Obernzell
Älteste Obernzellerin ist mit 100 Jahren gestorben

Maria Andorfer hatte sich zeitlebens sozial stark engagiert

22.02.2021 | Stand 23.02.2021, 11:27 Uhr

Auch mit 100 Jahren hatte die älteste Obernzeller Bürgerin Maria Andorfer noch viel zu sagen und zu erzählen. Das Bild war entstanden bei der Geburtstagsfeier im September. −Foto: privat

Im September 2020 hatte sie noch im Altenheim St. Josef ihren 100. Geburtstag gefeiert, in beneidenswerter geistiger Frische und voll interessiert am Geschehen der Zeit. Nun ist sie am Freitag nach einigen Tagen der Schwäche friedlich aus dem Leben geschieden. Maria Andorfer war die älteste Bürgerin des Marktes Obernzell gewesen.

Die Notzeiten der Weltwirtschaftskrise hatten ihre Jugend geprägt. Von Anfang an bestimmten Arbeit und Sparsamkeit ihr Leben. In der Mitte des Lebens ließen sie Fleiß und Frömmigkeit einige Schicksalsschläge verkraften. Im Alter beeindruckte sie mit Wissensdurst, Zufriedenheit und Genügsamkeit. Mit dabei war immer ein gesunder zielstrebiger "Dickkopf". So ließe sich der Lebensweg der Verstorbenen skizzieren. Immer im Vordergrund stand für sie Zeit ihres Lebens auch das Unterstützen diverser Hilfsorganisationen, um Not in der Welt zu lindern.

Maria Andorfer war am 27. September 1920 in Obernzell im ersten Stock des Hauses Goderer ("Tilly-Haus") in der Tillygasse auf die Welt gekommen. Sie war die jüngste Tochter der Eheleute Johann und Theres Andorfer. Ab Mai 1934 absolvierte sie ein Landjahr auf dem Hof Gerauer in Reding, danach war sie von 1936 bis Mai 1939 Hausgehilfin in Eging bei der Familie Graßl und in Obernzell bei der Familie Wimmer. Ab 1939 hatte sie dann eine Stelle als kaufmännische Angestellte bei der Firma Matthias Braunauer in Obernzell bekommen. Dies war eine Früchtegroßhandlung und Kohlenhandlung.

1954 folgte der berufliche Neubeginn bei der Firma Ludwig Bauer. In der Fleischfabrikation in Passau hatte sie als verantwortliche Angestellte die Bücher geführt. Nebenbei hatte sie an der Volkshochschule ihr Wissen erweitert. Anfang der 60er Jahre besuchte sie die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Regensburg. Sie schloss ab als Betriebswirtin.

Nach 27 Jahren bei der Firma Bauer kam der Ruhestand im Jahr 1980. Sie gönnte sich aber keine Ruhe. Sie half und kümmerte sich um Leute, die sich an sie wandten. Unermüdlich unterwegs war sie als langjährige Schriftführerin und Vorsitzende der KAB Obernzell. Sie hielt den Verein zusammen. Das Interesse an Neuem und das phänomenale Wissen über Menschen aus Obernzell und zu vielen Wissensbereichen zeichneten Maria Andorfer besonders aus. Mit Blick auf ihr Alter hatte Maria Andorfer ihr Haus längst verkauft. Sie genoss noch viele Jahren lang die Rundumversorgung im Altenheim.

Hier schloss sie nun am Freitag Abend friedlich für immer die Augen. Von ihr bleibt die Erinnerung an eine bescheidene und tüchtige Mitbürgerin, die immer ein Herz für die Schwächeren in ihrem Umfeld hatte. Mit viel Liebe und Sympathie war die Andorfer Mariele immer ihrem Heimatort Obernzell verbunden gewesen.

Bekannt war sie für ihre gesammelten Zitate und Lebensweisheiten. "Als Hausarzt nimm den Fleiß dir an, das ist der wahre Wundersmann", sagte sie oft. Ein weiterer Spruch: "Halt auch zwei Edelknaben noch, die in den Schlaf dich wiegen müssen: Es sind Gebet und gut Gewissen." Auch folgenden Satz führte sie oft im Mund: "Die Armen müssen sich den Himmel verdienen durch Geduld, die Reichen durch Almosen." Und mit folgendem Zitat sprach sie vielen aus dem Herzen: "Wenn man in die Seele eines Menschen schauen könnte wie in ein Antlitz, welche Sorgfalt würden dann die Menschen auf ihre Seele verwenden."