Millionen für Handwerksschulen
Bayerisches Kabinett: "Tag des Handwerks" wird Pflicht an Schulen

Schülern sollen Handwerksberufe schmackhaft gemacht werden

12.07.2022 | Stand 20.09.2023, 6:49 Uhr

Auch die Ausbildung im Handwerk selbst soll verbessert werden. −F.: Gebert, dpa

Die Jugend für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern hat sich die Staatsregierung jetzt auf die Fahnen geschrieben. Dafür sollen auch Millionen-Gelder fließen.



Die Weisheit, dass das Handwerk einen goldenen Boden habe, ist ein wenig aus der Mode gekommen. Fakt ist: In vielen Handwerksberufen lässt sich heute mehr Geld verdienen als mit einem akademischen Studium. Dennoch hat der allseits von der Wirtschaft beklagte Fachkräftemangel das Handwerk ganz besonders erwischt. Die bayerische Staatsregierung möchte das nun ändern – unter anderem, indem ein "Tag des Handwerks" an allen allgemeinbildenden weiterführenden Schulen zur Pflicht gemacht wird.

Bei der Terminwahl für die Veranstaltungen, die sich vor allem die Jahrgänge mit Fokus auf Berufsorientierung richten, seien die Schulen frei, erklärte Bildungsminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Dienstag nach der Kabinettssitzung. Für die Inhalte – gedacht ist an Betriebsbesichtigungen, Projektarbeit in den Betrieben und die praxisnahe Vorstellung der Ausbildungsberufe durch Auszubildende – sei das Handwerk selbst zuständig, die Lehrkräfte sollen im Unterricht die Teilnahme vorbereiten. Ziel sei, insbesondere auch die Eltern aufzuklären und die Chancen einer dualen Ausbildung hinzuweisen, so Piazolo.

Hochmoderne Bildungszentren geplant

Auch die Ausbildung im Handwerk selbst soll verbessert werden, wie Staatskanzleiminister Florian Herrmann (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Dienstag nach der Kabinettssitzung klarmachten. Insbesondere solle der Bau neuer, digital und technologisch hochmoderner Bildungszentren des Handwerks unterstützt werden. "Aktuell geplante Maßnahmen der Handwerkskammern und Innungen haben ein Gesamtvolumen von rund 190 Millionen Euro und beinhalten sowohl die Modernisierung bestehender als auch den Bau neuer Bildungszentren", heißt es in einem Papier der Staatskanzlei.

Aiwanger sprach in diesem Zusammenhang von einem "Investitionsstau von knapp 200 Millionen Euro bei den Berufsbildungszentren des Handwerks". Ziel sei es nun, verstärkt Technologie- und Digitalkompetenz ins Handwerk zu tragen. Rund 57 Millionen Euro werden im weiß-blauen Haushalt in den nächsten Jahren bereitgestellt für die Kofinanzierung, 86 Millionen, so Aiwanger, kämen vom Bund. "Profitieren sollen vor allem die Standorte Weilheim, Traunstein, Landshut und Bamberg". Zusätzliche Investitionen gebe es für Projekte in Memmingen, Würzburg und München, so Aiwanger.

Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung

Auch der berufspraktische Unterricht in den überbetrieblichen Bildungszentren des Handwerks werde ab kommendem Jahr um mehr als zwei Millionen Euro pro Jahr aufgestockt. Die "überbetriebliche Lehrlingsunterweisung" stelle sicher, dass die Auszubildenden unabhängig von der Spezialisierung des Ausbildungsbetriebs sowie der Betriebsgröße ihren Beruf umfassend und auf modernstem technologischem Niveau erlernen können, heißt es in dem Papier der Staatskanzlei. Handwerksbetrieben sollen dabei keine Belastungen durch Kostensteigerungen im Ausbildungsbereich entstehen.

Zudem will die Staatsregierung das Förderprogramm "Handwerk Innovativ" verlängern und erweitern, damit Handwerksorganisationen neuen technologischen Entwicklungen mit eigenen Forschungs- und Entwicklungsprojekten begegnen können – etwa wenn es um 3-D-Druck geht, um kollaborative Robotik, Künstliche Intelligenz und 5G-Technologie. In diesem Zuge solle auch die Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Hochschulen verbessert werden, hieß es am Dienstag.

Für ein Thema, das dem Handwerk besonders auf den Nägeln brennt, nämlich die Übernahme der Kosten für die Meisterausbildung durch den Staat, sieht sich die Staatsregierung allerdings nicht zuständig und verweist (nach 16 Jahren Regierungsbeteiligung der CSU) stattdessen auf Berlin.