Baustellen auf einen Blick
Bayerische Kulturbauten müssen saniert oder neu gebaut werden

04.01.2022 | Stand 04.01.2022, 15:44 Uhr

Das weltberühmte Bayreuther Festspielhaus: Weil im Sommer hier die Wagner-Festspiele stattfinden, muss die Sanierung immer wieder unterbrochen werden. −Foto: Armer / dpa

Öffentliche Bauten sind notwendig, aber oft auch schwierig. Manche Vorhaben sind sehr komplex, bei anderen tauchen unvorhergesehene Probleme auf. Das kostet Zeit und oft viel Geld – nicht nur bei Landestheater Niederbayern in Landshut.

Neues Konzerthaus München: Seit 2015 gibt es einen Ort und einen Architektenentwurf für die geplante Spielstätte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Das Bauministerium erwartet den Baubeginn im Werksviertel frühestens Anfang 2025. Die geschätzten Kosten lagen anfangs bei 400 Millionen Euro. Inzwischen stand eine Zahl von bis zu einer Milliarde Euro im Raum. Bei der Planung achte man darauf, Qualität und Kosten in eine Balance zu bringen, teilte Kunstminister Bernd Sibler mit. Der verantwortliche Umgang mit Steuergeldern bleibe wesentliche Leitlinie. Das Prestigeprojekt habe Potenzial, ein Wahrzeichen für München und Bayern zu werden.

Neue Pinakothek München: Berühmte Werke von Künstlern wie Caspar David Friedrich, Lovis Corinth oder Claude Monet konnte man früher hier sehen. Doch seit drei Jahren ist das Haus wegen einer Generalsanierung geschlossen, viele Kunstwerke wurden andernorts ausgestellt oder wanderten ins Depot. Im Juli haben die Tiefbauarbeiten und erste Arbeiten am Gebäude begonnen. Damit liege man im Terminrahmen. Stark gestiegen sind aber die Kosten. Aus 80 Millionen wurden 231 Millionen Euro. Weitere 32 Millionen Euro seien veranschlagt, hatte der Bund der Steuerzahler im Herbst 2020 kritisiert.

Staatstheater Augsburg: Es hat mittlerweile zum zweiten Mal ein Bürgerbegehren gegen die teure Sanierung überstanden, ohne dass es zur Abstimmung der Bürgerinnen und Bürger an der Urne kam. Im Sommer 2021 hatten die Kritiker die jüngste Initiative eingestellt, weil in der Corona-Pandemie nicht ausreichend Unterschriften gesammelt werden konnten. Auch der Steuerzahlerbund hat die Kostenexplosion kritisiert. Die Stadt hatte mehrfach Kostenschätzungen drastisch nach oben korrigieren müssen. Aktuell werden Ausgaben von bis zu etwa 320 Millionen Euro erwartet. Die vor Jahren begonnenen Bauarbeiten an dem historischen Theater sowie die Errichtung von neuen Gebäuden gehen weiter. Sie sollen bis 2026 abgeschlossen werden.

Venusgrotte im Park von Schloss Linderhof: Die Kosten der Sanierung sind von veranschlagten 24,8 Millionen auf 58,9 Millionen Euro gestiegen. Die Arbeiten werden wohl erst 2024 fertiggestellt, zwei Jahre später als geplant. Das Finanzministerium verwies unter anderem darauf, dass die Restaurierung der künstlichen Tropfsteinhöhle sehr komplex sei.

Bayreuther Festspielhaus: wird seit Jahren saniert. Die Fassade ist restauriert, nun geht es vor allem im Inneren weiter: Der Brandschutz wird verbessert und an der Barrierefreiheit wird gearbeitet. Die Fertigstellung dieser Arbeiten sei für das Frühjahr 2023 geplant, sagte ein Sprecher. Insgesamt ist die Sanierung des Festspielhauses ein Mammut-Projekt, da die Arbeiten immer wieder für den saisonalen Proben- und Aufführungsbetrieb in Frühjahr und Sommer unterbrochen werden müssen oder nur eingeschränkt weitergehen können. Die Sanierungsarbeiten werden sich noch weitere Jahre hinziehen. Das vom Komponisten Richard Wagner (1813-1883) geplante Opernhaus wird nur zur Festspielzeit im Sommer bespielt. Ausnahmen gibt es selten, etwa für Gedenkveranstaltungen.

Nürnberger Opernhaus: Das denkmalgeschützte Gebäude ist mit seiner weithin sichtbaren Kuppel ein Wahrzeichen der Stadt – und die wohl größte Kulturbaustelle in ihrer Geschichte. Die Sanierung des mehr als 100 Jahre alten Gebäudes wird den Schätzungen zufolge mindestens eine halbe Milliarde Euro kosten. Etwa 100 Millionen Euro davon sollen in das geplante Ausweichquartier in der Kongresshalle auf dem ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände fließen. Der Stadtrat hat den umstrittenen Plänen erst vor Kurzem zugestimmt. Nun muss zügig umgesetzt werden: Spätestens in vier Jahren erlischt die Betriebsgenehmigung für das Opernhaus.

Museum für Franken in der Festung Marienberg: Es soll ein Vorzeigemuseum über fränkische Geschichte werden, hoch über Würzburg gelegen. Für die Generalsanierung waren 100 Millionen Euro vorgesehen. Der erste Bauabschnitt wurde 2020 mit rund 16,55 Millionen Euro Baukosten abgeschlossen. Nun soll 2022 der zweite Abschnitt starten – mit geschätzten Kosten von bis zu 230 Millionen Euro. Die Pforten des Museums werden nicht wie anfangs angedacht 2025 öffnen, sondern erst 2032.

Mainfranken Theater: Auch das Würzburger Haus ist eine Großbaustelle. Seit Sommer 2020 ist es gesperrt, damit das 1966 gebaute Theater komplett saniert werden kann. Zudem erhält es eine neue kleine Spielstätte. Beide Projekte verzögern sich. Das Kleine Haus sollte schon fertig sein, doch hier wird voraussichtlich noch bis zum nächsten Sommer gewerkelt. Im alten Bestandsgebäude werden Theatergäste wohl erst 2024 möglich sein. Auch die Kosten wurden korrigiert: von zunächst 71,6 Millionen auf derzeit 103 Millionen Euro. Als Grund nennt die Theaterführung unter anderem Kostensteigerungen im Hochbau.

Stadttheater Landshut des Landestheaters Niederbayern: Seit 2014 schon darf im Stadttheater Landshut – eine der drei Spielstätten des Verbundes "Landestheater Niederbayern" – nicht mehr gespielt werden, ein Zelt am Stadtrand dient seither als ungeliebtes Provisorium. In der Verantwortung steht die Stadt Landshut; laut Satzung sind die Städte zuständig, funktionierende Spielstätten zu stellen. Wegen klammer Kassen hatte die Stadt erwogen, die Sanierung komplett zu stoppen, erst nach Protesten wurde Ende 2019 entschieden, sie doch fortzusetzen. Die Kosten für Erneuerung und Erweiterung werden auf 80 Millionen Euro veranschlagt, auf 100 Millionen für den Fall, dass beides nicht zeitgleich, sondern nacheinander erledigt würde. Bei den Haushaltsberatungen des Landshuter Stadtrats im März soll voraussichtlich eine Entscheidung fallen.

− dpa/rmr