44 Millionen Euro für diese Villa am Wolfgangsee

Die Berg-Seen-Idylle im Salzkammergut lockt seit jeher Reiche, Mächtige und Berühmte in die Region

18.03.2021 | Stand 21.09.2023, 5:18 Uhr
Jessica Hirthe

Die Luxusbleibe hat fünf Schlafzimmer, sieben Bäder sowie einen Wellnessbereich mit Fitnessstudio, Sauna und einen mit italienischen Glasmosaiksteinen ausgelegten Indoor-Pool. −Fotos: Moritz Ott/Airvision

St. Wolfgang. Was haben Kaiserin Sisi, Showmaster Florian Silbereisen, Schlagersänger Rainhard Fendrich, der russische Oligarch Roman Abramowitsch und die ehemaligen Skistars Andi Goldberger und Hermann Maier gemeinsam? Sie alle haben bzw. hatten eine Villa im Salzkammergut. Die Berg-Seen-Idylle zog die Reichen schon immer magisch an. Jetzt steht in St. Wolfgang eine selbst für diese Gegend enorm teure Luxusimmobilie, die eher ins Preissegment von Hollywood passt, zum Verkauf: eine Villa mit zehn Hektar Grund, eigenem See samt Zugbrücke, Kegelbahn und einem 230-Quadratmeter-Wellnessbereich für sage und schreibe 44 Millionen Euro.

"Das Besondere an diesem Objekt ist zum einen die Renovierung auf allerhöchstem Niveau und die absolute Privatsphäre", sagt Mark Hüsges, Geschäftsführer von "Engel & Völkers Salzburg", der die imposante Villa, die einem kleinen Schloss gleicht, derzeit im Portfolio hat. Das dürfte vor allem auch für Film- oder Musikstars interessant sein. Ob es bereits Interessenten gibt, darüber hält sich der Makler bedeckt.

Einen direkten Seezugang hat das Haus zwar nicht, dafür aber einen eigenen Schwimmteich mit Wasserfontänen, Grottendusche und Zugbrücke. Die dreistöckige Luxusbleibe hat laut Verkaufsexposé fünf Schlafzimmer, sieben Bäder, eine 73 Quadratmeter große Terrasse und zwei Wintergärten. Dazu einen Wellnessbereich mit Hamam, Fitnessstudio, Sauna und einen mit italienischen Glasmosaiksteinen ausgelegten Indoor-Pool. Es gibt auch eine Kegelbahn, eine Bibliothek, einen Herren- und einen Damensalon sowie einen Weinkeller. Das pompöse Anwesen wurde dem Vernehmen nach von einem Unternehmer aus Zypern aufwendig saniert und erst 2020 fertiggestellt. Warum er sich jetzt davon trennt, ist nicht bekannt.

"Der Wolfgangsee ist derzeit der beliebteste bei Leuten, die ein Liebhaberobjekt suchen", erklärt Marlies Muhr. Die Wahl-Salzburgerin verkauft seit mehr als 30 Jahren Luxusimmobilien und hat drei Büros in Salzburg, Kitzbühel und Wien. Ein Grund dafür sei: In St. Gilgen gibt es eine internationale Schule. In St. Wolfgang steht derzeit auch ein Ferienhaus mit 12 Schlafzimmern samt Jagdhütte und Bootshaus für 9 Mio. Euro zum Verkauf. Selbst eine vergleichsweise kleine 4-Zimmer-Wohnung direkt am Wolfgangsee kostet bereits mehr als 1,7 Mio. Euro. Immerhin hat man hier berühmte Nachbarn: Etwa Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz hat zwei Häuser am Wolfgangsee.

Von der Corona-Zeit würde man im Grunde profitieren: "Es gibt viel Kapital am Markt und die Menschen suchen ein Ziel in der Nähe." Das Preissegment steige immer weiter an. Wer ein Haus am See will, muss tief in die Tasche greifen, denn es gibt nicht viele Objekte am Markt. "Grund und Boden mit Seezugang sind begrenzt. Und wer ein solches Haus hat, trennt sich nicht so leicht. Viele Häuser sind seit Generationen in Familienbesitz", erklärt Muhr.

Der Attersee ist laut Muhr das teuerste Pflaster, der Traunsee war bislang eher ein Geheimtipp. "Doch auch hier ziehen die Preise an." Wenn es schon kein ganzes Haus am See ist, dann halt ein kleiner Privatstrand. "Immer wieder kommen kleine Seestreifen mit 300 bis 1000 Quadratmeter auf den Markt", sagt Muhr. Kostenpunkt: ab 250000 Euro. Erst vor wenigen Monaten sorgte die Versteigerung einer maroden Hütte auf einem Seegrundstück am Wolfgangsee für 755000 Euro für Schlagzeilen. Aktuell steht ein 1400-Quadratmeter-Grundstück mit 70 Meter Ufer am Mondsee für 3,7 Millionen Euro zum Verkauf.

Wer gibt so viel Geld für einen Platz am See aus? Im Fall der Mini-Hütte war es eine Rumänin. "Die Zeiten der einkaufsfreudigen Russen ist vorbei, weil sie ihr Geld derzeit nicht nach Österreich schaffen können", sagt Muhr. Es seien auch keine geldigen Asiaten oder Ölscheichs. "Die größte Zielgruppe sind derzeit Auslandsösterreicher, die ihr Geld irgendwo auf der Welt gemacht haben und jetzt ihren Lebensabend im Salzkammergut verbringen möchten." Sie hätte auch schon viele Promis hier angesiedelt. Wen? Darüber schweigt sich Muhr aus – "oberstes Berufsgebot".

Vor zwei Jahren hat sich etwa Florian Silbereisen nach seiner Trennung von Helene Fischer eine Villa in Tiefgraben am Mondsee gekauft. In der Nähe wohnt auch Ex-Skispringer Andi Goldberger mit seiner Familie. Der russische Oligarch und Besitzer des Premier League-Klubs FC Chelsea, Roman Abramowitsch, hat sich vor vielen Jahren für 15 Millionen Euro das Waldschlössl am Attersee gesichert. Unternehmerfamilien, Sportler, Großindustrielle, Politiker – die Liste ließe sich noch weiter fortführen.

"Die Sommerfrische feiert ein Revival", meint Muhr. Diese hat im Salzkammergut eine lange Tradition: Bereits ab 1822 kamen die ersten Kurgäste nach Bad Ischl, die die Wirkung von Salz und Sole nutzten. So wie Erzherzogin Sophie, die nach so einer Kur endlich Kinder zur Welt brachte. Einer davon war Franz Joseph I., der fast sein ganzes Leben lang jeden Sommer samt Hofstaat in Ischl verbrachte, auch in der Kaiservilla, einem Hochzeitsgeschenk seiner Mutter für ihn und seine Sisi. Doch nicht nur gekrönte Häupter verbrachten den Sommer gerne hier: Industrielle, Intellektuelle und Künstler entdeckten vor allem den Attersee für sich. Sich einfach nur ein Ferienhaus am See zu kaufen, ist jedoch nicht so einfach. Seit den 1990er Jahren gibt es bereits ein Gesetz, das regelt, dass es in einem Ort maximal 16 Prozent Zweitwohnsitze geben darf.

Und diese Zweitwohnsitze werden laut Josef Weikinger (ÖVP), Bürgermeister von Strobl, in den vergangenen Jahren auch wieder mehr genutzt. "Auch schon vor Corona kamen die Deutschen und Österreicher wieder mehr in ihre Feriendomizile – der Urlaub am Wolfgangsee wird wieder moderner." Die Reichen und Schönen sind für ihn gern gesehene Gäste oder Neu-Bürger: "Leute mit viel Geld geben auch viel Geld aus." Somit seien sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Das Salzkammergut als Lieblings-Urlaub der Reichen und Schönen – das kurbelt auch den "gewöhnlichen" Tourismus an. Wer zum Beispiel einen Eindruck der High Society und ihrer Häuser ergattern will, für den hat die Attersee Schifffahrt eine Sondertour im Programm: "Villen, Wein & Me(e)hr" heißt die zweieinhalbstündige Themenfahrt vorbei an den Schlössern und Landhäusern der Reichen und Berühmten.