Vilshofen
200 Gänse und kein Braten

01.09.2014 | Stand 19.09.2023, 5:59 Uhr

Besonders verschmust sind der Riesenbrahma Kuschel und die Lockengans Ruppert, die derzeit in der Mauser sind. Ab Oktober schmücken Ruppert wieder lange Federlocken. Drei Generationen züchten bei den Kammerls Geflügel. Emmeline Kammerl (14) und ihre Oma Cassandra lieben die Tiere über alles. − Foto: Ehrenhauser

Gänse, Hühner und Enten so weit das Auge reicht. Im Garten um das Haus der Familie Kammerl wimmelt es geradezu vor 200 seltenen Geflügelrassen. Von den Großeltern bis zu den Enkelkindern: Die ganze Familie ist in die Zucht involviert. Cassandra Kammerl (58) ist stolz auf die drei Generationen von Vogel-Liebhabern. Ihre Enkeltochter Emmeline (14) ist den Sachsenenten verfallen. Seit zwei Jahren züchtet sie selbst. Jedes Familienmitglied hat seine eigene ausgefallene Rasse. Cassandra Kammerls große Liebe sind Lockengänse. "Das sind wunderschöne Tiere. Mit ihren langen Locken sehen sie so stylisch aus."

Vor 25 Jahren haben sich die gebürtige Amerikanerin und ihr Mann Gottfried am Rande Vilshofens einen Traum erfüllt und eine Oase für sich und ihre Tiere geschaffen. Während des Studiums in Deutschland lernte die damals 28-Jährige beim Jobben in einer Münchner Discothek ihren zukünftigen Mann kennen. Schließlich wurden sie in Vilshofen sesshaft. Zuvor hatte die ehemalige Tierarzthelferin das Leben eines Zugvogels geführt. Ihre Mutter war Deutsche, der Vater bei der US Army. Alle zwei Jahre wurde er versetzt, die Familie zog mit. Ein internationales Leben, das in Vilshofen zur Ruhe gekommen ist.

Doch von Ruhe keine Spur, wenn die 200 Rassegänse, -hühner und -enten in den verschiedenen liebevoll angelegten Gehegen umherschwirren. Auf gut 2000 Quadratmeter können sie sich zwischen zwei Teichen und mehreren Obstbäumen frei bewegen.

Ihre Liebe zu den Tieren hält Oma und Enkeltochter davon ab, sie zu essen: "Alles, was einen Namen hat, kommt niemals in den Kochtopf." Namen haben die Hälfte der Vögel. Mit ihnen wollen sie weiterzüchten. Sie sind liebevoll gepflegte Familienmitglieder. Aber auch diejenigen, die nicht zur Zucht geeignet sind, schließt die 58-Jährige in ihr Herz. Manche Züchter würden einen Vogel, nur weil er nicht die richtige Farbe habe, kurz nach der Geburt umbringen. "Bei uns dürfen auch diese Tiere ein glückliches Leben führen." Komplett ausgewachsen würden sie dann jedoch verkauft – und im Zweifelsfall auch geschlachtet. Ihr eigenes Geflügel könnte die Amerikanerin jedoch nicht essen. "Das bringe ich nicht übers Herz. Ich liebe Tiere fast noch mehr als Menschen."

Mehr dazu lesen Sie am 2. September im Vilshofener Anzeiger.