Indie-Pop aus Regensburg
Bayerns beste Bands: Telquist

Pop-Musiker Telquist aus Regensburg mischt Indie-Pop mit elektronischen Beats und Melanchlie.

19.05.2020 | Stand 21.09.2023, 21:45 Uhr
Paula Blain

Weniger Geschichten erzählen, mehr Gefühle auslösen will Sebastian Eggerbauer mit seiner Band Telquist. −Foto: Daniel Dueckminor

Der frische Sound des Regensburger Musikers Sebastian Eggerbauer (24) bewegt sich zwischen Indie-Pop mit elektronischen Beats und Melancholie: Sein Soloprojekt namens Telquist hat Suchtpotenzial, wird vom Spitzenförderprogramm By-on unterstützt, begeistert auf Festivals und teilte sich schon Bühnen mit namhaften Bands wie Kodaline oder Catfish and the Bottlemen. Am Freitag, 22. Mai, erscheint "Taste" als Vorgeschmack auf das neue Album.



"Irgendwie dachte ich immer ich kann überhaupt nicht singen."

Wie lange machst du schon Musik?
Sebastian Eggerbauer: Wie lange ich Musik mache, das weiß ich immer nicht so genau. Früher habe ich in Bands immer Bass gespielt, das mache ich bestimmt schon seit über zehn Jahren. Vor fast fünf Jahren habe ich nebenbei angefangen, meine eigene Musik am Laptop zu basteln. Einfach aus dem Grund, weil ich alles genau so machen wollte, wie ich es auch haben wollte. Irgendwann hatte ich dann auch genug Lieder für ein Album und habe auch jemanden gefunden, der die Lieder veröffentlichen wollte. Das war im Endeffekt auch nie so richtig geplant alles, das ist einfach passiert.

Wann hast du dann mit dem Singen angefangen?
Sebastian: In den Bands habe ich nie gesungen. Auch die Musik, die ich dann selbst gemacht habe, war lange rein instrumental. Irgendwie dachte ich immer, ich kann überhaupt nicht singen. Notgedrungen habe ich dann mit dem Singen angefangen, weil es war halt langweilig, immer nur Musik zu machen, wo kein Gesang dabei ist, und dann habe ich das einfach mal ausprobiert. Ich fand das schräg und wollte es deshalb lange keinem zeigen. Es war ungefähr in dem Zeitraum in dem auch das erste Album entstanden ist, das war so ein schleichender Prozess.



Wie ist die Band zustande gekommen?
Sebastian: Der Bassist Thomas Huck hat mich in einer meiner früheren Band ersetzt. Der "Hundi", Christoph Hundhammer, ist einer meiner besten Freunde. Wir kennen uns seit der fünften Klasse, und darum war es klar, dass der als Gitarrist dabei sein muss. Als Musiker, da kennt man sich ja immer so ein bisschen, und so entsteht ein gutes Netzwerk. Max Gerisch, unser Drummer, kam auch durch dieses Musiker-Netzwerk dazu. So habe ich dann auch die Band für die Liveauftritte aufgestellt. Es funktioniert nach wie vor überraschenderweise sehr gut, weil wir richtige Freunde geworden sind. Und es macht einfach immer mega viel Spaß, auch wenn wir einfach nur zu viert rumhängen.

Wohnt ihr dann auch alle in Regensburg?
Sebastian: Ja, inzwischen wohnen wir alle in Regensburg. Der Drummer, der hat die letzten zwei Jahre in Berlin gewohnt und ist vor zwei Wochen hergezogen. Davor war es vor allem mit den Proben immer ein bisschen schwierig, weil er direkt zu den Auftritten gefahren ist. Jetzt wo er da ist, finde ich das schon ganz nice.

Wie kommt es zu dem Bandnamen?
Sebastian: Ich wollte nur eine Silbenkombination, die wirklich überhaupt nichts bedeutet. Ich wollte etwas, das es nicht gibt. Dass es das wird, was es ist, und nichts, was schon eine Bedeutung hat. In meinen Bands haben wir uns immer Geschichten überlegt, aber das fand ich immer so blöd, weil, wieso sollte ich mich nach dem Haustier von jemandem benennen? Deshalb dachte ich, es wäre vielleicht cool, eine Band einfach nach irgendwas, also nach nichts zu benennen. Und wenn ich da jetzt darüber nachdenke, ist es witzig, weil des Label damals geschrieben hat: Schluss mit lustig, jetzt brauchen wir einen Namen! Und dann hab’ ich denen einfach irgendwas geschickt und dann war’s halt Telquist.

"Andere Leute haben andere Geschmäcker"
Schreibst du deine Songtexte alle selbst?
Sebastian: Ja genau, ich mach eigentlich alles selber. Wenn ich zufrieden bin, komme ich mit den Songs zu den anderen. Nach dem ersten Album habe ich versucht, das etwas aufzulösen, damit wir die Songs zusammen machen können. Aber ich habe dann relativ schnell festgestellt, dass es so einfach was anderes wird. Weil sich andere Leute einbringen und andere Leute andere Geschmäcker haben. Da habe ich halt gesagt: Es soll das bleiben, wofür ich damit angefangen habe. Und das ging nur so, dass ich mir dieses Machen für mich behalten habe.

Woher holst du dir die Inspiration für deine Texte?
Sebastian: Es ist so, dass ich fast immer mit der Musik anfange. Meistens "catcht" mich dann eine Stimmung in der Melodie, die ich dann mit der Musik verfolge und versuche textlich zu vervollständigen. Oft hat man ja beim Musikhören Assoziationen wie beispielsweise Bilder, die zusammen mit der Musik ein Match ergeben. Ich will weniger Geschichten erzählen, als dass ich was auslösen kann mit meinen Songs.

Wie produziert man in Zeiten von Corona?
Sebastian: Geprobt haben wir gar nicht mehr, seit es die Ausgangsbeschränkung gibt. Es ist natürlich super schade, aber insofern nicht so schlimm, weil wir ja eh nicht auf der Bühne spielen dürfen. Und dieses Musikproduzieren und -schreiben, das mache ich eh immer alleine, und das kann man wirklich gut mit dem Laptop machen. Und dafür ist die Zeit jetzt ideal, weil man sowieso nichts anderes machen kann.

Hast du überlegt, mal ein Wohnzimmer-Konzert zu veranstalten?
Sebastian: Ja, auf jeden Fall. Ich habe ja bereits ein Hauskonzert für Ego-FM gespielt und fand das auch super. Aber ich habe Angst, dass man das, was man macht, und das was einem wichtig ist, damit verwässert. Wenn man wo auftritt, dann ist die Band dabei, mit der man ein halbes Jahr geprobt hat, um es eben genau so abzuliefern. Aktuell ist die Verlockung natürlich groß, dass ich mich mit dem Handy filme und das dann poste. Aber nur, damit dann fünf Menschen kommentieren: "Wow, super"? Am Ende weiß ich nicht, ob es gut genug für das ist, was ich eigentlich will. Meine Musik soll qualitativ hochwertig sein.

"Ich glaube, dass niemals ein zweiter in dem Song so drinsteckt wie du selbst halt."

Hast du alle bisherigen Songs dann auch im Heimstudio aufgenommen oder warst du dafür extra in einem professionellen Tonstudio?
Sebastian: Ich habe bei beiden Alben zunächst alles selbst aufgenommen und bin dann erst zu jemand anderem gegangen. Beim ersten Mal nur, um das zu mischen und beim zweiten Mal war dann einer dabei, der noch eigene Sachen eingespielt hat. Ich glaube, dass niemals ein zweiter in dem Song so drinsteckt wie du selbst halt. Selbst wenn der den gleichen Geschmack hat. Deswegen versuche ich so viel wie möglich vorab fertig zu machen. Wenn dann Input dazu kommt ist es eh super. Aber damit einfach schon von Anfang an klar ist, wohin das gehen soll.



Am 22.5. kommt dein neuer Song "Taste". Wie sieht’s mit einem neuen Album aus in diesem Jahr?
Sebastian: Es kommt eins. Es ist eigentlich auch schon lange fertig. Eigentlich ist der Release im Herbst geplant, und ich denke, das wird’s auch werden. Man weiß es dank Corona leider grade schließlich nie so ganz.

Und wie sieht’s mit der nächsten Tour aus?
Sebastian: Wir haben dieses Jahr schon drei oder vier Termine gespielt, aber dann hat uns die Corona-Krise einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt wurde alles in den November und Dezember geschoben – hoffentlich klappt es dann. Es kann natürlich sein, dass es wieder verschoben wird aber ich glaube und hoffe, dass es da stattfinden kann.

Welche Bands inspirieren dich für deine Musik?
Sebastian: Inspirieren – ich weiß es nicht. Es verändert sich immer. Früher war es oft Jack Johnson. Sehr lange habe ich auch ganz, ganz viel Mount Kimbie und the Notwist und elektronische Sachen gehört. Das find ich auch immer noch ziemlich geil, aber wie gesagt es ändert sich immer etwas. Die letzten Tage habe ich beispielsweise viel Andrew Applepie gehört. Ich habe nie versucht einen Song wie jemand anderes zu schreiben. Wenn ich Musik höre, dann läuft der Song gerne 50 Mal. Unbewusst habe ich mir dabei sicher etwas abgeschaut, was in meine Songs einfließt. Dadurch, dass ich so viele verschiedene Sachen höre, kommen viele verschiedene Sachen raus.

Stimmt es, dass das zweite Album in Zusammenarbeit mit der Salzburger Elektropop-Band Mynth entsteht bzw. entstanden ist?
Sebastian: Es stimmt so halb. Diese Band, das sind Zwillinge. Und einer von ihnen, der Mario, der hat das zweite Album, das im Herbst eben kommt, produziert. Der hat schon viel auch Einfluss darauf genommen, also im positiven Sinne.

Kann man also sagen, dass du mit diesem nächsten Album ein neues Genre bedienen wirst?
Sebastian: Das neue Album ist schon anders. Ich habe trotzdem versucht, auf der vollen Album-Länge das zu behalten, was ich glaube, was meine Musik eben ausmacht. Die zwei bereits veröffentlichten Songs, also "Fun" und "Trash Talk", die gehen schon bisschen mehr nach vorne. Aber das gilt jetzt nicht für das ganze Album. Genretechnisch ist das wohl der größte Unterschied, dass das zweite Album diese Momente hat, die mehr knallen sozusagen.



Wie war die Rückmeldung zu deinem diesjährigen Auftritt beim Impuls-Festival Passau im Zeughaus?
Sebastian: Der Auftritt war echt cool, das hat echt getaugt und total Spaß gemacht. Wir haben in einem By-on Slot im Zeughaus gespielt. Es war auch super lässig mit den anderen Bands wie Lonely Springs hinten im Backstage zu chillen und sich auszutauschen. Und Passau hat meiner Meinung nach definitiv Potential, was Events und kleinere Bands angeht.

Wie schaut’s mit Groupies in einer Studentenstadt aus? Wirst du auf der Straße angesprochen?
Sebastian: Regensburg ist bekanntlich nicht riesig und man kennt die Leute vom Sehen. Ich finde es schön, wenn man ein Konzert hier spielt und man Leute sieht, die einem auch in der Uni über den Weg laufen und umgekehrt. Das ist das, was mich am Anfang mit am meisten überrascht und gefreut hat. Die Leute kommen nicht nur zu dir, weil sie dich kennen, sondern weil sie deine Musik wirklich mögen und das hier beides verschmilzt.

Auf welcher Bühne würdest du gerne mal auftreten?
Sebastian: In Mannheim gibt es das Maifeld Derby. Da spielt die Art von Bands, von denen mir jemand ein Jahr später erzählt: "kennst du diese Band, die ist nicht so bekannt aber richtig gut!". Die haben immer so ein krass geiles Booking und ’ne Nase für coole Bands. Wenn ich dafür s mal gebucht werde, das wäre schon echt schön.

BesetzungSoloprojekt von Sebastian Eggerbauer (Gesang, Gitarre)

Liveband:
Christoph Hundhammer (Gitarre, Keyboards)
Thomas Huck (Bass)
Max Gerisch (Drums)