50 Jahre HB-Feinmechanik

Kuckucksuhren und Messtechnik für das Apollo-Mondlandungsprogramm

25.09.2018 | Stand 21.09.2023, 1:13 Uhr
Rüdiger Schernikau

475 Jahre Betriebszugehörigkeit: Die HB-Betriebsjubilare mit ihren Präsenten und Aufmerksamkeiten, eingerahmt von Geschäftsführer Edgar Freund (r.) und Prokurist Franz Heigl (l.) −Fotos: Schernikau

Metten. Innovation, Standhaftigkeit und Wachstum prägen seit fünfzig Jahren die außergewöhnliche Unternehmensgeschichte der Firma HB-Feinmechanik. HB steht für Helmut Bernhardt, der den Standort Metten am 1. Mai 1968 ins Leben gerufen hat. Die Unternehmer-Karriere des gelernten Uhrmachers aus Chemnitz startete zunächst in Berchtesgaden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Anfang der 1950er Jahre begann dort die Produktion von mechanischen Werken für Messinstrumente. 1960 gab es bereits 230 festangestellte Mitarbeiter und 1966 eine Verkaufsniederlassung in New York. 1968 schrieb man sich mit der Lieferung von Baugruppen für das legendäre Apollo-Projekt in die Geschichtsbücher der Raumfahrt ein. Am Freitagabend feierte die heutige Geschäftsleitung zusammen mit gut 300 Mitarbeitern und Ehrengästen, darunter auch Landrat Christian Bernreiter, der Mettener Bürgermeister Erhard Radlmaier und der ehemalige Bundestagsabgeordnete Barthl Kalb, das 50-jährige Bestehen des Standorts Metten in festlichem Rahmen.

HB-Geschäftsführer Edgar Freund eröffnete die Jubiläumsveranstaltung mit einem Zitat des Gründers Helmut Bernhardt, der 1977 mit seinem Privatflugzeug auf tragische Weise tödlich verunglückt ist: "Es würde mich mit Genugtuung erfüllen, wenn ich durch die Errichtung dieses Zweigwerks einen guten Beitrag leisten kann, die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bewohner des Marktes Metten und der umliegenden Gemeinden zu verbessern und gleichzeitig die Wirtschaftskraft des Marktes Metten zu heben."

Anlässlich des runden Firmen-Geburtstags überreichte Hans Meyer von der IHK Niederbayern eine Ehrenurkunde in Anerkennung der erfolgreichen Entwicklung und Verdienste um die niederbayerische Wirtschaft. Er unterstrich die Innovationskraft und verlässliche Präzision der HB-Feinmechanik, "eines Vorzeigebetriebs für die Region". "Wir sind sehr stolz, dass wir so eine innovative Firma bei uns in unserer Heimat haben", bekräftigte Landrat Christian Bernreiter. 1968, im Jahr der Gründung, sei Niederbayern das Armenhaus Deutschlands gewesen, heute sei es eine Premiumregion. Möglich wurde das "durch den Fleiß unserer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die immer treu zu ihren Firmen gestanden sind, die flexibel waren, die Überstunden gemacht und auch in schwierigen Zeiten angepackt haben".

"Der neu angesiedelte Betrieb war ein Segen für die angrenzenden Gemeinden, besonders jedoch für den jungen Markt Metten", konstatierte Bürgermeister Erhard Radlmaier. Für die Bewohner Mettens habe das aber auch Lärm, Rauch, Staub, schwer zu klärende Abwässer oder Schwerlastverkehr bedeutet. Hochqualifizierte Arbeitskräfte fänden wohnortnah sehr gute Arbeit. Seit Jahrzehnten bilde das Unternehmen Lehrlinge im technischen wie auch im kaufmännischen Bereich aus. Darüber hinaus würden Praktikanten aus der gegenüberliegenden Mittelschule jährlich ins Arbeitsleben eingeführt. Radlmaier erinnerte daran, dass das Unternehmen Arbeitgeber für viele Heimarbeiter, vor allem für Frauen, gewesen ist. "Es war nicht nur der größte Arbeitgeber, sondern auch einer der größten Gewerbesteuerzahler in der Marktgemeinde Metten", hob er hervor.

HB-Geschäftsführer Edgar Freund ließ in seiner kurzweiligen Firmenhistorie Höhepunkte und Meilensteine, aber auch dramatische Ereignisse Revue passieren. Mit der Zeit habe sich HB-Feinmechanik auf die Herstellung von Instrumenten-Laufwerken für die Druck-, Mess- und Regeltechnik spezialisiert und sei in diesem Geschäftsbereich zum weltweit größten Hersteller aufgestiegen. Insbesondere neu gewonnene Kunden in Übersee und Asien machten 1968 eine Kapazitätserweiterung unumgänglich. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort lenkten Wirtschaftsförderer den Blick von Oberbayern nach Niederbayern. Neben Metten seien auch Teisnach und Patersdorf im Gespräch gewesen. Den Ausschlag für Metten habe die Nähe zu Deggendorf und zum Gymnasium des Benediktinerklosters gegeben. Mit seiner Leidenschaft für Präzision und Zuverlässigkeit habe der Gründer Helmut Bernhardt die Entwicklung und Produktion von Modellflugzeug-Motoren sowohl für die Firma Graupner als auch für das US-Militär vorangetrieben, ebenso wie die Herstellung der ersten Erdbeben-Warngeräte. Seine Leidenschaft für die Luftfahrt wurde ihm 1977 zum Verhängnis, als er beim Landeanflug mit seinem Privatflugzeug tödlich verunglückte. "Es war das plötzliche und unerwartete Ende einer sagenhaften Unternehmerkarriere", konstatierte Freund. Frage man Wegbegleiter nach charakteristischen Merkmalen der Persönlichkeit Helmut Bernhardt, höre man immer wieder drei Wesenszüge: Er war ein brillanter Unternehmer mit Spürsinn für Geschäfte. Er hat komplizierteste Sachverhalte einfach darstellen können. Und er sei ein menschlicher Chef mit sozialer Ader gewesen. "Trotz größter Anstrengungen, das Unternehmen erfolgreich weiter zu führen, war der Verlust eines so talentierten und erfolgreichen Unternehmers schwer verkraftbar und es kam wie es kommen musste: 1983 stand die Firma kurz vor dem Konkurs", blickte Freund zurück.

Der große Zusammenhalt der Mitarbeiterschaft und die visionäre und zukunftsorientierte Haltung des damaligen Konkursverwalters habe das beinahe Unmögliche geschafft: "Es ging weiter." Am 1. Mai 1984 begann unter der Leitung von Karlheinz Gernand und Gernot Fuchs das zweite Leben der HB-Feinmechanik, die Zeit der Modernisierung, der großen Investitionen und des erneuten Mutes, wieder ein "Global Player" sein zu können. Der Erfolg erlaubte Investitionen in völlig neue Bereiche. 1990 wurde der erste Montage-Roboter mit einem Kamerasystem verbaut. Die Marke "RobotVision" gelte bis heute als Pionier dieser Technologie, betonte Freund. In der Folgezeit sei auch der Maschinenbau erwachsen geworden und HB-Feinmechanik habe sich zu einem anerkannten Spezialanbieter für komplexe Prüf- und Automatisierungslösungen in nahezu allen Industriebereichen entwickelt. Das Motto für die nächsten 50 Jahre des Unternehmens laute: "Wir alle werden uns weiter in die Riemen legen und rudern, denn 50 Jahre HB-Feinmechanik sind nicht genug. Wir wollen weiter wachsen und investieren für eine erfolgreiche und sichere Zukunft." Aktuell macht der Betrieb mit 260 Mitarbeitern einen Umsatz von 30 Millionen Euro.

HB-Feinmechanik will auch zukünftig mit hochqualifizierten Mitarbeitern im weltweiten Wettbewerb bestehen und setzt deshalb verstärkt auf die Ausbildung eigener Facharbeiter. Interessierte Jugendliche können sich für die Ausbildungsberufe Elektroniker für Automatisierungstechnik, Werkzeugmechaniker und Technischer Produktdesigner bis 19. Oktober bewerben unter personal@hb-fein.de.

JubilareAnlässlich der 50-Jahr-Feier ehrten die HB-Geschäftsführer Edgar Freund, Rainer Weber und Bonifaz Endraß zusammen mit Prokurist Franz Heigl und Betriebsratsvorsitzendem Roland Weiß langjährige Mitarbeiter. Die 19 Jubilare bringen es auf insgesamt 475 Jahre Betriebszugehörigkeit. Das zeige die große Loyalität zwischen Mitarbeitern und Unternehmen, ist sich die Firmenführung sicher. Viele der Auszubildenden und Mitarbeiter blieben Jahrzehnte im Unternehmen, bildeten sich weiter, entwickelten sich persönlich und fachlich und machten dabei auch Karriere. Die Geschäftsleitung dankte den Jubilaren für ihre Treue und ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg mit Präsenten und Aufmerksamkeiten. Die Jubilare mit 25, 40 und 45 Betriebsjahren erhielten darüber hinaus eine Urkunde der IHK.

Geehrt wurden für zehn Jahre Betriebszugehörigkeit: Thomas Hofbauer, Stefan Miethaner, Florian Mühlbauer, Daniel Reinhold und Daniel Stoiber; für 25 Jahre: Josef Frankl, Franz Probst und Klaus Wutz; für 30 Jahre: Erwin Baierl, Alois Grübl und Sonja Reger; für 35 Jahre: Brigitte Beutel, Andreas Biermeier, Michael Pledl, Gisela Staudinger und Roland Weiß; für 40 Jahre: Waltraud Baumgartner und für 45 Jahre Otto Frammelsberger. In die Rente verabschiedet wurde Josef Nadler.