | Stand 29.01.2021, 15:04 Uhr

Symbolfoto: dpa

Vor einer Betrugsoffensive im Raum Südostbayern warnt das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim. Es geht um enorme Schadenssummen und steigende Fallzahlen im Bereich Online-Banking. Offenbar mehren sich die Versuche von Betrügern, "kontaktlos" an Erspartes zu kommen und ihren Opfern sensible Daten und Transaktionsnummern zu entlocken. Was Banken, Sparkassen und Polizei Sorge bereitet, schildert der Präventionsbeauftragte, Kriminalrat Gerrit Gottwald, wie folgt:

Knapp 500000 Euro Vermögensschaden mussten Opfer allein in den vergangenen zweieinhalb Monaten im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd hinnehmen. Das Phänomen unterläuft die Sicherheitsmaßnahmen des Online-Banking, indem es nicht bei der Technik, sondern beim Menschen ansetzt. Die Täter haben ihre Vorgehensweise in den vergangenen Monaten deutlich professionalisiert, was ein Grund für die stark steigenden Schadenssummen sein dürfte. Und: Die Telefon- und Onlinebetrügereien stellen für die Täter – pandemiebedingt – derzeit den effektivsten Weg dar, an das Vermögen anderer Leute zu kommen.

Die Masche wird per E-Mail eingeleitet. In die Irre geführte Kunden befüllen gefälschte Internetseiten, die den Originalseiten ihrer Hausbank zum Verwechseln ähnlich sehen, woraufhin sich die Täter per Telefon melden. Im Display des Kunden erscheint sogar die Telefonnummer der eigenen Bank, was heutzutage über das sogenannte "Spoofing" kein Problem mehr darstellt. Der nette, aber falsche Bankmitarbeiter fragt weitere Daten und die TAN ab und kann im Anschluss wie der Kontoinhaber agieren.

Eine ältere, immer noch sehr erfolgreiche Methode ist die, dass Opfer von falschen Bankmitarbeitern kontaktiert und zur Preisgabe von Daten unter Druck gesetzt werden. So heißt es im Telefonat, dass es Unstimmigkeiten mit dem Konto gebe, möglicherweise sei es gehackt worden. Nun brauche die Bank die Login-Daten und auch die TAN, um alles wieder in Ordnung zu bringen.

"Allein in der ersten Woche des neuen Jahres ist es Betrügern gelungen, einen Mann aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen um knapp 60000 Euro per Überweisung zu betrügen und einer Frau aus dem Landkreis Rosenheim sogar 90000 Euro abzunhemen", berichtet Gerrit Gottwald. "Ebenfalls über 60000 Euro Verlust musste ein Mann aus Freilassing hinnehmen. Und einen Chiemgauer setzten die Betrüger während einer Autofahrt wegen seines angeblich gehackten Kontos so unter Stress, dass dieser nach Übermittlung seiner Daten knapp 30000 Euro verlor."

Gottwalds wesentliche Botschaft an alle Nutzer des Online-Banking lautet: "Ihre Bank wird von Ihnen nie telefonisch oder per Mail die Herausgabe von Log-In-Daten oder TAN verlangen." Folgende Ratschläge sollte man beherzigen:
• Vergewissern Sie sich, mit wem Sie es zu tun haben. Überprüfen Sie die Adressleiste in Ihrem Browser genau.
• Übermitteln Sie keine vertraulichen Daten (Passwörter/TAN) per Mail oder Telefon. Auch ein Bank- oder Sparkassenmitarbeiter wird Sie niemals nach einer TAN fragen.
• Folgen Sie keinem Link, insbesondere nicht aus einer E-Mail. Öffnen Sie Seiten immer nach selbstständiger Suche. Gehen Sie den gewohnten Weg zu Ihrem Online-Banking-Konto.
• Geben Sie persönliche Daten nur bei gewohntem Ablauf innerhalb der Online-Banking-Anwendung Ihres Kreditinstituts an. Sollte Ihnen etwas merkwürdig vorkommen, beenden Sie die Verbindung und kontaktieren Sie Ihre Bank.
• Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen ("Ihr Konto wurde gehackt")! Legen Sie auf und kontatieren Sie Ihre Bank mit selbst gewählter Nummer.
• Sie haben den Verdacht, dass etwas nicht richtig läuft? Scheuen Sie sich nicht, die Polizei unter Tel. 110 anzurufen.

− obb