Passau
Auch in der Region: Die Hebammen kämpfen um ihre Existenz

23.03.2017 | Stand 20.09.2023, 1:32 Uhr

Andrea Hackner misst bei einer Hochschwangeren die Herzfrequenz des Kindes. − Foto: Jäger

"Wir dürfen nicht mehr abwarten, das wäre eine Katastrophe für die Region." Andrea Hackner ist freiberufliche Hebamme und sie weiß erst seit kurzem, dass der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) schon wieder vorhat, Änderungen für Hebammen ins Spiel zu bringen.

Auch der Pockinger Detlev Werner, Frauenarzt und Vorsitzender des Ärzteverbundes Pocking, schlägt Alarm. "Sollte die Kürzung zutreffen, wäre dies das endgültige Aus für die Geburtshilfe in den meisten Gegenden Bayerns, besonders Niederbayerns und der Oberpfalz." Schon jetzt fänden die Kliniken kaum mehr Hebammen, die bereit sind, unter den jetzigen Bedingungen zu arbeiten. Werner weiter: "Wenn die Krankenkassen dies bewusst nochmal verschlechtern wollen, werden die Kliniken gar keine Hebammen mehr finden. Viele, gerade die kleineren, ländlichen, Geburtshilfeabteilungen werden schließen müssen."

"Die Versorgung von Gebärenden in Kliniken ist in Gefahr", warnt Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbands e. V. (DHV). Die Neuregelungen besagen neben einer Senkung der Vergütung, dass Beleghebammen im Schichtsystem in einer Klinik zukünftig nur noch zwei Frauen gleichzeitig betreuen dürfen. Jede weitere Leistung, selbst eine kurze telefonische Beratung, ist zukünftig nicht mehr mit den Krankenkassen abrechenbar.

Für Andrea Hackner und ihre rund 20 Kolleginnen in Passau, die jeweils zu dritt in einer Schicht arbeiten, würde das z.B. heißen, wenn neun Frauen betreut oder auf die Geburt vorbereitet werden müssen, dürften bei drei Frauen keine Leistungen abgerechnet werden. "Wie soll das gehen?", fragt Hackner. Wenn fachliche Hilfe im Kreißsaal ab der dritten Frau unentgeltlich erbracht werden müsste, so würden voraussichtlich weniger Hebammen diese Tätigkeit anbieten. Das bewährte System der freiberuflichen Beleghebammen würde durch diese Regelungen abgeschafft. Alternativen wie eine Festanstellung der Hebammen seien für viele kleinere Kliniken nicht realistisch aufgrund ihrer finanziellen Situation.



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