Altötting
Ausweis vergessen: Behindertes Mädchen muss Bahnticket zahlen

28.03.2013 | Stand 30.03.2013, 9:27 Uhr

Julia Gehringer (13) ist spastisch gelähmt und muss im Rollstuhl sitzen. Das Mädchen besucht die Pestalozzi-Schule in Neuötting.  − Fotos: Schwarz/Willmerdinger

Ums Geld geht es Adalbert Gehringer nicht. Die 16 Euro, die seine schwerbehinderte Tochter für ein Bahnticket zahlen musste, obwohl sie aufgrund ihrer Krankheit gratis mit dem Zug fahren darf, waren nicht der eigentliche Grund für seine Beschwerde bei der Südostbayernbahn. Vielmehr hatte der Altöttinger auf eine Entschuldigung gehofft. Doch dafür sah die Bahn keinen Anlass.

Die spastisch gelähmte Julia (13), die im Rollstuhl sitzt, besuchte in der vergangenen Woche zusammen mit ihren Mitschülern der Pestalozzi-Schule in Neuötting sowie Lehrern und Begleitpersonen die BMW-Welt in München. Mit dem Zug fuhr die Gruppe in die Landeshauptstadt. "Auf der Hinfahrt ging alles tadellos", sagt Maximilian Moser, pensionierter Rektor der Pestalozzi-Schule, der die behinderten Kinder und Jugendlichen bei dem Ausflug begleitete.

Doch auf der Heimfahrt wollte eine Zugbegleiterin Julias Schwerbehindertenausweis sehen. Den hatte das Mädchen jedoch vergessen, worauf die Kontrolleurin 16 Euro für ein gültiges Bahnticket verlangte. "Ich finde das ein bisschen kleinlich. Man sieht ja, dass Julia behindert ist", erwiderte Maximilian Moser. Dieses Argument wollte die Zugbegleiterin aber nicht gelten lassen. "Sie meinte sehr barsch und stur, dass sie auch 40 Euro wegen Schwarzfahrens verlangen könne", schildert Moser den weiteren Verlauf des Streitgesprächs. "Dann habe ich zurückgesteckt, weil ich nicht wollte, dass Julia 40 Euro bezahlen muss." Die Lehrerin zückte daraufhin den Geldbeutel und die Zugbegleiterin erhielt die geforderten 16 Euro.

Julias Vater wollte den unerfreulichen Vorfall nicht auf sich sitzen lassen. Er beschwerte sich bei der Südostbayernbahn. "Es geht mir nicht darum, dass ich die 16 Euro zurückbekomme", stellt Adalbert Gehringer gegenüber der PNP klar. "Vielmehr sollte sich die Bahn für das Verhalten entschuldigen." Doch auch hier wurde Gehringer enttäuscht: "Ein Mitarbeiter meinte, dass die Zugbegleiterin genau richtig gehandelt habe." Das bestätigt auch der Geschäftsleiter der Südostbayernbahn, Christoph Kraller, der PNP. Kraller will nun persönlich mit Julias Vater telefonieren und so die Angelegenheit aus der Welt schaffen.Mehr zum Thema, sowie einen Kommentar, lesen Sie am Donnerstag, 28. März, in Ihrer Passauer Neuen Presse.