Passau
200 neue Wohnungen: Streit um die Autos

10.07.2020 | Stand 21.09.2023, 4:08 Uhr

Wie viele werden mit dem Auto kommen ins neue Boardinghaus auf dem Hausmann-Gelände? −F.: Seider

Auf dem Grundstück des abgerissenen Autohauses Hausmann an der Neuburger Straße gegenüber dem DEZ ist ein Boardinghaus geplant. Die 42 Appartements sind zur kurzzeitigen Vermietung gedacht, ein Boardinghaus ist als Beherbergungsbetrieb eine Mischform zwischen Hotel und normalen Mietwohnungen. In der Spitalhofstraße ist ein neues Studentenwohnheim mit 155 Appartements bereits im Bau.

Die beiden Vorhaben mit insgesamt knapp 200 Kleinwohnungen haben eines gemeinsam: Der Stadtrat streitet darüber, wie viele Autostellplätze dafür erforderlich sind. Die größte Befürchtung ist, dass die Zahl nicht ausreicht, und die Autos der Bewohner dann in umliegenden Anwohnerstraßen geparkt werden.

Unter den Stadträten herrschen zwei grundverschiedene Meinungen: Den einen sind die für das jeweilige Objekt vorgegebenen Stellplätze zu wenig. Weil nicht jeder Student ein Auto hat und vielleicht nicht alle Bewohner eines Boardinghauses ihr Auto mitbringen, bleibt die Stadt in beiden Fällen weit unter der sonst gängigen Forderung ein Stellplatz pro Wohnung. Den anderen, namentlich den Grünen, sind die geforderten Autostellplätze aber zu viel. Sie sollten dem allgemeinen Umstieg auf andere Verkehrsmittel folgend reduziert und durch mehr Fahrradstellplätze ersetzt werden.

Klassische Zielgruppe eines Boardinghauses wie an der Neuburger Straße sind Mitarbeiter von Firmen, die für ein Projekt oder einen Auftrag nach Passau kommen. Es können aber auch Langzeitmieter wie Studenten sein oder Beschäftigte, die nur einen Zeitvertrag haben. Im Boardinghaus Neuburger Straße sind ein 100 Quadratmeter großer Gemeinschaftsbereich vorgesehen, in dem Frühstück und kleine Gereichte tagsüber angeboten werden, eine kleine Sauna, Ruhebereich auf dem Flachdach und Wäscheservice. Für die 42 Appartements gibt es 28 Autostellplätze in der Tiefgarage, zwei weitere im Freien. Zu wenig, sagten im Bauausschuss Josef Haydn, Josef Reischl (CSU), Hans-Jürgen Bauer, Fritz Gerstl (SPD) und Paul Kastner (ÖDP). "Von der Autofixierung wegkommen", forderten dagegen Boris Burkert und Dr. Stefanie Wehner (Grüne). Der Ausschuss verständigte sich einstimmig auf den Vorschlag von Bürgermeister Andreas Rother, eine Entscheidung über die Baugenehmigung zurückzustellen und mit dem Bauherrn noch einmal über die Stellplätze zu verhandeln.

Das Studentenwohnheim an der Spitalhofstraße hat einige Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss und 155 Appartements (davon 30 öffentlich gefördert), für die 66 Stellplätze in der Tiefgarage eingerichtet werden. Die Entscheidung über die Stellplätze hatte der Ausschuss bereits im Januar getroffen, trotzdem wurde erneut diskutiert. Zu wenig, monierten hier erneut Haydn, Bauer sowie Karin Kasberger (SPD). Burkert und Stefanie Wehner forderten weniger Autoplätze, aber jede Wohnung müsse einen Fahrradstellplatz haben.

Im Gegensatz zum Boardinghaus reiche beim Studentenheim die Zahl der Autostellplätze sehr wohl aus, befand Fritz Gerstl. Im übrigen könnten tatsächlich ungenutzte Autoparkplätze auch nachträglich leicht zu Fahrradparkplätzen umgestaltet werden.

Weil die Stellplatzfrage jedoch im Januar bereits entschieden war, erteilte der Ausschuss ungeachtet der neuen Diskussion dem Studentenwohnheim einstimmig die Baugenehmigung.