Polizei-Hundeführer als Retter
Aus Angst vor eigenem Hund: Passauer Paar sperrt sich in Küche ein

Tier erst vor wenigen Tagen aus Dubai gekauft

04.04.2021 | Stand 22.09.2023, 3:08 Uhr

Der vier Jahre alte Rüde "Ruben" wurde erst vor wenigen Tagen aus Dubai eingeflogen. −Foto: Tierheim Passau

Aus Angst vor dem eigenen Hund: In Passau hat sich ein Paar in seiner Wohnung in einem Zimmer verbarrikadiert, weil es mit dem erst kürzlich aus Dubai importierten Mischling nicht zurechtkam.

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Am Samstag gegen 21 Uhr rief das Ehepaar bei Bettina Mittler, Leiterin des Tierheims Passau an. "Ich habe sofort gemerkt, dass da was nicht stimmt. Die Leute waren total verängstigt und sprachen mit zittriger Stimme, dass sie nicht mehr aus der Küche rauskönnen, weil ihr Hund zähnefletschend und knurrend im Wohnzimmer wartet", erzählt Mittler der PNP.



Tier per Zwölf-Stunden-Flug aus Dubai gebracht

Wie die beiden der Tierheimleiterin mitteilten, hatten sie den Mischlingsrüden - laut Mittler wohl eine Mischung aus einem Großspitz und einem Schäferhund mit gut einem halben Meter Schulterhöhe - erst vor wenigen Tagen aus Dubai bekommen. Bei einer dortigen vermeintlichen Tierschutzorganisation kauften sie das Tier für 550 Euro, per Zwölf-Stunden-Flug wurde es dann nach Deutschland gebracht.

Bereits in der ersten Tagen bereitete der neue Bewohner seiner Familie bereits ersten Ärger. Das kleinste Problem: Auf den Namen "Prada" hörte der vierjährige Rüde nicht, so dass er nach fleißigem Durchprobieren schließlich in "Ruben" umbenannt wurde. Ein weitaus größeres Problem: "Er knurrte die beiden an und biss die Frau bereits zweimal so in die Beine, dass noch immer blaue Zahnabdrücke zu sehen waren", sagt Mittler.

Dabei habe das Ehepaar mittleren Alters eigentlich Erfahrung mit Hunden, so die Tierheim-Leiterin. Ihr zufolge hatten die beiden zuvor sogar bereits einen eher schwierigen Hund bei sich aufgenommen - und nie ernsthafte Probleme mit diesem Tier.

Diensthundeführer der Polizei als Retter aus Notlage

Wie Mittler erzählt, verständigte sie dann die Polizei, die wiederum extra einen Diensthundeführer aus dem Feierabend holte. "Den Schilderungen der Leute zufolge bin ich von einem hochaggressivem Tier ausgegangen", sagt sie.

Vor Ort zeigte sich der Rüde der Tierheimleiterin gegenüber zwar verängstigt, aber nicht bösartig. "Durch ein extra aufgestelltes Schutzgitter hindurch ließ er sich sogar von mir streicheln", sagt sie. Der Diensthundeführer der Polizei sei trotzdem vorsorglich lieber mit Schutzanzug in die Wohnung gegangen, um den Hund zu holen. Ihm gegenüber "habe sich der Vierbeiner von seiner besten Seite gezeigt und sei vollkommen friedlich gewesen", teilte die Polizei später mit. Die Beamten brachten den Hund schließlich ins Tierheim.

Mittler wandte sich nach eigenen Angaben inzwischen an die deutsche Ansprechpartnerin der ihr unbekannten Tierschutzorganisation aus Dubai. Angeblich schicke diese nächste Woche eine Dame aus Berlin vorbei, die den vierjährigen "Ruben" bei sich aufnimmt.

Tierheim-Leiterin warnt vor Hunden aus dem Internet

Tauche diese nicht auf, steht ihm wohl ein längerer Aufenthalt im Tierheim bevor - denn für Problem-Hunde sei es oft schwierig, einen geeigneten Halter zu finden. Und es gebe immer mehr solcher Hunde in den Tierheimen. "Das ist ein echter Teufelskreis - ausgelöst durch unbedachte Hundebestellungen im Internet", sagt Bettina Mittler und warnt davor, sich nur anhand niedlicher Beschreibungen in Online-Inseraten ein Haustier auszusuchen. Es handle sich hier um Lebewesen und nicht um Objekte, die man wie beim Autokauf nach Farbe, Größe und Erscheinungsbild auswählt.

"Der Hund muss zum Halter passen", sagt sie. Gerade deshalb rate sie dazu, vierbeinigen Nachwuchs entweder im Tierheim oder bei einem seriösen Züchter zu holen. "Bei uns ist beispielsweise ein langsames Kennenlernen beim regelmäßigen Gassigehen oder auch ein Probewohnen mit dem gewünschten Tier möglich", sagt Mittler. Und sollte es wirklich überhaupt nicht passen, nehme man den Hund auch zurück.