Salzburg/Bad Reichenhall. 100 Jahre alt – na und? Das ist für die Salzburger Festspiele ein Grund, im Jubiläumsjahr Corona zu trotzen und für Elisabeth Pottmann kein Grund, nicht mehr aufzutreten. Deshalb ließ sich die bekannte Pianistin, die in Bad Reichenhall lebt, nicht lange bitten, als Stefan Grafetstetter sie fragte, ob sie zugunsten von Salzburger Musikpädagogen spielen wolle, die wegen Corona derzeit in finanziellen Schwierigkeiten stecken.
Am Mozartplatz in Salzburg stand drei Tage lang ein Flügel. Unter dem Motto "Open Piano" durfte jeder sein Können zeigen beziehungsweise ausprobieren. Immer wieder wechselten die Interpreten. Nicht immer klappte alles ganz harmonisch, aber die Spenden kullerten für den guten Zweck in den Gitarrenkasten.
Eine große Fan-Gemeinde rund um das Musikinstrument zu Füßen des Denkmals von Wolfgang Amadeus Mozart wartete auf Elisabeth Pottmann, die 100-jährige weltgereiste Pianistin aus Bad Reichenhall, die "Grand Dame am Flügel", wie sie Andrea Andrée sie vorstellte. Elegant gekleidet, mit Perlen geschmückt und einen großen Hut auf dem zierlichen Kopf nahm die Künstlerin Platz, begann zu spielen und schien sogleich die Welt zu vergessen.
Elisabeth Pottmann bot ein buntes Programm, in dem auch Operettenmelodien und Oldies vorkamen. Mit leichter Hand zauberte sie fließende Übergänge und riss ihre Zuhörer förmlich mit. Bravorufe und viel Applaus waren der Künstlerin gewiss und als Stefan Grafetstetter ihr mit Blumen zu Füßen sank, waren alle hellauf begeistert. Wer nun aber dachte, in dem Alter sei man erschöpft der kennt Elisabeth Pottmann nicht: Sie ließ sich noch von Freunden und Bekannten ins Salzburger Nachtleben entführen. Schließlich wollte sie noch einen Aperol Spritz trinken, bevor sie wieder in ihr Zuhause im Betreuten Wohnen des BRK in Bad Reichenhall gebracht werden wollte.
Auf die Welt gekommen ist Elisabeth Pottmann, geborene Waldhans am 2. Mai 1920 in Budapest (wir berichteten anlässlich ihres Geburtstags). Schon in frühen Kinderjahren erhielt sie Musikunterricht. Mit sieben gab sie ihr erstes Klavierkonzert. Auch des Erlernen von Fremdsprachen gehörte zu ihrer Ausbildung – eine weise Entscheidung, sollte dies doch für die junge Frau entscheidend werden, um zunächst die Kriegszeiten einigermaßen unbeschadet zu überstehen und später ihre Karriere in alle Welt ausdehnen zu können. Sie wurde auf allen Kontinenten gefeiert und erinnert sich noch heute an viele Erlebnisse. Und sicher wird ihr dieser laue Sommerabend am Salzburger Mozartplatz mit vielen freundlichen begeisterten Menschen ebenfalls in guter Erinnerung bleiben – den Besuchern auf jeden Fall auch.
