Trostberg/Rabenden
Anna Stadler und ihre Kollegen von der DAV-Sektion Trostberg: Sie vermissen die Berge

02.04.2020 | Stand 19.09.2023, 23:15 Uhr

Derzeit unmöglich: eine Mont Blanc-Besteigung, wie Anna Stadler (links) sie im Jahr 2016 mit der Jugendgruppe der Alpenvereins-Sektion Trostberg bewältigt hat. Mit 4810 Metern ist der Mont Blanc der höchste Berg der Alpen. −Fotos: privat (2)/dpa

Wandern, Klettern, Skitouren und vieles mehr in den wunderschönen Bergen: derzeit "dank" der Corona-Krise absolut nicht erwünscht beziehungsweise wegen geschlossener Grenzen auch gar nicht möglich. So kam unmittelbar vor dem vergangenen Wochenende – wohl auch wegen des frühlingshaften Samstags, der vor der Tür stand – nochmal der Appell von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, auf Ausflüge in die Berge zu verzichten. "Es ist nicht der Sinn der Sache, wenn Leute zuhauf meinen, in die Berge fahren zu müssen. Da rate ich dringend davon ab", sagte der CSU-Politiker.

"Ich halte mich auch daran. Da geht es gar nicht nur um ein mögliches Ansteckungsrisiko, sondern um die allgemeine Verletzungsgefahr, die man ja nie zu hundert Prozent ausschließen kann", sagt Anna Stadler, Jugendleiterin und Jugendreferentin der Alpenvereins-Sektion Trostberg. Die 26-Jährige aus Rabenden betont, "dass wir damit das ganze Gesundheitssystem entlasten können. Es muss ja gar nichts Schlimmeres passieren, es reicht ja schon, wenn einer umknickt und nicht mehr selbst ins Tal kommt". Dann seien Hilfskräfte vonnöten, die derzeit nicht verfügbar sind, weil sie anderweitig im Einsatz sind.

Anna Stadler selbst hat sich an diesem herrlichen letzten Märzsamstag trotzdem sportlich betätigt. "Klar war ich viel draußen in der Natur", betont sie, "ich war joggen oder spazieren, habe auch im Garten gearbeitet. Wir müssen da zurzeit eben alle vernünftig sein."

Ihre eigentlichen Hobbys beziehungsweise Lieblingsdisziplinen kann die Studentin aktuell nicht ausüben, wofür nicht nur sie – sondern der Großteil aller Bergfreunde – Verständnis zeigt. Das geht auch aus einer Aussage von DAV-Präsident Josef Klenner hervor, der in einer Pressemitteilung vom 20. März wie folgt zitiert wird: "Ich bin mir sicher, dass die Bergsportlerinnen und Bergsportler dieses Zeichen der Solidarität gerne setzen!"

Es nimmt schon fast groteske Züge an, dass Anna Stadler und ihr Bruder Daniel (29), zwei von sieben Jugendleitern der DAV-Sektion, mit einer zehn- bis 15-köpfigen Gruppe an Ostern eine Jugendtour in die Silvrettaregion, also ganz in die Nähe des Corona-Hotspots Ischgl, geplant hatten – die natürlich ebenso ausfällt wie alle weiteren in den kommenden Wochen vorgesehenen Aktivitäten. Auch die Geschäftsstelle an der Hauptstraße in Trostberg ist derzeit geschlossen.

"Es ist sehr schwierig, die Situation einzuschätzen, weil sich fast stündlich alles ändern kann", meint Anna, "ich hoffe natürlich trotzdem, dass wir so bald wie möglich wieder in die Berge dürfen. Doch vor Ende April oder dann irgendwann im Mai dürfte das einfach nicht realistisch sein." Mit dem Thema "Ischgl" habe sie sich auch deshalb gar nicht näher beschäftigt, "weil mir irgendwann sowieso klar war, dass unsere Tour abgesagt werden muss", sagt Anna Stadler, die übrigens an der Technischen Hochschule in Rosenheim im sechsten Semester Gesundheitsmanagement studiert.

Geschlossen ist zurzeit selbstverständlich auch die Trostberger Hütte, auf etwa 1400 Metern an der Südseite des Sonntagshorns gelegen.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie in der Ausgabe vom Donnerstag, 2. April 2020, im Trostberger Tagblatt und Traunreuter Anzeiger.